Wovenhand im Salzburger Rockhouse

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Ich hätte gewarnt sein können. Die aktuelle Platte „Refractory Obdurate“ ist viel unmittelbarer und zupackender als das zum Vergleich herangezogene „The Threshing Floor“. Nicht umsonst hat sich David Eugene Edwards mit Neil Keener (Planes Mistaken for Stars) einen Post-Hardcorler für die Arbeit am Bass geschnappt. Und Produzent Sanford Parker kennt sich sehr gut mit menschlichen Abgründen und der Finsternis des Black Metal aus (Nachtmystium, Twilight). Zwar stehen Wovenhand immer noch für Folkrock und Alternative Country, aber Songs wie „Hiss“ fänden mit einem grölenden Sänger auch ihren Platz auf einem Metal-Album.

Auch die Salzburger Vorband Our Survival Depends On Us machten mit ihrem Sludgemetal/Postrock klar, das es an diesem Abend keine Lagerfeuerromantik geben würde. Als Wovenhand nach kurzer Umbaupause loslegten, wurde es laut. Mir fällt es auch rund 24 Stunden später noch schwer, das Gesehene und vor allem das Gehörte in Worte zu fassen. Dieses organische Gebilde aus Folk, Americana, Alternative Country, Post Rock und Metal war drückend und unglaublich wuchtig. Dieser Organismus formte die Basis für Edwards introvertierte, spirituelle Selbsterfahrung. Der Sänger ging in seiner Musik auf, sang vorwiegend mit geschlossenen Augen und nahm nur sporadisch Kontakt mit dem Publikum auf. Ich habe mir sagen lassen, dass dies allerdings nicht ungewöhnlich ist. Ich fand diesen Mann mit Hut, schwarzem Hemd und Cowboystiefeln auf jeden Fall sehr charismatisch und faszinierend. Seine Fingergesten und Bewegungen waren mitunter etwas befremdlich, aber sie fügten sich in den Gesamteindruck.

Wovenhand sind auf der Bühne definitiv ein Erlebnis. Dieser Tanz zwischen Introvertiertheit und mühsam gezügelten Wutausbrüchen ist auch für das Publikum eine körperliche Erfahrung. Vielleicht hätten ein oder zwei ruhigere Songs das Set in seiner monolithischen Wirkung ein wenig aufgelockert. Aber Fun ist ja bekanntlich ein Stahlbad.

Foto: tomekmusic, CC-Lizenz


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