Spätestens seit der Veröffentlichung der EP “Creature Songs” gehören Wolf Alice um Frontfrau Ellie Rowsell zu den interessantesten Newcomern der letzten Monate. Die bisherigen Songs boten eine aufregende Mischung aus Indie, Shoegaze und Grunge mit einer guten Portion Pop.
Natürlich waren die Erwartungen an dieses Album hoch, auch bei mir. So schrieb ich vor knapp zwei Wochen: Eigentlich können Wolf Alice nach diesen ganzen großartigen Songs, die sie bisher veröffentlicht haben, auf ihrem Debüt gar nichts mehr falsch machen.
Vielleicht hätte ich mich selber ein wenig einbremsen sollen, was die Erwartungen an das Debütalbum einer noch recht frischen Band aus London angeht. Und so passierte, was eigentlich abzusehen war: ich hörte das Album, nickte hier und da mal mit dem Kopf, ließ den Fuß ein wenig wippen und wartete. Auf was? Auf meine Begeisterung, auf das selige Grinsen.
Aber beides blieb aus und ich schaute ernüchtert auf den Bildschirm meines Smartphones. Das war es jetzt? So einfach ließ ich mich allerdings nicht entmutigen, denn es konnte nicht sein, was nicht sein durfte. Nach ein paar weiteren Runden wuchsen die einzelnen Songs dann doch zu einem Album zusammen und die vorab bekannten Singles erwiesen sich nach wie vor als großartige Songs.
„Bros“ ist zum Beispiel ein Meisterwerk, welches von Produzent Mike Crossey zwar ein wenig zu heiß gebügelt wurde, aber trotzdem überzeugen kann. Dieser Song hält das locker aus. Obgleich ich anmerken muss, dass mir die etwas rauere Version besser gefallen hat. „Fluffy “ wurde im Studio ebenfalls einer (in diesem Fall passenden) Verjüngungskur unterzogen, welche dem Song äußerst gut zu Gesicht steht.
Weitere Highlights sind das wütende „You’re A Germ“, das getriebene „Giant Peach“ oder das sphärische „Silk“.
Die hörbaren Einflüsse auf diesem Album reichen von Nirvana, The Pixies und Stone Roses bis zu den Cocteau Twins und sorgen dafür, dass die Musik auf unbestimmte Art immer vertraut klingt. Wolf Alice reichen mich von Referenz zu Referenz, von eigener Idee zu eigener Idee, von Song zu Song und lassen mich dabei immer knapp über dem Boden schweben. Aber sie sorgen auch dafür, dass mir ein wenig die Erdung fehlt.
So fällt es mir immer noch schwer, „My Love Is Cool“ als Gesamtwerk wahrzunehmen. Sie haben ihren Sound in den vergangenen Monaten auf jeden Fall erweitert, aber das macht es schwierig, den originären Wolf Alice-Sound zu bestimmen. Vielleicht ist das aber ganz gut so. Denn der Kampf gegen das Erwartbare ist einer, den ich gerne unterstütze.
Wolf Alice lassen mich am Ende mit dem Verlangen zurück, noch mehr knarzende Riffs, flirrende Melodien und mitreißende Gesangslinien zu hören.
8/10
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