The Palms: die unbekannten Palmen

Es gibt ja bekanntlich etliche Musikblogs. Bei den richtig grossen arbeiten bis zu zwanzig musikverrückte Blogger, welche nahezu jede Band, jedes Genre, jeden Song in ihren prallgefüllten Web-Archiven verewigen. Umso ungewöhnlicher ist es, wenn man eine Band entdeckt, deren Bekanntheitsgrad noch tief genug ist, dass noch (fast) niemand darüber geschrieben hat.

Die Rede ist von The Palms. Kennst du nicht? Hab ich’s mir doch gedacht! In Anbetracht der Jahreszeit möchte ich dir ihren Sound aber keinesfalls vorenthalten, denn der passt in den Sommer wie die Faust aufs Auge.

Johnny Zambetti und Ben Rothbard heissen die zwei Herren, die aus dem sonnigen Los Angeles in Kalifornien stammen. Die beiden haben im Januar 2010 die Band Terraplane Sun gegründet, welche mit Songs wie ‚Ya Never Know’ in der Indie-Szene für Furore gesorgt hatten. Plötzlich hörte man von der fünfköpfigen Band allerdings nichts mehr.

Doch dann, wie aus dem Nichts, erschienen die unbekannten Palmen! Auf Soundcloud kann man ihre gleichnamige Debut EP anhören und auf Bandcamp kann man sie kaufen. „Alternative“, „Hip Hop“, „Dream Pop“, Indie Folk“, „Indie Pop“, so lauten ihre Tags auf Bandcamp und tatsächlich bringen es die zwei fertig, die verschiedenen Genres in einen sommerlichen Musikcocktail zu vermischen.

Bezeichnend dafür ist der erste Song der EP „Forever“. Psychedelisch verträumter zuerst, wandelt sich der Track schnell in einen Multi-Genre-Ohrwurm. Die Strophen sind mit einem Piano hinterlegt, Zambettis Reime gleichen denen eines Rappers und die Bridge lässt gar ein paar Synthesizer zu.

Deutlich rassiger kommt „House of Cards“ daher, dessen Unbeschwertheit einen nahezu dazu zwingt, mit den Finger mitzuschnippen. Eine ganz andere Gefühlslage vermittelt das nächste Lied „Push Off“. Ein melancholischer Zambetti, begleitet von einer akustischen Gitarre erzählt von seinen Leiden und verkündet „Don’t think you can play with my mind, ‚cause that’s all mine“. Zum Schluss des Songs zeigen uns The Palms, dass sie selbst deprimiert noch unglaublich eingängig sind. Eingeleitet von einer Piano-Bridge, die auch noch Jazz (!) in die Mixtur bringt, lässt sich das Finale des Songs umso mehr geniessen.

Übrigens, der aus San Diego stammende Elektro-Producer hat „Push Off“ seinen eigenen Style einverleibt und das Resultat lässt sich durchaus sehen. Und der Bonus obendrauf, der Remix ist als gratis Download bereit gestellt.

Nun aber zu meinem Highlight auf der EP, „Headphones“. Stell dir vor, du befindest dich im Cabrio mit ein paar Kolleginnen/Kollegen und fährst unter stahlblauem Himmel Richtung Strand. Dieser Song ist der perfekte Soundtrack dazu. Zweifellos, „Headphones“ ist ein Lied für den Sommer schlechthin. Deutlich gitarrenlastiger, mit erhöhtem Tempo und einem „Uh-uh-uh-uh“-Gesang, das einem für Stunden im Ohr hängen bleibt.

Wie vielseitig der Sound der zwei Amerikaner ist, beweisen sie auch beim letzten Song „Revolution“, der von einer Synth-Baseline getragen wird. Weniger Gitarre, dafür wieder mehr Piano, und die einzigartige Stimme von Zambetti machen auch diesen Track zu einem Highlight.

Ja, The Palms haben eine fantastische erste EP hergezaubert. Eine EP, die zeigt, dass man auch zu zweit ganz schön vielseitigen Sound kreieren kann und wohl früher oder später zurecht von allen Musikblogs der Welt umschwärmt wird.

The Palms: Website, Facebook, Bandcamp, Soundcloud

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