The Notwist – Vertigo Days

Seit Tagen schon versuche ich in Worte zu fassen, was mich an der neuen Platte von The Notwist begeistert. Aber ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich Vertigo Days einfach nur höre. Denn nach dem kurzen Intro Al Norte und den ersten zarten Piano-Akkorden passiert etwas: mich durchströmt ein Glücksgefühl.  

Diese Kombination aus Indie-Rock-Gitarren, elektronischen Bleeps, treibenden Rhythmen, tiefen Bässe und Markus Archers fast körperlosem Gesang lässt mich zufrieden lächelnd aus dem Fenster blicken und das letzte Jahr fast vergessen. 

Eine einfache und ergreifende Melodie möglichst komplex und verschachtelt zu präsentieren war schon immer der Kern der Musik von The Notwist. Auch die neuen Songs auf Vertigo Days machen da keine Ausnahme. Hinzu kommen diesmal allerdings neue Töne und eine Handvoll Gäste. 

Sie bereichern den Klangkosmos mit stimmungsvollen Jazzelementen und tollen Gesangseinlagen. Am meisten beeindruckt mich immer wieder Ben LaMar Gay in der zweiten Strophe Oh Sweet Fire: ein großartiger Sänger, der den Song in eine komplett neue Richtung lenkt.  

Auch der Gastauftritt der argentinischen Sängerin Juana Molina in Al Sur hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Was wäre aber ein Notwist-Album ohne diese ganz speziellen Weilheim-Hits? Davon gibt es auf Vertigo Days einige: Exit Strategy To Myself, Into Love / Stars (vor allem die zweite Hälfte Stars, dieser Bass ♥), Sans Soleil.

Die melancholischen Glanzstücke sind dieses Mal Night’s Too Dark und Loose Ends. Dazwischen das perkussive Al Sur, das krautige Ship und das zerbrechliche Into The Ice Age. Eine gelungene Kombination aus neuen Klassikern und experimentellen Expeditionen.

Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster: ich wäre überrascht, wenn ich in diesem Jahr ein Album hören würde, welches gekonnter und zärtlicher konstruiert wäre als dieses.

9/10


Kommentare

Eine Antwort zu „The Notwist – Vertigo Days“

  1. Avatar von Roland
    Roland

    Schön geschrieben, danke dafür. Meine Gefühlslage ist bei diesem Album sehr ähnlich, ich finde es einfach schön und dieses Glücksgefühl kenn ich auch. Mein persönliches Highlight seit langem.