Meine Liebe zu The National fing vor über 12 Jahren recht unspektakulär an. Ich stellte im Rahmen der Reihe MP3 der Woche den Song All The Wine vom Album Alligator vor.
Damals schrieb ich: „Netter Song, werde auf jeden Fall mal in die ganze Platte reinhören. Das tat ich auch, und ich war begeistert.“
Alligator wurde für mich zum unverzichtbaren Album, zur Nummer 1 auf der Liste für die Insel. Natürlich legte ich mir auch den Vorgänger und das Debüt zu, aber gerade auf der ersten Platte war die Band noch auf der Suche, verhalten, zaghaft und unsicher.
Auf Sad Songs For Dirty Lovers deuteten sie ihre Größe mit Songs wie Slipping Husband, Lucky You oder Murder Me Rachel bereits an. Alligator war dann ihr erstes Meisterwerk.
Es sollten mit Boxer, High Violet und Trouble Will Find Me weitere folgen. Das Sonwriting wurde ausgefeilter, die Band arbeitete an ihren Trademarks, ließ diesen und auch jenen Trend einfach links liegen und folgte ihrem Weg.
Ich verfiel den New Yorkern, dir mir mit jeder neuen Veröffentlichung weitere Hymnen lieferten. Ich taumelte auf jedem Album zwischen Euphorie, Trauer, Glückseligkeit und Empathie.
Natürlich wuchsen auch meine Erwartungen, und ich musste mir gerade die letzte Platte Trouble Will Find Me ein wenig erarbeiten, aber auch das meisterte ich und vor allem die Band mit Bravour.
Knappe vier Jahre später war ich wieder voller Erwartungen. Und ich wurde auch diesmal nicht enttäuscht, auch wenn meine Befürchtungen im Vorfeld größer als sonst waren. Die Band sprach in Interviews von einem ‚Anything Goes Spirit‘, und der erste Song The System Only Dreams In Total Darkness präsentierte sich ungewöhnlich. Ein Frauenchor-Sample zu Beginn, dieses quietschende Gitarren-Riff und zum Ende sogar ein Solo!
Das komplette Album Sleep Well Beast ist zu Beginn befremdlich. Neben Gitarrensoli gibt es noch programmierte Beats, Samples und Loops zu hören. Aber mit jedem Durchlauf verdichtet sich der Sound, die ungewohnten Geräusche werden absorbiert.
Zu Beginn war ich baff, aber die Wiederholung brachte Gewöhnung und Begeisterung. Was mir besonders gut gefällt ist die Vielfältigkeit. Denn auch wenn High Violet und Trouble Will Find Me großartige Werke sind, ein wenig hatten es sich Berninger und die zwei Brüderpaare im melancholischen Midtempo bequem gemacht.
Natürlich entfernt sich die Band auch auf ihrem siebten Studioalbum nicht meilenweit von ihrem erarbeiteten Schema, aber sie reichern die Stücke mit den bereits erwähnten Zutaten an.
Der lupenreine 90er-Rocker Turtleneck etwa erinnert an Nick Cave, das percussive I’ll Still Destroy You bringt sie in die Nähe von Radiohead oder The Notwist.
Am Ende liefern The National wieder einmal 12 wunderschöne Songs mit ein paar zukünftigen Klassikern. Für mich gehören z.B. Guilty Party, The Day I Die, The System Only Dreams In Toal Darkness und Empire Line dazu.
Und jetzt entschuldige mich bitte, ich setzte meine Kopfhörer wieder auf und tauche ab.
Kommentare
4 Antworten zu „The National – Sleep Well Beast (Review)“
Weltklasse! Was die immer wieder abliefern! The National…..ein Garant für High-Quality. Start Entwicklung und nach wie vor deren Stil.
Gutes Review was dun da geschrieben hast Nico!!!!
Hey mic, vielen Dank. Und natürlich stimme ich dir zu!
Kann man so nur unterschreiben! Das Album wird mit jedem Durchlauf tatsächlich besser und gerade die neuen – ja gewöhnungsbedürftigen – Elemente, gefallen immer mehr.
Wirklich sehr, sehr stark!
Hallo Jonas,
du hast recht: gewöhnungsbedürftig, aber sehr stark.