The Libertines – All Quiet On The Eastern Esplanade

Nicht mehr so rotzig wie früher, aber immer noch schmissig: The Libertines mit ihrem vierten Album.

Die gemeinsame Zeit der Libertines Anfang des neuen Jahrtausends war kurz und aufregend. Sie wurde maßgeblich von Pete Dohertys Lebensstil und diversen Titelblättern geprägt.

Trotzdem gelang es der Band, mit nur zwei Alben ihre Spuren in der britischen Musikgeschichte zu hinterlassen und zum Mythos zu werden. Ihr Debütalbum Up The Bracket ist ein wahrgewordener Traum für jede aufstrebende Band, randvoll mit rohen Punk-Hymnen und grandiosen Rock’n’Roll-Momenten.

Auch ihr zweites Album The Libertines konnte mit dem beeindruckenden Debüt mithalten, obwohl sich innerhalb der Band schon einige Auflösungserscheinungen zeigten. Die Spannung zwischen den beiden Charakteren Carl Barat und Pete Doherty erreichte irgendwann ihren Höhepunkt. Fast zwangsläufig folgte irgendwann die Trennung, und die beiden Musiker gingen mit den Babyshambles und den Dirty Pretty Things getrennte Wege.

Sie hinterließen zwei großartige Alben und eine Menge enttäuschter Fans. Aber die Zeit heilt nicht nur Wunden, sie kann auch Streitigkeiten aus dem Weg räumen und dafür sorgen, dass sich Menschen entwickeln. Irgendwann traten sie wieder gemeinsam auf und veröffentlichten ihr gelungenes Comeback-Album Anthems for Doomed Youth.

Für den Nachfolger All Quiet On The Eastern Esplanade haben sie sich wieder fast eine Dekade Zeit gelassen. The Libertines sind ruhiger und vernünftiger geworden und waren bei den Aufnahmen laut eigenen Aussagen nüchtern.

Das Ergebnis klingt dann auch nicht mehr rotzig, aber immer noch schmissig. So einen Opener wie Run, Run, Run muss man erst einmal aus dem Ärmel schütteln. Ich habe bei solchen Songs immer eine britische Kneipe vor meinem inneren Auge, mit lautem Gegröle und Menschen, die sich angetrunken in den Armen liegen.

Es gibt weitere Songs gleichen Kalibers (I Have A Friend, Oh Shit, Be Young), aber auch viele Midtempo-Nummern und Balladen samt Streichern und hier und da auch Chören im Hintergrund.

All Quiet On The Eastern Esplanade ist eine erwachsene Platte geworden, welche die Vergangenheit nicht leugnet und voller Zuversicht in die Zukunft weist. Sehr unterhaltsam und kurzweilig.

8/10