Ash & Ice ist der Nachfolger von Blood Pressure aus dem Jahr 2011, an dem The Kills über einen Zeitraum von fünf Jahren gearbeitet haben. Ein Grund für diesen langen Zeitraum war sicherlich Jamie Hince‘ Hand.
2013 zog er sich eine Verletzung zu, und seitdem kann er einen Finger der linken Hand nicht mehr benutzen. Er musste das Gitarrespielen wieder neu lernen.
Nun frage ich mich natürlich, ob dieses Umlernen Auswirkungen auf die Songs hat. Aber entweder kenne ich mich einfach nicht aus, oder ich bin ein Banause. Für mich klingen die Songs ganz eindeutig nach The Kills.
Ein simpler Beat, ein extrem eingängiges Blues-Riff, eine mitreißende Hookline. Strophe, Refrain, Break. Dieses Prinzip haben The Kills im Laufe ihrer 16jährigen Karriere kultiviert, und auf dem neuen Album Ash & Ice weichen sie von dieser Blaupause bei den meisten Songs maximal ein paar Millimeter ab.
Die bereits vorher veröffentlichten Songs Doing It To Death und Heart Of A Dog eröffnen dieses Album und ziehen mich in diesen reduzierten Klangkosmos, welchen ich über die Jahre lieben lernte. Das erste Hihglight ist dann Hard Habit To Break.
Ein rastloser Samba-Beat treibt diesen Song voran; Jamie Hince hält sich lange zurück und lässt den Bass seine zum Tanzen auffordernde Arbeit verrichten. Wenn die Gitarre dann einsetzt, entsteht einer dieser besonderen Momente, die sich inzwischen zum Markenzeichen des Duos entwickelt haben.
Ein weiteres Markenzeichen ist das erstklassige Rhythmusgefühl. Auch wenn die Beats programmiert sind, klingen sie organisch und bilden das Herzstück der drängenden Songs. Darum gruppieren sich Bass, Gitarre und Gesang. Es gibt auf diesem Album nur wenige Ausnahmen.
Echo Home und That Love bilden wohltuende Inseln der Besinnlichkeit. Echo Home ist ein reduziertes Duett mit leiernder Gitarre, welches Jam-Atmosphäre versprüht. Bei That Love wird Alison Mosshart nur von einer Akustikgitarre und einem Piano begleitet, welches nach einem dieser alten Klaviere in diversen Western klingt.
Die Großtat von Ash & Ice ist allerdings Siberian Nights. Dieser Song entstand während einer achttägigen Fahrt in der Transsibirischen Eisenbahn, in die sich Jamie Hince auf der Suche nach Inspiration setzte. Herausgekommen ist ein Song, der die Energie dieses Albums verdichtet und wie immer mit effektivem Gitarrenspiel und treibenden Bassläufen aufwartet.
“Am I too close for comfort?” fragt Mosshart in diesem Song. Keine Sorge, ich fühle mich äußerst wohl. Die Songs brauchten dieses Mal zwar ein wenig länger, um zu zünden, aber sie haben es schlussendlich doch noch geschafft.
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