So lang ist es noch nicht her, dass neben mir im Englisch-Seminar, dass ich für das ‚Lehramt an der Oberstufe – Allgemeinbildende Schulen‘ belegen musste, der auf den ersten Blick schüchterne, gleichwohl mit einer modernen und anglophilen Frisur ausgestattete Till saß. Irgendwann ergab ein Wort das andere und Till gab mir die erste CD seiner Band ‚Ocker‘ gegen ein kleines Entgelt. Was ich dort hörte, mochte ich. Nicht zu verspielte Instrumentalmusik von Menschen, die New Order offensichtlich nicht schlecht finden. Und dazu keine Dummheiten, was bei der ‚ersten Platte‘ ja eher selten ist. So ist das Problem vieler Bands schließlich, dass eigentlich gute Musik oft mit unerträglichen Texten kombiniert wird. Ocker hatten dieses Problem auf ihrer ersten CD dadurch gelöst, dass alle Stücke kurz mit ihrem Titel angesagt wurden, danach allerdings kaum noch Gesang enthielten. – Inzwischen haben sich unsere Wege getrennt und ich weiß nicht, ob Till noch akademischen Weihen nachjagt. Aber auf finetunes ist Ockers neue CD gerade ‚Album der Woche‘; Grund genug, dieses Album hier zu empfehlen.
Die neue Platte (Public Transport) – soviel vorweg – traut sich mehr Gesang zu. Aber das funktioniert hervorragend. Die Musik ist noch unaufgeregter als die letzte Platte (auch Toni Kater singt einmal mit – das mag neben den oben erwähnten New Order ein Anhaltspunkt dafür sein, was für Musik einen hier erwartet). Mir kommt die Platte insgesamt wirklich zurückhaltend und somit fast unmodern vor: während sich manche neue Band gerne in den allgemeinen Gitarrenmusik-Hype einreiht, machen Ocker überlegte Pop-Musik, die Drive hat und Spaß macht, aber sich kaum um das schert, was gerade hip ist.
Problematisch ist nur, dass einen leider auch wenig überrascht. Alles ist hübsch ausgearbeitet, aber nach der ganzen Platte will man doch wieder etwas mit mehr Ecken und Kanten hören. Ein wenig zuviel vom kleinsten gemeinsamen Nenner. Und auch die tollen Bassläufe, die mir auf der ersten CD viel Spaß bereitet haben, finden sich hier erst auf Track 11. Alles in allem also reinhörenswert; aber nicht so gut, wie ich gehofft hatte.
Wertung: 6 von 10
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