Einmal im Monat schaue ich auf meine Last.fm-Statistik und stelle euch vor, was ich in den vergangenen 30 Tagen gehört habe. Die zehn am meisten gehörten Alben stelle ich mit ein paar Worten vor, die anderen werden aufgelistet. Es handelt sich im Grunde um Kurzkritiken, was ungemein praktisch ist, da ich nicht zu jeder gehörten Platte eine Kritik verfasse, teils aus Zeitmangel, teils aus fehlender Überzeugung. Im Juni hörte ich aber fast ausschließlich gute bis großartige Musik.
Schau dir meinen Musikgeschmack an.
Clap Your Hands Say Yeah – Only Run
Ich habe das Gefühl, dass Mastermind Alec Ousnworth seinen Ideen hier freien Lauf lässt. Es gibt viele Flächen zu erkunden, Sounds zu erforschen und kleine Melodien zu entdecken. Die Ohrwürmer alter Tage gehören damit der Vergangenheit an. Ich persönlich mag dieses Album, denn ich habe auf unbestimmte Weise das Gefühl, das es gar nicht viel von mir verlangt. Und sich damit umso mehr aufdrängt.
7/10
The Antlers – Familiar
Ich würde so gerne ähnlich berührende Worte finden; ähnlich berührend wie die Musik, die mich hier umarmt. Mir fehlen einfach die Worte für dieses Meisterwerk aus ineinander fließenden Kompositionen, herzerwärmenden und zugleich unfassbar traurigen Melodiebögen und wundervoll gewebten Instrumentalpassagen. Mit seinen 53 Minuten und dem absoluten Fokus auf langsame Stücke fordert Silbermann geduldiges und intensives Zuhören. Wären da nicht die bereits erwähnten luftigen Arrangements, würde sich das alles vielleicht aufgebläht und überladen anfühlen. Aber den neun Songs wohnt eine Leichtigkeit inne, die sie wie kunstvolle, kristalline Gebilde im Sonnenlicht schimmern lässt.
9/10
Lana Del Rey – Ultraviolence
Eins könnt ihr mir glauben: hätte mir jemand vor ein paar Wochen gesagt, dass ich einmal Lana Del Rey gut finden würde, ich hätte ihn ausgelacht und mit dem Zeigefinger an meinen Kopf getippt. Aber ich muss zugeben, dass mich dieses Popalbum überzeugt hat. Allen voran die Songs „Brooklyn Baby“ und „West Coast“ mit seinem genial verschleppten Refrain. Ich zitiere Christoph: Del Reys augenfälliger Glamour ist lediglich Vehikel, um Amerikas bedingungslose Träume und Zusammenbrüche zu sezieren. Auch deshalb darf – ja, muss – man Ultraviolence als eines der großen Alben dieses Jahres bezeichnen.
8/10
What Moon Things – What Moon Things
Ein wenig Post Punk mit unterschwellige Synths, rauh produziert. Das Album rumpelt so vor sich hin und strahlt eine gewisse düstere Faszination aus. Hinter dem Namen What Moon Things stecken die drei New Yorker Jake, John und Chris, die ihre Musik als “dreamo // slo punk // death to post-punk revival // old wave // post sponge” bezeichnen. Als Einflüsse dürfen Pixies, My Bloody Valentine, Modest Mouse und The Cure herhalten. “What Moon Things” steckt voller polternder Emotionalität und gezügelter Wut. Ganz großartiges Ding.
8/10
Jack White – Lazaretto
Das zweite Album des Exzentrikers finde ich ein wenig runder als den ersten Versuch „Blunderbluss“. Nicht so funkig, sonder wieder zurück auf Anfang. Dreckig, bluesig, rauh und stellenweise verdammt eingängig. Ob die Songs auf „Lazaretto“ jetzt wirklich besser sind als die von den Black Keys, sei einmal dahingestellt. Der Tielsong ist auf jeden Fall ein Knaller.
6/10
Teleman – Breakfast
Die Songs auf dem Debütalbum „Breakfast“ halten sich immer ein wenig bedeckt, bieten Melodien zum Mitpfeifen und bitten höflich darum, doch bitte das Fenster herunter zu kurbeln. Das ganze Album präsentiert sich sommerlich unbekümmert mit einer Prise Schwermut und erinnert hier und da an David Bowie oder auch an Belle & Sebastian. Es schmeißt mit kleinen Hooklines um sich, die dem Ohr schmeicheln. Teleman klingen selbstbewusst und ziemlich britisch.
6/10
The Notwist – Close To The Glass
Eine einfache und ergreifende Melodie möglichst komplex und verschachtelt zu präsentieren war schon immer der Kern der Musik von The Notwist. Auch die zwölf neuen Songs auf “Close To The Glass” machen da keine Ausnahme. Wenn ich in diesem Jahr ein Album hören würde, welches gekonnter und zärtlicher konstruiert wäre als dieses: ich wäre überrascht.
9/10
Glass Animals – ZABA
Die Musik von Glass Animals ist gleichermaßen filigran wie kraftvoll, zugänglich und auf gewisse Art verschroben. In ihren Songs wandern die Jungs von Massive Attack über Alt-J zu den Wild Beats, schaffen es aber scheinbar mühelos, ihren ureigenen Stil in den Vordergrund zu stellen. Ein überzeugendes Debüt, welches verdammt abgeklärt klingt und immer wieder große Momente hervorbringt.
7/10
The Great Bertholinis – Brothers & Devils
Natürlich stammen die The Great Bertholinis nicht aus Ungarn, wie es uns die Legende glauben machen will, sondern aus Nürnberg. Ihren Stil kann man durchaus als Mischung aus Indie-Rock und osteuropäischer Blasmusik-Polka mit Hang zur Melancholie durchgehen lassen. Ihr neuestes Album erscheint erst im August, aber ich höre es jetzt bereits seit ein paar Tagen, da ich glücklicherweise mit „Brothers & Devils“ bemustert wurde. Ein abschließendes Urteil steht noch aus, aber aus dem Bauch heraus sage ich mal:
7/10
Arcade Fire – Funeral
Ich habe zwar auch das nach wie vor fantastische „Reflektor“ gehört, aber in den letzten Wochen hatte ich mehr Lust auf das Debütalbum „Funeral“. Ein Klassiker, zu welchem ich wohl nicht wirklich noch etwas schreiben muss. Hat auch nach all den Jahren nichts von seiner Faszination eingebüßt.
9/10
Weiterhin hörte ich folgende Alben:
- Kasabian – 48:13
- Total Control – Typical System
- Damon Albarn – Everyday Robots
- The National – Trouble Will Find Me
- Elbow – The Take Off and Landing of Everything
- Ought – More Than Any Other Day
- Feist – The Reminder
- Der Nino Aus Wien – Bäume
- The Pains of Being Pure At Heart – Days of Abandon
- Eels – The Cautionary Tales of Mark Oliver Everett.
- Hollow & Akimbo – Hollow & Akimbo
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