Einmal im Monat schaue ich auf meine Last.fm-Statistik und präsentiere euch, was ich in den vergangenen 30 Tagen gehört habe. Die zehn am meisten gehörten Alben stelle ich mit ein paar Worten vor, die anderen werden aufgelistet. Im Grunde handelt es sich dabei um Kurzkritiken, was ungemein praktisch ist, da ich nicht zu jeder gehörten Platte eine Kritik verfasse. Im Juli 2014 hörte ich folgende großartige bis fantastische Musik.
Schau dir meinen Musikgeschmack an.
Fink – Hard Believer
Die Songs auf „Hard Believer“ entfalten sich langsam, aber stetig. Mit jedem Durchgang wird es schwerer, dieses Album nicht bis zum Einschlafen durchlaufen zu lassen. Eine ziemlich beeindruckende Platte, die immer am Abgrund wandelt und deren Stärke in ihrer Fragilität liegt.
8/10
The Raveonettes – Pe’ahi
Sune Rose Wagner und Sharin Foo haben es auf „Pe’ahi“ geschafft, sämtliches Füllmaterial zu entfernen. Sei es das von Old-Shool-Beats vorangetriebene “Killer In The Streets”, das wunderbar auf einen Soundtrack passende “Wake Me Up” oder mein persönliches Highlight “The Rains Of May”, ein epischer Wehmutsbrocken von unvergleichlicher Noblesse: jeder Song begeistert auf seine ganz eigene Weise. Dieses Album ist ein Genuss, trotz des obligatorischen Herzschmerzes und der kullernden Tränen.
9/10
Spoon – They Want My Soul
Irgendwann im Laufe seiner Zeit mit dieser Band muss sich Britt Daniel das Zitat “Good Artists Copy, Great Artists Steal” auf die Fahnen geschrieben haben, denn seine Musik ist so voller Referenzen, dass ich gar nicht wüsste, wo ich anfangen soll. Wichtig ist, dass Spoon aus ihren Einflüssen einen völlig eigenen Sound geschaffen haben. Diesen kultivieren sie seit ein paar Alben und spielen ihn inzwischen mit traumwandlerischer Sicherheit. Natürlich wäre ein ausgereifter Sound nichts wert ohne die entsprechenden Songs. Und auch diese liefern Spoon auf ihrem jüngsten Werk in überragender Qualität.
9/10
Death From Above – Trainwreck 1979
Ein einzelner Song hat es mit insgesamt 26 Durchläufen in die Top 4 geschafft. Respekt. Der Comeback-Song von Death From Above 1979 ist verdammt gut, auch wenn da noch Luft nach oben ist. Da es aber aktuell kein weiteres Material gibt, habe ich ihn halt einfach immer wieder gehört.
7/10
Alvvays – Alvvays
Sängerin Molly Rankin liefert Sixties-Pop mit hohem Unterhaltungswert. Schon die beiden vorab veröffentlichten Songs „Adult Diversion“ und „Archie, Marry Me“ entfachten einen kleinen Hype, und das völlig zurecht. Natürlich stellte sich die Frage, ob die songschreiberischen Fähigkeiten für ein ganzes Album reichen würden und ob der Sound genug Abwechslung bieten würde. Sollte sich deswegen jemand Sorgen gemacht habe: diese sind absolut unbegründet. „Alvvays“ ist ebenso unterhaltsam wie gelungen.
7/10
Lana Del Rey – Ultraviolence
Und auch im Juli hat es die Pop-Ikone geschafft, sich bei mir einen Platz an der Sonne zu ergattern. Ich bin immer noch sehr verwundert, aber ich muss zugeben, dass mich dieses Popalbum überzeugt hat. Allen voran die Songs „Brooklyn Baby“ und „West Coast“ mit seinem genial verschleppten Refrain. Wenn das so weitergeht, schafft es „Ultraviolence“ am Jahresende vielleicht sogar in die Top Ten 2014.
8/10
Low Roar – 0
Ryan Karazija spielt zusammen mit seinen seinen Mitstreitern Logi Guðmundsson, Leifur Björnsson und Andrew Scheps unter dem Pseudonym Low Roar eleganten Electrofolk. Das zweite Album heißt schlicht „0“ und klingt wie ein zart gesponnenes Gebilde, welches beim kleinsten Hauch zerbröselt. Wundervolle Musik, aber immer nur knapp oberhalb der Wahrnehmungsgrenze.
6/10
Alt-J – Left Hand Free
Und wieder hat es ein einzelner Song in die Top Ten des Monats Juli geschafft. „Left Hand Free“ vom kommenden Zweitling meiner Lieblinge Alt-J klingt ungewöhnlich amerikanisch und so ganz anderes als der erste Vorbote „Hunger Of The Pine“. Ich bin in jedem Fall gespannt auf das kommende Album.
8/10
Total Control – Typical System
Klaus Kuhlenbeck schreibt über diese Platte: Total Control scheinen die dunklen Ecken vergangener Musikepochen akribisch durchleuchtet zu haben, immer auf der Suche nach vergessenen Synthesizer-Sequenzen, unbeachteten Bassläufen und übersehenen Gitarrenriffs, die hier zu einem neuen großen Ganzen in Form dieses zeitlosen und extrem vielseitigen Albums zusammengefügt werden. Glücklicherweise bleiben Pathos und Bombast, deren Kombination schon viele ähnlich gelagerte musikalische Ambitionen grandios haben scheitern lassen, dabei weitestgehend unberücksichtigt. Dem habe ich fast nichts hinzuzufügen, außer meiner zeitweisen Irritation darüber, dass ich das Album einer Band höre, und nicht irgeneinen Soundtrack oder eine Compilation.
7/10
Arcade Fire – Reflektor
Ich habe für mich irgendwann einmal eine kleine Regel aufgestellt: wenn ein Album mindestens 4 großartige Songs und keinen wirklichen Durchhänger vorweisen kann, dann ist es für mich ein ganz großes. Und diese Kriterien kann „Reflektor“ locker erfüllen. Trotz oder gerade wegen des großartigen stilistischen Kurswechsels nach „The Suburbs“. Taucht mit Sicherheit in einigen weiteren Monatsrückblicken auf.
9/10
Weiterhin hörte ich folgende Alben:
- The Ramona Flowers – Dismantle and Rebuild
- Warpaint – Warpaint
- Damon Albarn – Everyday Robots
- Perfume Genius – Queen
- The Antlers – Familiars
- Hooray for Earth – Racy
- Show Me A Dinosaur – Dust
- Beastie Boys – Paul’s Boutique
- Beastie Boys – Check Your Head
- Panama – Always
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