Skeleton Tree ist ein Platte, die man aushalten muss. Eine tragische Platte, eine unfertige Momentaufnahme. Roh, skizzenhaft und aufwühlend.
Nick Cave und seine Bad Seeds waren mitten in den Aufnahmen zum Album, als im Juli letzten Jahres sein 15-jähriger Sohn Arthur tödlich verunglückte. Er experimentierte mit Drogen und fiel in der Nähe des Elternhauses von einer Klippe. Die Trauer um sein Kind veränderte den Musiker.
Die Aufnahmen wurden unterbrochen, alles wurde gestoppt. Knappe zwei Wochen später rief er seinen Freund und Mitstreiter Warren Ellis an, und sie arbeiteten weiter.
Ellis fabrizierte Loops, Cave zückte sein Notizbuch und probierte aus. So wollten sie das Momentum, die Entstehung eines Songs festhalten. Eine Arbeitsweise, die sie schon auf dem Vorgänger etablierten.
Auf Skeleton Tree ist dieser Prozess noch viel stärker hörbar als auf Push The Sky Away. Die acht Songs wirken nicht nur unfertig, sie sind es auch.
Der Perfektionist Nick Cave würde so eine Platte normalerweise nicht veröffentlichen. Aber hier wurde der Arbeitsprozess eingefangen, die Hilflosigkeit, der Übergang. Es ging wohl nicht anders.
Caves Gesangslinien torkeln durch die Songs
Caves Gesangslinien torkeln durch die instrumentalen Skizzen und werden eher sanft begleitet als gestützt. Melodien entstehen eher durch Zufall und klingen fast wie verwirrte und verirrte Fremdkörper.
Nur der abschließende Titelsong präsentiert sich kompakt und erinnert mit sanfter Percussion und Piano-Akkorden an alte Platten Caves.
And I called out, I called out
Right across the sea
I called out, I called out
That nothing is for free
Obwohl Skeleton Tree ein unfertiges Werk ist, ist es ein Meisterwerk. Schwer zu ertragen, vor allem als Vater. Hier schwingt verdammt viel Unausgesprochenes mit. Wenn ich mich so richtig auf diese acht Songs einlasse, dann habe ich einen Kloß im Hals. Und Tränen in den Augen.
Hier noch der YouTube-Link, falls du nicht in Deutschland sitzen solltest.
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