Diese Geduld, einen Song zehn Minuten oder länger zu zelebrieren, nur minimale Verschiebungen zulassend: das fand ich schon immer sehr bewundernswert. Post-Rock ist für mich ein extrem spannendes Genre, in welches ich nie so recht eingetaucht bin. Ich habe es immer nur schnorchelnd von der Oberfläche aus betrachtet. Aber nach den ersten Höreindrucken des jüngsten Doppel-Werkes der Japaner Mono fühlte ich mich bereit.
Mono sind schon seit 14 Jahren dabei und veröffentlichen mit diesem Doppelschlag ihre Werke Nummer 7 und Nummer 8 (tatsächlich werden die beiden Alben einzeln verkauft, funktionieren aber nur zusammen). Ursprünglich zeigten sie sich laut eigenen Aussagen von My Bloody Valentine und Sonic Youth beeinflusst, aber im Laufe der Jahre haben sie ihr Klangspektrum vergrößert. Moderne Klassik und Filmmusik bereichern die eindringlichen Songs auf den beiden Alben „The Last Dawn“ und „Rays Of Darkness“; Mono verbinden Atmosphäre mit Krach und einfachen Melodien zu emotionalen Klanggebilden.
„The Last Dawn“ ist das hellere Album, welches aber schon im Titel das herannahende Unheil ankündigt. Die Nacht vor der letzten Dämmerung ist eine magische. Die epischen Songs entwickeln ihre majestätischen Melodiebögen mit Geduld und Präzision, aber auch mit viel Gefühl. Speziell die beiden Songs „Elysian Castles“ und „Land Between Tides Glory“ sind fulminant.
Auf „Rays Of Darkness“ klingen die Drums wuchtiger, die Gitarrenmelodien düsterer. Die Atmosphäre ist kühler, trauriger und auswegloser. Nach etwas über sieben Minuten prallt der moderat dahin rauschende Opener auf eine Mauer und fängt Feuer. „Recoil, Ignite“. Und löst sich dann in eine dieser begnadeten Post-Rock-Melodien auf, für die ich dieses Genre liebe. Bei „The Hand That Holds The Truth“ fuhr ich beim ersten Hören verschreckt auf, denn wie aus dem Nichts schrie mir Gastsänger Tetsuya Fukagawa (Envy) seine Growls in die Ohren. Die Musik hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits dermaßen verdichtet, dass diese Kernschmelze wunderbar funktioniert.
Wenn „Rays Of Darkness“ mit dem Song „The Last Rays“ am Ende im verzerrten Rauschen verschwindet, bleibe ich verstört und überwältigt, aber voller Bewunderung für diese Band und ihre Kompositionen zurück.
9/10
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