Als sich Evan Abeele , Student der modernen Klassik, und die Fotografin und Regisseurin Denise Nouvion vor sieben Jahren zusammenfanden, entstand die Idee, die rein instrumentale Musik Abeeles gesanglich aufzuwerten. Memoryhouse waren geboren.
Das Debüt der beiden Kanadier hieß „The Slideshow Effect“ und entwickelte konsequent die Ansätze der zuvor veröffentlichten EP „The Years“ weiter. Das Songwriting war deutlich klarer und damit zugänglicher, der Sound klang fokussierter. Diesen eingeschlagenen Weg haben die beiden weiter verfolgt.
Vor ein paar Wochen erschien die Single „Arizona“, ein kleines Meisterwerk mit cineastischer Gitarre, treibendem Schlagzeug und pulsierendem Bass. Ein Fall für meine Playlist NICOROLAS Songs des Jahres 2016.
Gestern veröffentlichten Memoryhouse den zweiten Longplayer „Soft Hate“ in Eigenregie. Beim ersten Hören versteckten sich die anderen Songs ein wenig im Schatten der Single und konnten, bis auf das ähnlich gestrickte, aber schwächere „Dream Shake“, erst einmal nicht punkten.
Aber nach einigen Durchläufen wagen sich die Kompositionen hervor und präsentieren ihre Stärken. Was mir besonders gut gefällt: für eine Dream-Pop-Platte ist der Sound angenehm klar und luftig. Die beiden meistern die Gratwanderung zwischen klassischem Songwriting und genreüblichen, verträumten Soundflächen mit Bravour.
Vielleicht pluckern die Songs hier und da einmal ein klein wenig zu unaufgeregt vor sich hin, aber irgendwie schaffen es die beiden, immer einen interessanten Twist einzubauen. Im galoppierenden „Laney“ veredelt zum Beispiel die Gitarre den Song, im sehnsüchtigen „Knife In The Water“ sorgt sie für geheimnisvolle Schwere.
Trotz Änderungen im Sound und der Aufgeschlossenheit gegenüber radiotauglicheren Strukturen klingt „Soft Hate“ noch immer eindeutig nach Memoryhouse. Und das ist beruhigend und aufregend zugleich.
Kommentare
2 Antworten zu „Memoryhouse – Soft Hate (Review)“
Wunderbares Album. Für mich kein schlechter Song drauf, und das will schon was heißen. 🙂 Ein Tuck mehr Abwechslung wäre vielleicht nicht verkehrt gewesen, aber so ist halt Dreampop…
Ganz deiner Meinung. Das mit der fehlenden Abwechslung sehe ich ähnlich. Deswegen auch „nur“ vier Sterne.