Mannequin Pussy – I Got Heaven

Wenn der Eröffnungssong eines Albums eine so kühne und respektlose Zeile wie „What if Jesus himself ate my fucking snatch?“ enthält, dann ist die Attitüde klar. Auf dem vierten Album von Mannequin Pussy geht es ungestüm und mitunter brachial zu, auf der anderen Seite aber auch fast romantisch und stellenweise sehr melodiös.

Die Punks aus Philadelphia setzen auf starke Kontraste, die sich oft in ruhigen Strophen und krachigen Refrains oder vice versa äußern. Das zärtliche I Don’t Know You ist eine wunderschöne Ode an eine ferne Liebe mit der niederschmetternd ehrlichen Hook „I know a lot of things / But I don’t know you“.

Sometimes hingegen bringt die gegensätzlichen Pole ihres Sounds zusammen, mit verträumten Strophen und einem knorrigen Refrain. „Come and leave your lonesome ways behind / Just sometimes!

Das mit knapp 30 Minuten sehr kompakte Album wird von der Leadsängerin Marissa Dabice als Trennungsalbum bezeichnet. Es ist voller Herzschmerz und starken Gefühlen, auch wenn diese manchmal peinlich sind. Diese Ehrlichkeit dient nicht einer Ästhetik oder der Image-Pflege – für mich klingt sie unbestreitbar aufrichtig.

Klanglich erreicht die Band ein perfektes Gleichgewicht zwischen schwer und leicht, aggressiv und verführerisch. Verträumte Gitarrentöne in Verbindung mit geschickt eingestreuten Synthesizer-Elementen und Dabices Gesang, der sich zwischen zartem Hauchen und lautem Keifen bewegt, entfalten eine mitreißende Sogwirkung.

I Got Heaven ist ein Beweis für Mannequin Pussys neu gefundene Selbstsicherheit, die nicht auf Kosten ihrer Leidenschaft und Aufrichtigkeit geht – sie lässt ihnen Raum, ein wenig chaotisch, ein wenig ängstlich und extrem ehrlich zu sein.

8/10