Kritik: Warpaint – Warpaint

warpaint

Auf ihrem zweiten Album spinnen die vier Frauen aus Los Angeles weiter ihre Netze in den ganz dunklen Schächten ihrer Stadt. Bereits auf ihrem Debüt war die Band in Richtung dieser dunkelsten Gefilde unterwegs, aber erst jetzt trauen sie sich auch, diese auszuleuchten.

Warpaint wurde 2004 gegründet, und bevor ihre Debüt-EP veröffentlicht wurde, waren sie schon fleißig in Clubs unterwegs und wurden mit Vorschusslorbeeren überhäuft. Das 2010 erschienene Album „The Fool“ wurde dann durchaus zu recht gefeiert, wenn man bei dieser Art von dunkler Shoegaze-Pop-Musik denn von Feiern reden möchte. Knappe vier Jahre später legen uns Warpaint ihr zweites, selbstbetiteltes Album vor. Sie haben ihren Sound weiter erforscht, haben abgespeckt, reduziert und optimiert. Was mich beim ersten Hören fast umgehauen hat, war diese fast körperliche Produktion. Ich hatte das Gefühl, mitten im Raum mit den Damen zu stehen und ihnen direkt während der Aufnahme zuzuhören. Da hat Routinier The Flood ganze Arbeit geleistet. Hier hört man jeden Ton, die Boxen vibrieren, der Sound lebt und atmet.

Dadurch erreichen die Songs eine unglaubliche Intensität. Die Melodien können auf einem soliden Fundament ihre wahre Pracht entfalten und sich langsam aber sicher, von Durchgang zu Durchgang, im Genusszentrum des Zuhörers festsetzen. Diese Durchgänge braucht das Album, je mehr desto besser. In der heutigen (ganz auf den schnellen Erfolg ausgelegten) Zeit erfordert es großen Mut, vom Hörer Zeit und Konzentration zu fordern. Die vier Frauen schreiten auf dunklen Pfaden und nehmen jeden an der Hand, der bereit ist, ihnen zu folgen. Ein paar dieser Pfade führen zwar an unbequeme Orte, aber die Richtung stimmt. Und am Ende ist man zusammen mit der Band an einem Ort, an dem alles möglich scheint. Vielen Dank dafür!

9/10

Albumstream


Kommentare

Eine Antwort zu „Kritik: Warpaint – Warpaint“

  1. Würde ich so unterschreiben! Freue mich auch schon riesig auf das Konzert im Februar 🙂