19. September 2008
4AD/Beggars
Eins vorweg: „Dear Science“ ist eingängiger als der monumentale Vorgänger „Return To Cookie Mountain“. Poppiger sogar, wenn man bei dieser Ausnahmeband das Wort Pop gebrauchen möchte. Schon der Einstieg gestaltet sich mit „Halfway Home“ mehr als großartig. Eine düstere Soundwand wird von einem unruhigem Rhythmus vorangetrieben, der Gesang deutet in Richtung Beach Boys, während die Handclaps dem Ganzen etwas verspieltes geben. Zum Ende gibt es noch die Gitarrenkeule. Spannender Opener.
Mit dem folgenden „Crying“ wird es verdamt funky, und Prince lugt mit einem Auge um die Ecke. Der Song flutscht direkt durch zum wunderbaren „Dancing Choose“, welches zwar ein schwaches Wortspiel bietet, dafür aber den Beweis, das Sprechgesang im Rock funktionieren kann. Wunderbar begleitet von den bereits vom Vorgänger bekannten typischen Bläserläufen.
„DLZ“ ist mit seinem Hip Hop-Beat und der Orgel düster bis ins Mark, „Red Dress“ erinnert schon wieder ausgerechnet an Prince (irgendwie aber auch an Mike Patton) und „Golden Age“ hat einen Mördergroove. Auch die etwas ruhigeren Momente wissen zu überzeugen. In „Family Tree“ reichen ein hallendes Piano und ein paar Streicher um eine packende Athmosphäre zu erzeugen. „Love Dog“ hingegen erinnert mich ein wenig an elektronische Acts wie Plaid oder auch die großartigen The Album Leaf.
Ich finde es erstaunlich, wie TV On The Radio aus ihren nicht zu überhörenden Einflüssen etwas völlig Eigenständiges kreieren. R’n’B, Jazz, Soul, Funk, Rock und Pop werden hier durch den Fleichwolf gedreht und mit einer so großen Prise Originalität gewürzt, das es eine wahre Freude ist. Dazu steht mit Tunde Adebimpe ein absolut charismatischer Frontmann am Mikro, der jault, säuselt, leidet, rappt und falsettiert. Für mich eines der Highlights des so langsam ausklingenden Jahres.
Highlights: „Halfway Home“, „Golden Age“, „Love Dog“
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Kommentare
2 Antworten zu „Kritik: TV On The Radio – „Dear Science““
Der Vorgänger ist bei mir ja schon nach dem ersten Hördurchlauf zu einem Klassiker geworden. Mit „Dear Science“ hab ich trotz oder vielleicht gerade wegen der Eingängigkeit noch so meine Probleme… – aber das Album bekommt auf alle Fälle noch mehrere Durchläufe im Ohr spendiert, denn es hat auf alle Fälle das Potential noch zu wachsen!
Ich bin auch sehr gespannt, hab mir das Ding aus den USA bestellt, mal sehen, wann es ankommt. Bis dahin hör ich mir nix an 🙂