Das letzte Album „Angles“ hatte genau einen großen Song: „Under Cover Of Darkness“. Der Rest der Songs klang unausgegoren, richtungslos, desorientiert. Fast so, als hätten die Strokes vergessen, was sie selbst ausmacht.
Die gute Nachricht: sie wissen es wieder. Die ersten Töne versprechen Rockmusik mit verzerrten Gitarren. Doch das knapp 5 Sekunden währende Intro von „Tap Out“ täuscht nur an und leitet in einen ganz anderen Song über. Denn die Band weiß zwar inzwischen wieder um ihre Stärken, will aber unbedingt auch Neues einbringen. Denn diesen dreckigen Retro-Rock, den zelebrierten sie bereits auf ihren ersten beiden Alben. Auf „Comedown Machine“ probieren sie aus, experimentieren mit Sounds, Epochen und Einflüssen und schaffen es, ein Gesamtkunstwerk abzuliefern, das ganz unverkennbar nach ihnen klingt.
Auf dem Vorgänger war diese Lust am Ausprobieren zwar auch vorhanden, wurde aber nie ausformuliert oder zu Ende gedacht.“Comedown Machine“ bietet neben mitreißenden Songs in guter, alter Strokes-Manier („All The Time“, „50/50″, Partners in Crime“) auch erfolgreiche Versuche in Funk („Welcome To Japan“, „Happy Endings“), Achtziger-Referenzen („One Way Trigger“) oder auch Chillwave („Chances“). Vielleicht das Allerwichtigste: die Strokes scheinen wieder Spaß im Studio zu haben. Das überträgt sich nicht nur auf die Songs, sondern auch auf den Zuhörer.
Ich brauchte allerdings ein paar Anläufe, um mich richtig anstecken zu lassen. Vielleicht war meine Angst, wieder enttäuscht zu werden, einfach zu groß. Oder meine Erwartungshaltung war unangemessen. Ich habe die 11 Songs inzwischen acht- oder neunmal gehört und bin begeistert. Und zwar richtig.
Pitchfork hat das komplette Album zum Vorhören:
Albumstream: The Strokes – Comedown Machine
Kommentare
Eine Antwort zu „Kritik: The Strokes – Comedown Machine (+Albumstream)“
„genau einen großen Song“ You’re so Right!