Das dritte Album der Band aus Toronto präsentiert uns nach der großartigen Interpretation von Steely Dans „Aja“ wieder eigenes Material. Drei Jahre wurde an den Songs gewerkelt, bevor diese dann in sechs Monaten Studioarbeit fertiggestellt wurden. Sechs Monate sind eine lange Zeit, und so verwundert es nicht, dass die Songs großartig klingen. Aber auch die Arbeit, die in das Songwriting geflossen ist, hat sich gelohnt. Der Opener „Close To Me“ steckt das atmosphärische Gelände ab, auf dem sich die Band in den nächsten knapp 40 Minuten bewegen wird.
Mit den ersten geisterhaften Tönen taucht der Zuhörer in eine traumhafte Klanglandschaft ein, die anfänglich noch sehr an die vorherigen Alben erinnert . Im Laufe des Songs gesellen sich allerdings Synthie-Riffs und verzerrte Sounds hinzu. Das Ende des Songs bleibt ein wenig offen und stellt damit einen perfekten Übergang zum Höhepunkt des Albums dar. „Hunting“ besitzt einen rastlosen, fast hektischen Beat, einen treibenden Basslauf, welcher sofort den Herzschlag beschleunigt und diverse Wendungen innerhalb des Songs. Mir geisterte bereits beim ersten Hören das Wort Hymne durch den Kopf. Natürlich dachte ich, dass nach diesem fulminanten Auftakt ein Absturz oder zumindest ein Stolpern folgen würde, aber die Band legt mit dem bereits vorab bekannten „Horses Fell“ geschickt nach. Nicht ganz so treibend wie „Hunting“, dafür ausgefeilt und mit der typischen Geschmeidigkeit einer Single versehen. Zum Glück verstehen es die Kanadier, zum richtigen Zeitpunkt immer wieder kleine Störgeräusche oder Verzerrungen einzubauen, bevor es eventuell ein wenig zu sehr nach Kinderpopo klingt.
Mein Geheimtipp ist das folgende „Itchy Blood“. Es beginnt mit wunderbaren Rhodes-Klängen und einem hibbeligen Schlagzeugrhythmus. Wenn dann in der Bridge der Bass einsetzt und den Song nach einem kurzen Innehalten in den Refrain treibt: das ist schon verdammt toll. Eigentlich ein fast unauffälliger Song, der aber durch seine schleichende Dramatik hängen bleibt. Hier fällt bereits zum zweiten Mal auf, was für eine tolle Rhythmussektion Drummer Wes Marskell und Bassist Dave Hurlow darstellen.
Im Zentrum des Albums steht eine Piano-Ballade, die ein wenig so klingt, als hätten sich Chris Martin von Coldplay und Thom Yorke von Radiohead im Studio getroffen. Das ist allerdings kein Makel. Denn „The Pacific Theatre“ ist ein wundervolles Stück Musik mit einer bewegenden Gesangsdarbietung von Jason Couse.
Immer dann, wenn die Synhies die Oberhand übernehmen, werden die Songs leider etwas schwächer. „Pretty Girls“ oder auch „747s“ klingen ein wenig zu beliebig und hätten druckvolle Gitarren oder auch die anfänglich geschickt gesetzten Störungen vertragen können. Bevor das Album zum Ende hin allerdings in Beliebigkeit versinkt, taucht mit „Muzzle Blast“ noch einmal ein großartiger Song aus den Untiefen des Soundkosmos auf. Immer dann, wenn Schlagzeug und Bass ein stimmiges Fundament legen, auf dem die Gitarren sich austoben können, wird es richtig gut. Zwar ist „Muzzle Blast“ eher verhalten, aber trotzdem bombastisch. Vielleicht zeigt dieser Song sogar am deutlichsten die tolle Produktion dieses Albums. Synthies, Gitarren, Schlagzeug und Bass werden hier nicht zu einem völlig zerkochten Soundbrei, sondern verschmelzen zu einem monumentalen Sound.
Wenn das Album zum Ende mit den fast souligen Klängen von „Lost Dogfights“ ausklingt, dann geht es hier nicht um verlorene Luftkämpfe, sondern um gewonnene Herzen. Meines haben sie trotz kleinerer Schwächen im Sturm erobert.
8/10
Kommentare
13.956 Antworten zu „Kritik: The Darcys – Warring“