The Antlers sind ja die Erweiterung eines Soloprojekts von Peter Silberman, der erst beim dritten Album eine Band um sich scharte. Und dieses dritte Album „Hospice“ hatte es in sich: vertont wurde die Geschichte einer Krankenschwester im Sterbetrakt eines Krankenhauses, die ein junges, an Knochenkrebs erkranktes Mädchen in den Tod begleitet. Das klingt düster, und die Musik untermalte dieses todtraurige Thema sehr intensiv. Der direkte Nachfolger „Burst Apart“ schaffte es nie, mich wirklich in seinen Bann zu ziehen. Das lag aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an mir. Das fünfte Album „Familiars“ erschien vor knapp zehn Tagen, und seit dem ich bemustert wurde (schon lange vor dem VÖ-Termin) höre ich das Album fast täglich. Auch bei „Familiars“ handelt es sich um eine Art Konzeptalbum. Wenn ich es richtig verstanden habe, dreht sich textlich alles um die unterschiedlichen Stimmungen und Wahrnehmungen ein und derselben Person.
Ich würde so gerne ähnlich berührende Worte finden; ähnlich berührend wie die Musik, die mich hier umarmt. Mir fehlen einfach die Worte für dieses Meisterwerk aus ineinander fließenden Kompositionen, herzerwärmenden und zugleich unfassbar traurigen Melodiebögen und wundervoll gewebten Instrumentalpassagen. Mit seinen 53 Minuten und dem absoluten Fokus auf langsame Stücke fordert Silbermann geduldiges und intensives Zuhören. Wären da nicht die bereits erwähnten luftigen Arrangements, würde sich das alles vielleicht aufgebläht und überladen anfühlen. Aber den neun Songs wohnt eine Leichtigkeit inne, die sie wie kunstvolle, kristalline Gebilde im Sonnenlicht schimmern lässt. Sollte sich 2014 noch ein Album finden, das mich ähnlich berührt und fordert: ich wäre überrascht.
9/10
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3 Antworten zu „Kritik: The Antlers – Familiars“