Kritik: Spoon – „Transference“

22. Januar 2010
Anti (Indigo)

Hatte ich ernsthaft erwartet, das Spoon einen gleichwertigen Nachfolger zum fantastischen „Ga Ga Ga Ga Ga“ abliefern würden? Das war bereits im Vorfeld ein Ding der Unmöglichkeit. Denn erstens ist „Ga Ga Ga Ga Ga“ ein perfektes Album, das am Ende einer hervorragenden Trilogie von Werken steht, die hierzulande leider viel zu wenig gewürdigt werden, und zweitens ist die Band um Sänger Britt Daniel einfach viel zu eigen, um irgendwelche Erwartungen zu erfüllen.

So war ich nach dem ersten Durchhören von „Transference“ dann zwar etwas enttäuscht, aber eigentlich nicht verwundert. Dieses Album ist um ein Vielfaches roher, unfertiger, kantiger und sperriger als sein Voränger. Oftmals habe ich sogar das Gefühl, einer Demoversion zu lauschen, bei einigen Songs sehe ich die Notizen direkt vor mir (Is Love Forever: „Refrain fehlt noch, wird nachgeliefert“, I Saw The Light: „Ende ist zu ausufernd, wird überarbeitet“). Bei mir brauchte es drei Anläufe, bevor es überhaupt einmal Klick machte. Das war ziemlich genau bei 0:53 des dritten Songs, dem souligen „The Mystery Zone“. Eine wundervolle Melodie schleicht sich dort von hinten an, entwickelt sich zwar nie zu voller Größe, bleibt aber im Kopf hängen.

Viele Songs funktionieren auf „Transference“ ähnlich. Hier wird vieles angedeutet und angerissen, es wird aber nie richtig konkret. Perfekte Popsongs gehen anders. Aber dennoch macht der spröde Charme dieses Albums sehr viel Spaß. Das ämusierte Lächeln der Band beim Blick in die leicht entsetzten Gesichter der Vertreter ihres Plattenlabels, das kann ich mir lebhaft vorstellen.

Zum Ende hin folgt dann mit „Out Go The Lights“ eines der wundervollsten Lieder ihres bisherigen Schaffens. Sanft dahingleitend, wenig Abwechslung, aber dennoch auf eine eigentümliche Weise herzergreifend.

Highlights: „The Mystery Zone“, „I Saw The Light“, „Out Of The Light“

[xrr rating=8/10 imageset=tiny_star label=“Wertung:“]

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Kommentare

Eine Antwort zu „Kritik: Spoon – „Transference““

  1. Avatar von Tom

    Kann man übrigens hier im Stream anhören.

    Ich bin nach dem ersten Durchgang schon recht angetan, bin allerdings auch in der Stimmung für was Roheres. Und „Out Go The Lights“ ist tatsächlich sehr geil, das Gegenspiel der 2 Gitarren in den ganz ruhigen Passagen ist super!