Kritik: Los Campesinos! – „Romance Is Boring“

29. Januar 2010
Cooperative Music (Universal)

Die Waliser mit den langen Songtiteln sind zurück. In weniger als 2 Jahren bereits ihr dritter Longplayer. Das soll ihnen erst einmal jemand nachmachen. Auf dem neuen Werk schleichen sich allerdings ein paar Abnutzungserscheinungen ein. Ob dies der enormen Produktivität geschuldet ist, kann ich nicht beurteilen. Die Platte fängt in jedem Fall fulminant an. „In Media Res“ ist ein sich langsam aufbauender Monolith mit Glockenspiel und Bläsern (stimmt, die waren ja angekündigt) zum Ende hin. Schöner Opener. Dann geht es aber erst richtig los. Die bereits bekannte Single „There Are Listed Buildings“ ist ein verdammter Ohrwurm, wie wir ihn von den beiden Vorgängern kennen- und lieben gelernt haben. Wird mit Sicherheit ein Live-Kracher. Die „Badadas“ erinnern mich dabei stellenweise an die guten alten Carter USM.

Der nachfolgende Titelsong ist mit knapp zweieinhalb Minuten sehr kurz geraten, aber wer die Los Campesinos! kennt, der weiß, das in dieser Zeit mehr passieren kann, als bei anderen Künstlern auf einem gesamten Album. Wobei gerade dieser Song ziemlich konventionell daher kommt. Dafür aber mit einem der mitreißendsten Refrains aufwarten kann.

„You’re pouting in your sleep / I’m waking still yawning / we’re proving to each other / that romance is boring“

Das nachfolgende „We’ve Got Your Back (Documented Minor Emotional Breakdown #2)“ hat nicht nur den zweitlängsten Songtitel, sondern auch den bisher ungewöhnlichsten Einstieg. Rückgekoppelte Geräusche münden in einen wunderbaren Midtempo-Song, der immer wieder abrupt abbricht, umd dann wieder von vorne zu starten. Nach knapp 90 Sekunden geht es dann aber nach bester LC-Manier direkt nach vorne los, nur um nach dem Refrain wieder eine Vollbremsung hinzulegen. Und wie so oft liefern die Campesinos! wieder großartige Texte ab. „I’ve learned more from these toilet walls / than I’ve learned from these words of yours / your feelings are buried in scriptures and fictions / It’s all in the words but I’m here for the pictures“

„I think we need more post-coital and less post-rock“, mit diesem T-Shirt-reifen Spruch beginnt dann ein weiteres kleines Juwel. „Straight In At 101“ ist ein Trennungssong mit Handclaps und unheimlich viel Text. Zugleich aber auch einer der letzten wirlich guten. Nicht das die folgenden Stücke schlecht wären, aber nach der ersten Hälfte fällt der Qualitätsabfall doch etwas auf. Es kann natürlich auch sein, das man sich nach knapp 25 Minuten ein wenig an der quirligen, energiegeladenen und hibbeligen Art überhört hat. Es gibt nach wie vor großartige Momente, aber Songs wie zum Beispiel „I Just Sighed. I Just Sighed, Just So You Know“ wissen irgendwie nicht so recht, wo sie hin wollen.

Kurz vor dem Ende kriegt die Band mit der großartigen Ballade „The Sea Is A Good Place To Think Of The Future“ aber noch einmal die Kurve. Nun ja, Ballade ist vielleicht etwas übertrieben, denn lange halten sie so etwas Besinnliches ja nicht aus. Aber trotzdem: wundervoll. Das folgende „This Is A Flag. There Is No Wind“ mit seinem Pxie-mäßigen Anfang und dem tollen Songtitel stimmt mich dann wieder versöhnlich und läßt mich die paar Durchhänger vergessen. Die hatten sie auf den Vorgängern schließlich auch.

Highlights: „We’ve Got Your Back (Documented Minor Emotional Breakdown #2) „, „There Are Listed Buildings“, „The Sea Is A Good Place To Think Of The Future“

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