Das erste Soloalbum von Kevin Drew „Spirit If…“ präsentierte den Künstler mit folgenden Worten auf dem Cover: „Broken Social Scene Presents:“. Ein einfacher Weg, um die potentiellen Käufer daran zu erinnern, wessen Songs auf dem Album zu hören sind: die des Frontmanns einer kanadischen Indie-Rockband aus Toronto. So richtig losgelöst war Drew bei seinem ersten Soloausflug also nicht, was nicht nur an dieser Voranstellung lag, sondern auch an den beteiligten Musikern und dem doch ähnlich klingenden Sound.
Das „Broken Social Scene Presents:“ ist auf der zweiten Soloplatte verschwunden, nicht nur vom Cover, sondern auch musikalisch. Der Sound und das Songwriting klingen persönlicher, intimer und eigenständiger. Im Fokus stehen die Gesangslinien und die Stimme, die durch die fast spärliche Instrumentierung hervorragend unterfüttert werden. Die meisten Songs bestehen aus kaum mehr als Bass, Keyboards und ein paar verschämten Gitarren und dezenter Percussion. Die große Kunst liegt bei diesem Album darin, das die Songs genau das Gewand verpasst bekommen, das ihnen am besten steht. Fluffig, zärtlich, freundlich, einfühlsam und wahnsinnig gut klingt das alles.
Kevin Drew zeigt uns unaufdringlich, dass er ein Meister der kleinen, schönen Melodien ist. Immer wieder entdeckt man eine in fast jedem Song, oftmals übersieht man diese beim ersten Hören. Mich hat dieses Album kalt erwischt. Nein, falsch: es hat mich herzlich begrüßt, mir sogleich einen wohlschmeckenden Tee angeboten und sich mit mir unterhalten, als wären wir die besten Freunde. Ich habe mich beim Hören von Musik lange nicht mehr so wohl gefühlt. Und dafür bin ich äußerst dankbar.
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