Kritik: Foals – „Total Life Forever“

07. Mai 2010
Warner Music International

Scott Hutchison von den Frigthened Rabbits traf sich jüngst mit den Fleet Foxes, um den Song „Blue Blood“ aufzunehmen. Ach ne, stimmt nicht; das ist der Opener des neuen Foals-Albums. Dieser irritierende Eindruck entsteht zumindest ganz am Anfang, danach kippt der Song in etwas bekanntere Gefilde. Weniger Math, mehr Pop. Das scheint die neue Formel für die Band aus Oxford zu sein. Wobei ich die Zuordnung zur allgemein etwas seltsamen Bezeichnung Math Rock nie so ganz nachvollziehen konnte.

Die neuen Stücke der Foals klingen viel organischer als noch auf dem Debüt. Produzent Luke Smith scheint ihnen die Vertrackheit etwas ausgeredet zu haben. Alle, die die Foals bisher für ihre aufgeregte Zappeligkeit in Songs wie „Hummer“, „Mathletics“, „Tron“ oder „Cassius“ liebten, dürften mit dem neuen Werk Schwierigkeiten haben. Die ausgefransten Gitarren, das nervöse Schlagzeugspiel und der mitunter hyperventilierende Gesang von Yannis Philippakis gehören der Vergangenheit an. Sie haben Ordnung in ihre Songs gebracht, haben gefeilt, geschraubt, poliert. Dabei sind kaum noch offensichtliche Hits herausgekommen als vielmehr ein dichtes Album. Sicher, „Miami“, die Bloc Party-Hommage „This Orient“ oder auch der Titelsong funktionieren losgelöst ganz wunderbar, aber die restlichen Songs erschließen sich in ihrer vollen Pracht erst nach mehrmaligem Genuss.

Die Foals verknüpfen auf ihrer neuen Platte die kühle Eleganz der Wild Beasts ohne deren laszive Metaebene mit dem Popappeal von Vampire Weekend ohne deren anstrengendes Stilbewußtsein. Nach mehreren Durchgängen sind es gerade die ruhigeren Stücke, die dieser Platte Leben einhauchen. Sei es der lupenreine Popsong „After Glow“ oder auch der Mittelpunkt der Platte, das athmosphärische „Spanish Sahara“. Beide spielen jenseits der 6 Minuten, entfalten ihre Kraft lansam, fast zäh, setzen sich dann aber umso mehr im Glückszentrum fest.

Nachdem die letzten Klänge des wuchtigen „What Remains“ verhallen, ist der Playbutton gleich wieder gedrückt. Und die Repeat-Funktion aktiviert man gleich dazu.

Highlights: „Miami“, „Total Life Forever“, „Spanish Sahara“

8/10

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