04. Oktober 2010
Rough Trade
British Sea Power sind endlich wieder zurück. Zwar konnten sich Fans mit Sicherheit auch an ihrem Soundtrack zum Dokumentarfilm „Man of Aran“ erfreuen, aber das letzte Studioalbum „Do You Like Rock Music?“ war schon ein anderes Kaliber. Natürlich fragte ich mich, inwieweit die athmosphärischen Texturen des Soundtracks Einfluss auf die neuen Songs der Band haben würden. Geblieben ist mit Sicherheit die Lust am Sound. Und die Experimentierfreudigkeit.
Gleich die ersten beiden Stücke erreichen locker die 7-Minuten-Grenze und zeigen die Briten auf der Höhe ihres Schaffens. „Zeus“ bringt das Songwriting der Band auf den Punkt, gipfelt dann, wenn andere Bands schon lange den Fade-Out gesetzt hätten in einen epischen Moment und schafft es sogar, leichte Prog-Einflüsse einzubauen und ungefähr fünf verschiedene Refrains aufzufahren. Klingt chaotisch? Ein wenig, ist es beim Hören aber definitiv nicht. Der für mich bisher schönste der Song der Band folgt auf dem Fuß. „Cleaning Out The Rooms“ ist ein athmosphärisch dichtes Meisterstück, bietet leicht asiatische Einflüße und endet so simmungsvoll mit einem sanften Klavier, das das abrupte Ende fast wie ein Schlag in die Magengrube wirkt.
„Can We Do It?“ ist eine typische EP-Spielerei, weder Fisch noch Fleisch, aber dennoch recht unterhaltsam und als Überbrückung zum wiederum großartigen „Bear“ allemal gut platziert. Auch „Bear“ geht auf die 6 Minuten zu, wirkt in seiner Fluffigkeit gar leicht schlageresk, ist aber trotzdem verdammt gut. „I saw you reading the Daily Star / Saw you watching the X-Factor“
Auch das folgende, irgendwie unfertig wirkende „Pardon My Friends“ klingt wie eine Überleitung zum größeren „Mongk“. Hier tobt sich die Band am Krautrock aus, bevor sie im abschließenden „kW-h“ (ähm….ja) auch nicht vor Glam Rock und dem eigentlich schon totgesagten Auto-Tune-Effekt halt macht.
Wohin geht die Reise? Bereits im Januar erscheint das neue Studioalbum, und man darf gespannt sein, inwieweit die hier vertretenen Spielereien und Tüfteleien Einfluss haben werden. Wenn aber bereits die EP so viel Kraft und Harmonie ausstrahlt, dann mache ich mir da wenig Sorgen.
Kommentare
Eine Antwort zu „Kritik: British Sea Power – „Zeus““
„cleaning out the rooms“ ist einfach unbeschreiblich!