Kritik: Beck – Morning Phase

Auf Becks erstem Studioalbum seit sechs Jahren hört man die gleichen Musiker wie auf dem 2002er Album “Sea Change”, und auch der Grundton ist der gleiche. Ich habe das Album damals oft und gerne gehört, war überrascht über die emotionale Offenheit und die Reduzierung im Sound. Knappe 12 Jahre kehrt er zu diesem Sound zurück.

Wenn ich mit dieser Musik auf den Ohren an der Salzach entlangfahre, dann stellen sich fast zwangsläufig Verbindungen her. Die Salzach fließt ruhig, fast majestätisch und mit einer gleichbleibenden Geschwindigkeit. Das ist beruhigend und imposant zugleich. Die neuen Songs auf „Morning Phase“ haben eine ähnliche Wirkung auf mich. Sie fließen ruhig, fast majestätisch und mit gleichbleibender Geschwindigkeit. Das ist beruhigend und… wo war ich? Oh, das Album ist schon wieder zu Ende? Ich bin eingetaucht und habe mich treiben lassen. Das könnte mir auch bei der Salzach passieren, nur hätte ich da ein Problem: es gibt Stromschnellen und teilweise richtig große Felsformationen. Die würden mich ziemlich unsanft wachrütteln und wieder auftauchen lassen. Auf „Morning Phase“ gibt es hingegen keine Stromschnellen, und Felsformationen schon gar nicht. Deswegen ist das Eintauchen hier viel einfacher und… oh, das Album ist schon wieder zu Ende?

Was man beim Hören von „Morning Phase“ vor allem braucht ist Ruhe. Und Zeit. Dies ist kein Album für gehetzte Leute. Nur wenn man eintaucht und sich auf die Songs einlässt, dann erfasst man, worum es hier wirklich geht: die ganze Last auf den Schultern ist wesentlich einfacher zu tragen, wenn ein helles Licht am Ende des Weges scheint. Ich hätte mir allerdings gewünscht, das Beck diese Botschaft auch ruhig mal etwas flotter vertont hätte. Die eine oder andere Stromschnelle erhöht den Adrenalinspiegel und bringt einen ja schließlich nicht von der Richtung ab, sondern beschleunigt die Fahrt Richtung Ziel.

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