Kritik: Babyshambles – Sequel To The Prequel

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Seit dem letzten Studioalbum der Babyshambles ist eine Menge passiert. Es gab eine kurzzeitige Wiedervereinigung der Libertines und ein Soloalbum Peter Dohertys. Und es gab viele Meldungen in den Klatschspalten diverser Boulevardzeitungen. Doch die Drogeneskapaden überschatten immer auch sein Talent als Songwriter. Denn zum Glück gibt es in diesem Mann immer noch ein starkes Mitteilungsbedürfnis und Songs, die raus müssen. „Sequel To The Prequel“ ist nach sechs Jahren ohne große Vorankündigungen letzten Freitag erschienen und zeigt mit fulminanter Lässigkeit, warum man diesen Mann auf keinen Fall abschreiben darf.

Der kurze und feurige Opener „Fireman“ erinnert noch einmal an die Unbändigkeit der Libertines und ist als Opener optimal platziert. Die nachfolgende Single aus der Feder von Gitarrist Mik Whitnall ist ein lupenreiner Hit in Tradition von „Fuck Forever“ (nur nicht ganz so faserig) oder „Delivery“ und das erste Highlight des Albums. „Farmer’s Daughter“ kommt ziemlich radiotauglich um die Ecke, nur um dann mit einem der besten Refrains des Albums aufzuwarten. „Fall From Grace“ könnte das Highlight auf jeder deutschen Squaredance-Veranstaltung werden, und „Maybelline“ wirkt wie aus der Aufnahmesession zu „Shotter’s Nation“ entsprungen – ein wenig hingerotzt und definitiv zu cool, um ein richtiger Hit zu sein.

Mit dem Titelsong beginnt die Band dann den etwas experimentelleren Abschnitt. Das klingt nach Saloon, Bar oder auch Cabaret. Sofort gefolgt von „Dr. No“, einem poppigen Ausflug in karibische Reggae-Fahrwässer. Beide Songs sind angenehm wegzuhören, benehmen sich allerdings ein wenig unbeholfen und wissen ihre Andersartigkeit nicht so recht zu nutzen.

Im letzten Drittel platziert die Band noch ein paar großartige Songs, wie das beschwingte, aber auch melancholische „Picture Me In A Hospital“, welche vom Krankenhausaufenthalt von Bassist Drew McConnell inspiriert wurde. „Minefield“ bildet einen großartigen Abschluss, der den Hörer leider viel zu früh aus diesem Klangerlebnis schmeißt. Deswegen empfehle ich allen, das Album mit den vier zusätzlichen Songs zu hören. Bei den Streamingdiensten gibt es diese ebenso dazu wie beim MP3-Kauf via Amazon oder auch auf der Special Edition der CD. „Cuckoo“ ist mit Sicherheit nur in den Bonusbereich gewandert, da die Ähnlichkeit mit „Dr. No“ zu groß ist. Ich finde diesen Song allerdings spannender. „The Very Last Boy Alive“ hätte ich persönlich ja an die dritte Stelle des Albums gepackt. Eine kurze, glücklicherweise nicht zu Ende gedachte Eruption.

“Sequel To The Prequel” ist ein mehr als gelungenes Comeback einer Band, die ich schon gar nicht mehr auf dem Plan hatte. Die ungestüme Energie der Vorgänger geht diesem Album zwar ein wenig ab, aber dafür klingt die Band hier viel fokussierter. Sicher lassen sich die Babyshambles vom bisherigen Schaffen Dohertys und der britischen Musikgeschichte inspirieren, aber das ist alles so lässig, charmant und mit einem großartigen Gespür für die richtigen Melodien und den perfekten Refrain eingespielt, dass man schon beim zweiten Durchlauf glücklich mitsummt.

8/10


Kommentare

Eine Antwort zu „Kritik: Babyshambles – Sequel To The Prequel“

  1. Wahre Worte, stimme deiner Einschätzung völlig zu. Wenn es eines weiteren Beleges bedurfte, dass Doherty mehr als nur Rabauke ist, dann wurde der mit diesem Album eindrucksvoll erbracht. Ich fand speziell Penguins beeindruckend, wie sich Doherty da durch die Musikgeschichte zitiert hat, das ist ein Genuss.