Hinter Atoms For Peace stecken bekanntermaßen Thom Yorke von Radiohead, Flea von den Red Hot Chili Peppers und der langjährige Radiohead-Produzent Nigel Godric. Seit 2009 treiben die drei, unterstützt von Joey Waronker und Mauro Refosco, ihr Unwesen. Allerdings sollte man auch als Radiohead- oder Red Hot Chili Peppers-Fan unbedingt ein Ohr rikieren und in keinem Fall blind zugreifen, denn nicht umsonst schrieb Armin in einem Kommentar: Mich erinnert das an nichts was ich vorher gehört habe. Klingt fast wie Musik von Aliens.
Mich erinnert die Musik aufgrund der Gesangsarbeit Yorkes und der Melodieführung hier und da eher an das letzte Radiohead-Album „King Of Limbs“ als an seine Soloplatte „The Eraser“. Hier wirkt alles etwas spontaner und sessionhafter. Auch gibt es immer wieder Stellen, in denen die Musik so klingt, als wurde Midi nie erfunden. Da fällt für Sekunden einfach alles in sich zusammen, gehorcht keinem Rythmus und keiner Melodie. Aber wie der Phönix aus der Asche erheben sich die Songs dann wieder und rumpeln, kriechen oder stolpern weiter.
Das ist am Anfang etwas befremdlich und alles andere als zugänglich. Diese neun Songs fordern Zeit. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, das ich mich anfangs zu folgender Bestätigung hinreißen ließ: Der Flo hat übrigens ganz recht, wenn er fragt: Was macht Flea bei diesem Projekt eigentlich die ganze Zeit?
Diese Einschätzung hat sich bei mir inzwischen revidiert. Denn gerade sein Bassspiel ist es, das diesen fast unmenschlichen Soundgerüsten Leben einhaucht. Wie zum Beispiel bei dem mechanisch und kalt vor sich hinpluckernden und an Portishead erinnernden „Dropped“. Wenn nach knapp 1:20 Minuten der Basslauf einsetzt, dann bekommt der Song eine völlig andere Richtung, erhebt sich zu voller Größe, atmet, blinzelt und tanzt. Dabei sind seine Basslinien nicht funky oder spielen sich in den Vordergrund. Flea stellt sich hier ganz in den Dienst der Sache. Mit ihm haben Yorke und Godric einen Gegenpart gefunden, der die Songs mit Spannung auflädt und sie wie bereits erwähnt zum Leben erweckt.
Vielleicht lehne ich mich jetzt weit aus dem Fenster, aber ich halte „Amok“ für das aufregendste Projekt Yorkes seit „In Rainbows“. Ähnlich experimentell in der Grundausrichtung wie „Kid A“ oder auch „Amnesiac“, geht es zielgerichtet zu Werke und erschafft einen knapp 45minütigen Sog, in dem man sich sehr schnell verlieren kann. Dabei fordert „Amok“ gerade bei den ersten Durchläufen Aufmerksamkeit, Muße und Offenheit. Wie eigentlich jedes große Album. Oder um ganz am Ende noch einmal Armin zu zitieren: Das Interessanteste, dass ich seit sehr langer Zeit gehört habe.
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