Kritik: Arctic Monkeys – AM

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Einen langen Weg haben die vier Jungs hinter sich. In ihren Anfangstagen wurden sie als Internetphänomen gefeiert, da sie viele ihrer Songs kostenlos via MySpace verteilten. Ein Irrglaube übrigens, denn es waren wohl Fans, die Songs der inzwischen raren Demo-CD „Beneath The Boardwalk“ hochluden. Mit ihrem Debütalbum gelang ihnen der Durchbruch und ein Rekord: Mit 363.735 verkauften Tonträgern in Großbritannien wurde das Album zum am besten verkauften Debütalbum in der ersten Woche. Die Songs des Album waren drängelnd, dringlich, fiebrig und aufregend, und diese Lockerheit, mit der sie aus dem Ärmel geschüttelt wurden, traute man solchen Jungspunden gar nicht zu.

Inzwischen haben sie ihren Wohnsitz in die USA verlegt. Auch die Musik hat sich der neuen Heimat angepasst, wobei sich die Entwicklung zu diesem neuen Sound bereits auf dem letzten Studioalbum „Suck It And See“ und in Spuren schon auf „Humbug“ andeutete. Auf „AM“ klingen sie trockener, staubiger, rockiger und selbstbewusster denn je.

Als ich mich im Vorfeld zu dieser Rezension noch einmal durch die ersten vier Platten der Arctic Monkeys hörte, fiel mir ein Umstand auf, den ich bisher nicht so recht wahrgenommen hatte: ich war von Anfang nie Fan, sondern eher Sympathisant und Bewunderer. Jede ihrer bisherigen Platten hörte ich nach ihrem Erscheinen Dutzende Male, aber nach ein paar Wochen war Schluss, danach legte ich sie nie wieder auf. Ich befürchte, dass sich das auch mit dem neuesten Werk nicht ändern wird.

Ich weiß noch nicht einmal, woran das liegt. Die Einflüsse haben sich geändert, von den Rolling Stones („One For The Road“), Led Zeppelin („Arabella“) bis zu Dr Dre („Why’d You Only Call Me When You’re High?“) reicht das Spektrum. Die Band schafft es allerdings, diese Einflüsse so geschickt in die Songs einzubauen, dass sie eindeutig nach Arctic Monkeys klingen. Das gradlinige Schlagzeug, der stoische Bass, die kraftvollen Riffs und die großartigen Gesangslinien bei Songs wie dem Opener „Do I Wanna Know?“, der Single „R U Mine?“ oder auch bei „Arabella“ zeigen die Band auf der Höhe ihrer Zeit. Auch die Balladen „No 1 Party Anthem“ oder „Mad Sounds“ überzeugen und zeigen die gereifte Band. Die zweite Hälfte lässt ein wenig mehr Experiment zu, wie zum Beispiel beim Dr Dre-Beat von „Why’d You Only Call Me When You’re High?“ oder dem fast schon zu poppigen Refrain von „Snap Out Of It“.

Die Arctic Monkeys klingen 2013 besser denn je, schreiben gute bis großartige Songs und wissen scheinbar genau, wohin die Reise geht. Ich bewundere sie immer noch, aber auch der fünfte Streich wird wohl eher eine aufregende Affäre als eine langfristige und innige Beziehung werden. Und glaubt mir: wenn ich wüsste, woran das liegt, würde ich das ändern!

7/10


Kommentare

4 Antworten zu „Kritik: Arctic Monkeys – AM“

  1. quote: „Jede ihrer bisherigen Platten hörte ich nach ihrem Erscheinen Dutzende Male, aber nach ein paar Wochen war Schluss, danach legte ich sie nie wieder auf. Ich befürchte, dass sich das auch mit dem neuesten Werk nicht ändern wird.“

    Genauso gehtś mir kurioserweise mit den Arctic Monkeys auch immer… Auch mit einigen anderen Bands, aber mit AM definitiv…

    1. Bei mir hat sich das im Laufe des Jahres ja noch geändert. AM ist das erste Album der Monkeys, welches ich nach wie vor gerne höre.

  2. Ich muss gerade das Gegenteil behaupten. Ich bin eigentlich „hauptsächlich“ FAN anderer Bands (Oasis, The Coral, Cast, The Doors etc.) und hegte auch nur (steigende) Sympathien für die AMs, aber dennoch muss ich ganz klar sagen, dass ausnahmslos alle Alben besser werden, je öfter man sie hört und ich sie mit gewissen Pausen selbst nach Jahren immer noch grandios finde oder sogar neue Perlen auf alten Platten entdecke.
    Das beste Beispiel dafür ist übrigens Humbug, mit dem ich beim ersten Hören größtenteils nicht viel anfangen konnte. Das Album hat mittlerweile viele Jahre auf dem Buckel, doch dieser Tage höre ich es wieder sehr oft im Auto und es ist tatsächlich zu meinem Arctic-Monkeys-Lieblingsalbum gereift. Secret Door, Cornerstone, Dance Little Liar und das großartige Schlusslied The Jeweller’s Hand werden wirklich immer besser und haben eine gewisse Zeitlosigkeit. Das ist Beweis für das unglaubliche Songwritingtalent der Band, aber auch für die großartigen Drums, die den Songs sehr viel geben.
    Das neue Album habe ich gestern erstmal auf die schnelle digital gekauft und bis jetzt 3 mal durchgehört, bin aber recht begeistert. Mir fällt kein wirklicher Schwachpunkt auf. Spontan würde ich 8/10 als Wertung vergeben.

  3. Witzig. Ich teile, was die AM angeht, genau die gleiche Meinung: Album da, find’s immer gut und macht Spaß, paar mal rauf und runterspielen, ab in den Schrank, nie wieder gesehen.