Kritik: Arcade Fire – „The Suburbs“

30. Juli 2010
City Slang (Universal)

[xrr rating=9/10 imageset=tiny_star label=“Wertung:“]

Vielleicht ist eine Autofahrt mit Kind nicht unbedingt die beste Kulisse, um das erste Mal in eine neue, zumal wie in diesem Fall heißersehnte neue Platte reinzuhören. So blieb erwartungsgemäß auch nicht viel hängen, nur die bis dahin bekannten vier Songs drängten sich in den Vordergrund. Seltsam schüchtern verhielt sich das restliche Dutzend Songs. Was vielleicht auch in der neuen Reduziertheit begründet liegen könnte. Sicher, die Band hat das Potential zum Festival-Gassenhauer nicht verloren, man nehme nur einmal das großartige „Ready To Start“.

Aber wo sind die Streicher und Glockenspiele von „Funeral“, wo die schweren, religiösen Orgeln von „Neon Bible“? Dieses Album ist aufgeräumt, zumindest in der Instrumentierung. Auch die Arrangements klingen bis aufs Wesentlichste reduziert. Arcade Fire haben das Talent, aus Versatzstücken der bisherigen Rockgeschichte etwas eigenes, im besten Falle aufregendes zu schaffen. Die Vorgänger sind voll von überkandidelten Song und großartigen Melodien. Auf ihrem neuen Werk wird allerdings ein ums andere Mal deutlich, wo die Inspiration herkommt.

Das stört allerdings wenig, denn die so entstandenen Songs überzeugen in ihrer betörenden Schlichtheit. Weiterhin ist es der Band gelungen, das Album als Gesamtkunstwerk so auszubalancieren, das ein graziles Gebilde auf den Hörer wartet. Ein Vorspulen zu viel, ein Herauspicken der besten Momente: das würde dieses Kartenhaus zusammenfallen lassen.

Dieses Album ist eines der ganz großen in diesem Jahr. Auch wenn andere hier stilistische Inkonsequenzen sehen oder zuviel Kitsch heraushören. Was mich von der Höchstwertung abhält: die Discoreminiszenz „Sprawl II (Mountains Beyond Mountains)“ und die Wiederholung des Suburbs-Themas am Ende sind überflüssig wie der sprichwörtliche Kropf. Bleibt ein Album mit 14 großartigen Songs, die unbedingt ohne Pause gehört werden sollten.

Highlights: „Ready To Start“, „Suburban War“, „City With No Children“

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Kommentare

  1. Avatar von tille
    tille

    muss meinen vorrednern recht geben. sprawl II hätte man sich sparen können? eines der besten lieder der platte, wahrscheinlich einer der unaufdringlichsten hits der letzten jahre (oh, superlative im anmarsch. egal. zurecht). ansonsten schließe ich mich der kritik komplett an!

  2. Avatar von Marc

    da muss ich kasn und tim recht geben. sprawl II macht mir auf anhieb am meisten spaß :-).

    wird definitiv die nächste single!

  3. Avatar von kasn
    kasn

    da muss ich Tim zustimmen, auch fuer mich ist Sprawl II eines der Highlights der Platte. Aber sonst kann man dir zustimmen. Ein ganz grosses Stueck Musik

  4. Avatar von Tim
    Tim

    Was WAS WAAAS?
    Sprawl II ist ja wohl ein der coolsten und schönsten Stücke der Platte. Ansonsten unterschreibe ich die Bewertung aber sofort.

    Tim