Interview: Wolf Collage

Ich habe euch das Projekt Wolf Collage hier schon im Februar vorgestellt. Hinter diesem Namen steckt der aus Hayward in Kalifornien stammende Musiker Rodney Brown. Als Teenager trat Brown in diversen Kaffeeläden mit Akustikgitarre auf, und dies hört man den Songs durchaus an. Die meisten Stücke bieten nur seine Stimme und die akustische Gitarre, aber sie sind kraftvoll und ergreifend. Wenn dann auch noch Schlagzeug und Bass dazukommen, wie in dem herausragenden „Glow“, dann erinnert das an The National oder auch Youth Lagoon. Grund genug für mich, einmal höflich bei dem jungen Musiker anzufragen, ob er mir ein paar Fragen beantworten möchte.

Hallo. Danke, dass du dir die Zeit nimmst, mir ein paar Fragen zu beantworten. Kannst du dich bitte kurz vorstellen?

Natürlich. Mein Name ist Rodney Brown und ich schreibe Songs und spiele live unter dem Pseudonym Wolf Collage.

Kannst du uns ein wenig von deiner musikalischen Vergangenheit und deinem Weg hin zu Wolf Collage erzählen?

Gerne. Ich habe schon ziemlich früh angefangen Songs zu schreiben, ich war so ungefähr 11 oder 12 Jahre alt. Für ein paar Jahre bin ich mit meiner Akustikgitarre in Cafés aufgetreten und habe dann eine Pause eingelegt. Ich habe im Prinzip für knapp zwei Jahre komplett mit der Musik aufgehört. Unter dem Namen Wolf Collage fing ich dann wieder an, Songs zu schreiben, da ich durch ein paar persönliche Dinge wieder zur Musik finden wollte. Der Name kommt von diesen seltsamen T-Shirts, welche über und über mit Wölfen bedruckt sind. Ich nannte sie immer Wolf-Collage-Shirts. Und außerdem mag ich Shirts. Inzwischen hat der Name natürlich eine eigene Bedeutung erlangt.

Was sind deine Einflüsse? Wie würdest du deine Musik jemandem beschreiben, der sie noch nie gehört hat?

Das mit den Einflüssen finde ich immer ziemlich hart. Wenn wir ganz allgemein von Musik sprechen würde ich sagen: alles von Franc Ocean bis Weezer. In meinem speziellen Genre bin ich stark von Kevin Devine, Conor Oberst und Bon Iver geprägt. Für mich ist es immer sehr schwer, meine eigene Musik zu beschreiben. Ich bin da nicht wirklich gut drin. Haha. Aber ich würde sagen: es klingt wie etwas Bekanntes mit einer großen Portion Herz.

Wenn ich mir deine Songs anhöre, dann kann ich mir vorstellen, dass du gelernt hast, dass in jeder Krise auch immer die Chance auf einen Neuanfang steckt. Verarbeitest du persönliche Geschichten oder sind deine Texte rein fiktiv?

Lustig, dass du das sagst. Ich habe das Gefühl, dass ich unbeabsichtigt ein Grundthema gefunden habe, welches sich durch alle meine Songs zieht. Alle Geschichten sind absolut wahr, sie handeln von mir und meinem Leben. Ich habe früher viele fiktionale Texte geschrieben, aber für Wolf Collage habe ich mich entschieden, alles sehr persönlich und autobiografisch zu halten.

Es ist ziemlich interessant, deine Songs in chronologischer Reihenfolge zu hören, da sich dein Stil ständig entwickelt. Dein neuester Song, “Something Like That”, hat einen ziemlichen Grunge-Einfluss. Wie schreibst du deine Songs und was können wir in Zukunft von dir erwarten?

Ich habe das Gefühl, dass ich mich ständig weiterentwickele. Es kann manchmal sehr frustrierend sein, mit mir Schritt zu halten. Ich fahre viel herum, und die Melodien fliegen mir währenddessen oft zu. Ich habe hunderte von Aufzeichnungen auf meinem iPhone und ich setzte mich dann hin und schaue, was ich daraus machen kann. Ich mag den Gedanken, das mir meine Songs zugeflogen kommen. Keiner von ihnen war wirklich geplant. Ich setze mich nicht hin und sage: “Ok, jetzt schreibe ich einen Song!”. Ich lasse sie zu mir kommen. Lass mir von ihnen sagen, wann sie fertig sind. Bei “Something Like That” hatte ich das Bedürfnis, etwas aggressives zu schreiben. Ein wenig kantiger und rauer, wie eine Hommage an die Alternative Bands der Neunziger mit denen ich aufgewachsen bin. Ich habe ein paar solcher Songs auf Lager, aber für mich fühlt sich dieser Weg irgendwie nicht richtig an. Die nächsten Songs werden da ansetzen, wo ich mit “Forward” aufgehört, nur etwas rauer und erdiger.

Was sind deine Ziele in näherer Zukunft deine Musik betreffend? Auf deiner Bandcamp-Seite schreibst du “‘Wolf Collage’ is coming soon”. Können wir demnächst ein Album erwarten?

Ich weiß ehrlich gesagt überhaupt nicht, was meine Ziele sind. Ich wollte immer nur die Art von Musik machen, in die ich mich selber verlieben könnte. Das hat sich nicht geändert. Da gibt es eine Menge Selbstironie beiseite zu schaufeln. Also schreibe und verwerfe ich Texte, schmeiße Song in die Tonne wenn sie nicht “fertig” sind – alles Rituale, die nur für mich Sinn machen. Bei “Forward” habe ich mich ein wenig beeilt, um etwas veröffentlichen zu können. Ein paar der Songs sind in Wirklichkeit nur Demos. Mit meinem Gesang bin ich teilweise nicht wirklich glücklich. Dieses mal werde ich darauf achten, das ich mit allem komplett zufrieden bin. Ich habe das Gefühl, dass mein nächster Release die Definition von Wolf Collage sein wird. Wenn ein komplettes Album dabei heraus kommt, wäre ich sehr froh, wenn sich eine EP passender anfühlt, kann ich sehr gut damit leben. Ich hoffe meine Fans werden die Zeit und Liebe, die ich in die Songs gesteckt habe, hören.

Bei Anbietern wie Spotify, Soundcloud oder Bandcamp kannst du dir Millionen von Songs anhören. Hast du eine Strategie, um wahrgenommen zu werden? Denkst du, es bringt dir etwas, wenn du deine Musik kostenlos anbietest?

Das bisschen Geld, was ich einnehme, hilft mir mehr, als du dir vorstellen kannst.

Ich denke oft darüber nach, meine Musik komplett kostenlos anzubieten. Es ist aber leider so, dass ich alle meine Songs zu hause produziere und gutes Equipment nun einmal Geld kostet. Das bisschen Geld, was ich einnehme, hilft mir mehr, als du dir vorstellen kannst. Ich bin froh über jeden Cent. Ich werde die Preise immer niedrig halten, sehr niedrig. Und ich werde mich vielleicht von iTunes abwenden, da ich dort meine Preise nicht selber bestimmen kann. Es geht mir absolut nicht ums Geld, und ich hoffe, das ich die bestmögliche Musik für den kleinstmöglichen Preis liefern kann, und das meine Fans die Songs weiter verbreiten. Bisher baut alles auf Mundpropaganda und so fantastischen Blogs wie The Only Magic Left Is Art auf. Ich möchte gerne so weitermachen. Wir werden sehen, wohin das führt!

Wenn du nur noch einen Song für den Rest deines Lebens hören könntest, welcher wäre das?

Oh man, das ist eine schwere Frage. Aber ich würde mich für “Re:Stacks” von Bon Iver entscheiden. Jedes Jahr ändert sich seine Bedeutung für mich. Aktuell ist er für mich zum Beispiel sehr speziell. Es ist einfach ein perfekter Song.

Zu guter Letzt: erzähl uns etwas über dich, das bisher Niemand weiß.

Mit Ausnahme von meinem Traum, eines Tages ein berühmter Rapper zu werden: ich habe die wundervollste Muse gefunden. Etwas zu entdecken ist wundervoll. Ich freue mich auf die Dinge, die da kommen mögen.

Vielen Dank!

Das komplette Mini-Album „Forward“ gibt es für schmale 3,70 Euro bei Bandcamp, die Debüt-EP für lächerliche 2,95 Euro.

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