Interview: The Meligrove Band

Vor knapp vier Jahren stieß ich über die Popnutten auf die Kanadier The Meligrove Band, die zu dieser Zeit gerade ihr Album „Planets Conspire“ veröffentlicht hatten. Ich habe es mir damals nach kurzem Probehören gekauft und war absolut begeistert. Äußerst vielseitig instrumentierte Stücke, die vor schönen Melodien, coolen Grooves, überraschenden Wendungen und vielen genialen Einfällen nur so strotzen. Ich habe im Laufe der letzten Jahre immer wieder einmal ein wenig nach der Band gestöbert, aber richtig viel gab es da nicht zu finden. Bis vor ein paar Tagen. Auf einmal gab es die fantastische Neuigkeit, das es in diesem Jahr ein neues Album geben wird. Ich war begeistert und dachte mir, vielleicht hat die Band Lust mir ein paar Fragen zu beantworten. Hatte sie.

nicorola: Hallo. Danke, das du dir die Zeit nimmst, mir einige Fragen zu beantworten. Kannst du dich bitte kurz vorstellen?

Mike: Ich bin Mike Small. Ich spiele Bass in der Meligrove Band.

nicorola: Ihr habt eure Tour im November abgebrochen, da sich Darcy und Brian mit der Schweinegrippe infiziert haben. Hier in Deutschland gab es eine große Panikmache seitens der Medien. Allerdings stellte sich die Schweinegrippe als relativ harmlos heraus. Wie war der Krankheitsverlauf bei den beiden? Sind sie wieder auf dem Damm?

Mike: Darcy hat es nur für ein paar Tage umgehauen. Brian hat es allerdings viel schlimmer erwischt. Ich erinnere mich, das ich ihn 5 Tage nach Ausbruch der Grippe angerufen habe, und er lag immer noch im Bett. Inzwischen sind sie aber wieder topfit. Jason und ich müssen irgendwie immun sein, denn so eng, wie es in unserem Van zugeht, haben wir das Zeug bestimmt inhaliert. Es ist sicherlich kein Zufall, das genau wir beide Kampfsport in der Highschool betrieben haben. Unser Immunsystem hat Dropkicks gegen die Viren ausgeführt 🙂

nicorola: Weil ich es nirgends gefunden habe: woher kommt der Name Meligrove Band eigentlich?

Mike: Alles, woran ich mich heute noch erinnern kan, ist die Angst, das eine andere Band den gleichen Namen haben könnte wie wir. Wenn das einer kanadischen Band passiert, sehen immer wir (die Kanadier) uns gezwungen, den Namen zu ändern. Wir wollten also ein neues Wort erfinden, um sicher zu stellen, das wir die einzige Band mit diesem Namen sind. Warum das „Band“ in unserem Namen gelandet ist, weiß ich nicht, aber es nervt uns schon irgendwie, wenn die Leute uns „Meligrove“ ohne diesen Zusatz nennen.

Ich meine mich daran zu erinnern, das wir am am Anfang große Fans von Creedance Clearwater Revival waren und ihren Sound ein wenig immitiert haben. Wir wollten einen möglichst natürlichen Sound, sprich „grove“… keine bewußte Entscheidung, aber wohl ein Grund, warum wir dieses Wort mögen. Wir haben eigentlich nicht sehr lange nach einem Bandnamen gesucht. Als unsere erste Show gebucht war, mussten wir schnell gemeinsam entscheiden. Wir hatten natürlich auch schon über andere Namen nachgedacht, zum Beispiel Cooter, The Charmers und vielleicht auch The Rockoons. Und zwischen unseren ersten beiden Alben haben wir auch kurz überlget, ob wir uns nicht in The Help umbenennen sollte. Aber das großartige an Bandnamen ist, egal wie blöd sie klingen, sobald du die Musik der Band magst, klingt der Bandname wundervoll in deinen Ohren. Zum Beispiel fühle ich mich komisch „Hoobastank“ zu sagen, aber ich wette, ihre Fans mögen diesen Namen.

nicorola: Vor ein paar Tagen konnte man Folgendes auf eurer Internetseite lesen: „Our album is finally finished and pretty excellent. We are happy and can’t wait to share. Talking to labels and stuff now. 2010!“ Wie weit sind die Verhandlungen? Gibt es schon ein Veröffentlichungsdatum?

Mike: Bisher gibt es noch kein Release-Datum, aber wir hoffen natürlich, das wir die Platte so schnell wie möglich veröffentlichen. Idealerweise noch vor dem Sommer. Der ganze Label-Kram geht natürlich am Schnellsten in Kanada, aber das Album soll halt auch in Europa, Australien und in den USA erscheinen. V2 Records, die in den USA ihre Pforten geschlossen haben, meinten, das „Planets Conspire“ niemals offiziell in den Staaten erschienen ist. Obwohl wir eine Menge Alben auf Tour verkauft haben. Wir versuchen also, es möglichst zeitgleich in allen Ländern zu veröffentlichen.

nicorola: Wie waren die Aufnahmen?

Mike: „Shimmering Lights“ wurde genauso aufgenommen wie „Planets Conspire“…wir haben das Schlagzeug, den Bass, die Gitarre und das Piano live zusamen mit unserem Freund Jose Contreras hinter den Reglern aufgenommen. Danach nahmen wir die Tracks mit und produzierten die Overdubs bei uns zuhause oder im Proberaum. Jose kam dann für die Abmischung zurück, Joao Carvalho hat es gemastert. Die Songs selber sind sehr unterschiedlich. Es gibt mehr Gitarre und weniger Piano. Wir haben uns mehr auf die einzelnen Tracks konzentriert und nicht auf einen Gesamtsound. Es gibt also einige Brüche und Gegensätze.

nicorola: Wer ist eigentlich auf den Albumtitel „Shimmering Lights“ gekommen?

Mike: Ich weiß nicht mehr, wer zuerst damit ankam, aber wir waren irgendwie alle davon angetan. Das Wort Licht und Ideen über und von Licht tauchten immer wieder in verschieden Texten unserer Songs auf, also wollten wir einen Titel und ein Artwork, was dies irgendwie aufgreift. Es ist so etwas wie das vereinende Konzept hinter dem Album.

nicorola: Was magst du an „Shimmering Lights“ besonders?

Mike: Ich habe viel mehr verzerrten Bass gespielt, was ich schon liebe, seit ich mit dem Basspielen angefangen habe. Ich liebe meinen großen Muff! Das und das die Songs dieses Mal wirklich großartig sind. Das denke ich wirklich. Es ist außerdem ganz anders als der Vorgänger……jeder, der uns eine Weile kennt, weiß, das wir niemals zweimal das gleiche Album machen.

nicorola: Euer letztes Album erschien vor napp 4 Jahren. Warum habt ihr euch so viel Zeit gelassen?

Mike: Da gibt es ein paar Gründe. Wir haben zum Beispiel unseren Proberaum verloren, kurz nachdem „Planets Conspire“ erschien, und da wir in dem Jahr dermassen viel tourten, haben wir uns erst 2007 nach einem neuen umgesehen. Wir haben also 2006 keine neuen Songs geschrieben. Anfang 2007 war unser Label dann plötzlich nicht mehr da, was den Business-Aspekt unserer Band ins totale Chaos stürzte. Der Vorschuss in Höhe von $ 20.000 für das nächste Album blieb aus, und so mussten wir einen anderen Weg der Finanzierung suchen. Im Herbst 2007, nach der Kanada-Tour mit Tokyo Police Club, hatte ein Bandmitglied ein paar Familienangelegeheiten zu klären, was einen Stillstand der Band für ein paar Monate zur Folge hatte. Wir haben dann 2008 mit den Aufnahmen begonnen, aber dann kam ein Tourangebot dazwischen…. die Ostküste der USA mit Tokyio Police Club und Smoosh, und so kamen die Arbeiten wieder zum Erliegen. Der Großteil der Aufnahmen und das Abmischen fand dann 2009 statt, und im Spätherbst war es dann soweit fertig. Das ist die ganze Geschichte, denke ich.

nicorola: Gibt es eine Sache neben der Musik, die dich in den letzten 4 Jahren in deiner Freizeit beschäftigt hat?

Mike: Ich habe eine Menge meiner Freizeit genutzt, um zu reisen, hauptsächlich zur Atlantikküste von Kanada, welche ziemlich spektakulär ist. Ich habe ein wenig auf Teilzeit in Büros gearbeitet, da ich verdammt schnell tippen kann. Und wenn du genau hinschaust, dann kannst du mein Gesicht in dem kommenden Film „Scott Pilgrim vs. the World“ sehen, welcher in Toronto spielt und ein paar lokale Musiker im Hintergrund diverser Szenen zeigt.

nicorola: Was ist der großartigste / merkwürdigste Auftritt, an den du dich erinnern kannst?

Mike: Der spektakulärste Auftritt mit der Meligrove Band war während des Azores Festivals 2006. Sie haben uns dort hingeflogen und für eine Woche in ein Resort-Hotel gesteckt, nur um eine Show auf einem öffentlichen Platz zu spielen. Da waren dann vielleicht 2000 Leute anwesend. Das Publikum war sehr aufgebracht, fast schon agressiv, sie haben nicht nur zwischen den Songs etwas gerufen sondern haben uns in portugiesisch und gebrochenem Englisch alle möglichen Sachen entgegengeschleudert. Ich erinnere mich an einen Typen, der an einer Stelle „Yeahhh Pink Floyyyd!“ rief. Am Ende unseres Auftritts sangen sie unseren Bandnamen, welchen sie von den Plakaten, die an jeder Bushaltestelle ihrer Insel hingen, gelernt hatten. Wir haben dann dutzende unserer CDs wie Frisbees in die Menge gefeuert, und dann wurde es wirklich gewalttätig, Leute kletterten übereinander und kämpften um die CDs. Das war total verrückt.
Den Rest der Woche assen wir wie Könige in unserem Hotel, und ein befreundeter Kellner fuhr uns kreuz und quer über die Insel. Es hat eine Menge geregnet, was uns dazu zwang, mehr Zeit im Hotel zu verbringen, als wir wollten. Ich erinnere mich daran, Nelly Furtado’s „Maneater“ circa einhundertmal auf MTV Europe gesehen zu haben. Oh, und ich habe einmal sogar versucht, richtigen Absinth zu trinken. Schmeckte wie Terpentin. Und ich habe nicht halluziniert.

nicorola: Gibt es Tourpläne für Europa, speziell Deutschland?

Mike: Momentan gibt es keine konkreten Pläne für Europa, aber unser Management verhandelt gerade mit ein paar Booking-Agenturen, die uns gerne buchen würden. Im Endeffekt hängt sicher viel daran, ob wir es schaffen, unser Album drüben bei euch zu veröffentlichen. „Planets Conspire“ bekam ja gute Kritiekn in Großbritannien, aber wir haben es nie bis nach Kontinentaleuropa geschafft, abgesehen von Skandinavien. Aber jede Band, die schon einmal bei euch war, hat uns gesagt, das Deutschland das lustigste Land für Touren sei, ganz anders als Japan. Wir wollen also wirklich gerne einmal bei euch vorbeischauen!

nicorola: Für Leute, die noch nie etwas von euch gehört haben: drei Gründe warum sie es sollten?

Mike: Schwer zu sagen. Warum denkst du, das die Leute uns hören sollten? Ich möchte gerne, das viele Leute uns hören, denn unsere Songs sind dafür gemacht, ge- und verteilt zu werden, und wir nehmen es niemandem übel, wenn er sich unsere Songs für lau herunterlädt.

nicorola: Wenn du dir einen Song aussuchen könntest, denn du geschrieben oder gespielt hättest, welcher wäre das?

Mike: Ich mag den Bass von „Femme d’Argent“ von Air unheimlich gerne, aber wenn ich den gespielt hätte, dann wäre er nicht so gut. Ich spiele den Bass eher wie einen widerspenstigen Stier. Letztens wurde ich von „Double Nickels on the Dime“ von den Minutemen weggeblasen….wenn ich dieses Basslines lernen könnte, dann würde ich sie die ganze Zeit bei mir zuhause spielen.

nicorola: Ich möchte dich bitten, uns ein imaginäres Mixtape mit fünf Song und einem Titel deiner Wahl zu erstellen.

Mike: Meine Freundin spielt in einer Weezer-Coverband namens Sheezer. Die sind verdammt lustig. Hier also die fünf Songs, die sie auf ihrer ersten Show spielten:

Weezer – „My Name is Jonas“
Weezer – „Undone – The Sweater Song“
Weezer – „Pink Triangle“
Weezer – „El Scorcho“
Weezer – „Buddy Holly“

nicorola: Möchtest du meinen Lesern noch etwas sagen?

Mike: Dinosaur Jr spielen heute abend einen Gratis-Gig direkt bei mir um die Ecke, und darüber bin ich verdammt froh!

nicorola: Vielen Dank für das Interview!

Mike: Gern geschehen.

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Everyone’s A Winner
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