Interview: The Lodger

The Lodger huldigen auf ihrem Debüt „Grown-Ups“ dem schnörkelosen Popsong. Einfach, aber präzise und mitreißend, voller großartiger Momente. Ich jedenfalls war sehr angetan. Und so entschied ich mich, die Band um ein Interview zu bitten. Frontmann und Mastermind Ben Siddal erklärte sich zu meinem Glück dazu bereit.

nicorola: Hallo. Danke, das du dir die Zeit nimmst, mir einige Fragen zu beantworten. Kannst du dich bitte kurz vorstellen?

Ben: Hallo, ich bin Ben und der Frontmann von The Lodger.

nicorola: Wann hast du angefangen, Musik zu machen?

Ben: Als ich sieben Jahre alt, schenkte mir mein Vater eine Akustikgitarre, und ich brachte mir das spielen selber bei. Sobald ich zwei Akkorde gefunden hatte die gut zueinander passten, habe ich einen Song daraus gemacht. Ich spielte immer in irgendwelchen Bands seit ich 14 Jahre alt war, aber eigentlich war das nichts Ernsthaftes, bis ich 2003 anfing, Songs für The Lodger zu schreiben.

nicorola: Am Anfang hast du diese Songs auch selber aufgenommen und produziert. Wann wurde aus The Lodger eine Band?

Ben: Ich schrieb Songs, spielte sämtliche Instrumente und produzierte in meinem kleinen Appartement in Leeds. Aber irgendwie kam bei diesen Aufnahmen nichts sonderlich Überragendes zustande, bis ich „Getting Special“ aufnahm. In meinen Augen war dieser Song ein klarer Fortschritt. In derselben Woche nahm ich ebenfalls „Unsatisfied“ auf, machte aus diesen beiden Songs ein Demo und verteilte die CD unter Freunden in Leeds und Umgebung. Die Reaktionen waren positiv, und so entschloss ich mich, einen Drummer und einen Bassisten als temporäre Begleitband zu engagieren. Wir spielten ein paar Shows und gingen im November 2004 zusammen ins Studio, um mit dem Produzenten Alan Smyth die drei Songs “ Getting Special“, „Unsatisfied“ und „Many Thanks For Your Honest Opinion“ aufzunehmen. Alan Smyth wurde mir von Dorian von den Long Blondes empfohlen. Ich packte die Songs auf eine CD, und als das Interesse immer stärker wurde, veröffentlichten wir „Many Thanks…“ als 7″ bei Dance To The Radio. Meine Bandkollegen ersetzte ich dann durch Joe und Katie.

nicorola: Wie kamt ihr an den Plattenvertrag mit Angular Records/Slumberland?

Ben: Joe, unser Bassist, ist einer der Mitinitiatoren von Angular. Wir trafen uns, weil wir beide Freunde der Long Blondes waren und uns auf den Konzerten der Band immer in die Arme liefen. Er wohnte zu der Zeit in London, ich in Leeds. Aber er zog dann in den Norden, und so fragte ich ihn, ob er Mitglied bei The Lodger werden wollte. Der Angular Deal ist mehr per Handschlag entstanden als auf einem Vertrag zu basieren. Bei Slumberland war es einfach so, das Mike, der Chef von Slumberland, die 7″ kaufte und ich ihn während eines Internetchats fragte, ob er den Vertrieb in den USA übernehmen möchte. Er sagte ja. Das war’s.

nicorola: Wie schreibt ihr eure Songs? Bist du immer noch der Hauptsongwriter?

Ben: Ich schreibe alle Songs. Normalerweise sitze ich mit meiner Akustikgitarre da und schreibe das Grundgerüst. Dann nehme ich ein Demo mit meinem PC auf, packe eine einfache Basslinie und ein paar Beats hinzu. Das ist ein sehr einsamer Prozess, aber ich habe sehr großen Spaß daran. Ich gebe den anderen beiden dann eine CD in die Hand, und sie lernen ihre Parts. Und schließlich arbeiten wir den Entwurf zusammen in unserem Proberaum, dem Keller meines Hauses, aus und machen daraus einen fertigen Song.

nicorola: Was sind deine Einflüsse? Was inspiriert dich?

Ben: Die erste CD war mein Versuch, eine einfache und präzise Pop-Platte zu produzieren, ohne Firlefanz. So etwas in Richtung der ersten Undertones-LP. Jetzt schreibe ich an der zweiten Platte, und mein Geschmack hat sich geändert und erweitert. Momentan bin ich von folgenden Alben beeinflusst:

„Rattlesnakes“ von Lloyd Cole & The Commotions
„Steve McQueen“ von Prefab Sprout
„The Colour of Spring“ von Talk Talk
„High Land, Hard Rain“ von Aztec Camera
„16 Lovers Lane“ von The Go-Betweens

…und viele andere. Ich versuche anspruchsvollere Pop-Songs zu schreiben, mit mehr überraschenden Wendungen. Textlich zieh ich meine Inspiration aus zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Komplexität, die diesen innewohnt. Ich verbringe eine Menge Zeit damit, Serien und Spielfilme zu schauen, und eine Menge Ideen kommen auch daher. Eigentlich denke ich 24 Stunden am Tag übers Songschreiben nach, und wenn ich etwas Interessantes höre oder sehe, mache ich mir eine mentale Notiz.

nicorola: Euer Debüt wurde am 11. Mai in Deutschland veröffentlicht. Hast Du bereits Reaktionen von deutschen Fans erhalten?

Ben: Nun, wir haben bereits zwei Deutschland-Touren hinter uns, und wir mögen es, dort zu spielen. Wir wurden mit offenen Armen empfangen, was hoffentlich lange so bleibt. Besonders in Hamburg scheint es immer sehr gut für uns zu laufen.

nicorola: Ihr wart ebenfalls in Berlin, im Magnet. Wie war das Konzert?

Ben: Gutes Catering! Wir haben zwei Support-Shows in Folge dort gespielt, und haben es beide Male sehr genossen. Wir haben in der Vergangenheit auch schon im Bastard und im Roten Salon gespielt, und der Rote Salon war im Rückblick der schönste Auftrittsort.

nicorola: Was hattest Du für einen Eindruck von der Stadt?

Ben: Mein erster Eindruck: der Tabak ist verdammt billig! Aber Berlin ist beeindruckend, ein sehr cooler Ort, an dem scheinbar auch musikalisch eine Menge interessanter Dinge passieren.

nicorola: Du schreibst einen eigenen Blog, hast eine MySpace-Seite und eure Videos sind auf YouTube zu sehen. Was hälst du von den heutigen Zeiten?

Ben: Ich finde es gut, das die Lücke zwischen Musiker und Fan immer kleiner wird. Warum solltest du jemanden dafür bezahlen, deinen MySpace-Account zu pflege, wenn du es selber machen kannst und so direkt in Kontakt mit den Leuten treten kannst, die deine Musik mögen.

nicorola: Kannst du von deiner Musik leben?

Ben: Wir haben Teilzeitjobs, damit wir unsere Rechnungen bezahlen können und Zeit für die Band haben. Die meisten Vollzeitjobs lassen einem wenig Freiraum, um mit einer Band auf Tour zu gehen. Deswegen sind wir momentan eher nicht besonders vermögend. Einiges haben wir mit der Band zwar schon verdient, aber das reicht nicht, um davon zu leben.

nicorola: Was hörst Du momentan sonst noch für Musik?

Ben: Neben den bereits genannten Alben eigentlich nicht viel. Ich mag die letze Platte von LCD Soundsystem und diese neue Band aus Leeds, Wild Beasts, in welche ich mich verliebt habe. Aber eigentlich lebe ich mehr in der Vergangenheit.

nicorola: Möchtest Du meine Lesern noch etwas sagen?

Ben: Unser Album „Grown-Ups“ ist draußen. In Großbritannien bei Angular Records, in Deutschland bei Noise Deluxe, in den USA bei Slumberland, in Japan bei Fabtone und in Australien im September bei Speak’n‘ Spell. In allen guten Plattenläden erhältlich. Wir arbeiten bereits hart an unserem zweiten Album, welches zwar noch keine Titel, aber bereits acht fertige Songs hat. Wir hoffen, die Platte im nächsten Frühjahr zu veröffentlichen.

nicorola: Vielen Dank ür das Interview!

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Hören:

Let Her Go
My Advice Is On Loan
The Story’s Over

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The Lodger - Grown Ups

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