Ich dachte zuerst, The Bewitched Hands on the Top of Our Heads kämen aus Kanada, denn ihre Musik klingt nach der Weite, der Natur und der Indie-Musik dieses Landes. Mit ihrem Bandnamen machen die Franzosen schon einmal vieles richtig, denn so etwas merkt man sich. Der Kenner spricht dann später nur noch in der Kurzform „The Bewitched“ von ihnen, ist ja klar. Die Musik klingt wie eine aufregende Mischung aus Sixties-Psychedelica, New Wave Folk und Punk, und ist bei aller Widerborstigkeit wahnsinnig mitreißend.
Hallo! Danke, das ihr euch die Zeit nehmt, mir einige Fragen zu beantworten. Könnt ihr euch bitte kurz vorstellen?
Wir sind Bewitched Hands On The Top Of Our Heads und wir kommen aus Frankreich.
Ein wenig zu den Anfängen: Wie seid ihr als Band zusammengekommen?
Wir waren schon seit langer Zeit befreundet. Wir haben bereits in vielen verschiedenen anderen Bands gespielt, und an einem Tag im Jahr 2007 beschlossen wir, zusammen eine Band zu gründen, Songs zu schreiben und Spaß zu haben. Der Name kommt von Bens Soloprojekt, und wir nahmen ihn einfach, da er unserer Meinung nach perfekt zu unserer Einstellung passt.
Ihr kommt aus Reims. Ich kenne mich in der französischen Musikszene nicht besonders aus… wie sieht die Musikszene in der Stadt aus?
Es gibt eine kleine Musikszene in Reims. Obwohl es nur ein paar Veranstaltungsorte gibt, beheimatet die Stadt viele Bands, z.B. Yuksek, Brodinski und die Shoes im elektronischen Bereich, Alb, John Grape und Libelul im Pop-Bereich. In Bezug auf den Bekanntheitsgrad und den Stil sind diese Bands sehr unterschiedlich, aber sie zeigen, das die Stadt in Bezug auf Musik sehr aktiv ist. Vor fünf bzw. zehn Jahren war das definitiv nicht so.
Über die französische Szene allgemein: von den Fünfzigern bis zum Ende der Neunziger schafften es nur wenige französische Pop- und Rockmusiker außerhalb Frankreichs erfolgreich zu sein. Mit dem Durchbruch der elektronischen Musik und dem Erfolg von Air und Daft Punk änderten sich die Dinge. Heutzutage erhält eine Band wie Phoenix einen Grammy Award, was zeigt, das sich die Wahrnehmung der französischen Musik in der Welt positiv entwickelt hat. Es gibt Platz für englisch-singende französische Bands, für französische Instrumentalbands….
In einem anderen Interview habt ihr eure Musik als melodischen, psychedelischen Pop beschrieben. Was sind eure Einflüsse? Was inspiriert euch?
Wir haben alle eine Menge unterschiedliches Zeug gehört, also erwarten wir von der Band eine Art Mix dieser Einflüsse… Die Band begann als Pop/Folk-Combo (Folk-Gitarren, eine Menge Gesangsharmonien, Tambourines), aber wir wollten unsere Musik nie in solche Raster eingesperrt wissen. Wir haben ausserdem einen amerikanischen Rock-Einfluss. Manchmal nutzen wir auch Achtziger-Synthies, weil wir alle Kinder der Achtziger sind.
Wenn ich richtig informiert bin, dürfte euer Debütalbum beinahe fertig sein. Wie geht es voran? Wird es so klingen, wie ihr es euch vorgestellt habt?
Das Album ist fertig, es wird im Oktober veröffentlicht. Danach gehen wir auf große Tour durch Frankreich, England und durch die USA, neben weiteren Ländern. Ob das Ergebnis so ausfällt, wie wir es uns vorgestellt haben, wird sich zeigen. Momentan sind wir sehr zufrieden, alles läuft gut für uns und wir hoffen, das es so weitergeht. Am allermeisten freuen wir uns darauf, vor einem Publikum zu spielen, welches unser Album vorher gehört hat, eventuell sogar ein paar Texte mitsingen kann, welches wirklich gekommen ist, um uns zu sehen.
Was findet ihr richtig klasse an eurem Album?
Wir lieben die Art, wie wir es aufgenommen haben, wir haben es genauso gemacht, wie wir wollten. Das ist die Art, wie wir arbeiten: für uns selbst, mit unserem eigenen Zeug. Wir haben oft versucht, Spontanität zu forcieren, First Takes zu behalten. Alles was Emotionen erzeugt, war und ist für uns immer wichtiger als das Höchstmaß an Perfektion. Den Song „Cold“ haben wir zum Beispiel live aufgenommen, und auf dem Album ist die allererste Aufnahme gelandet. Bei „Out Of Myself“ spielt Anthonin zum Beispiel die Drums, obwohl er selbst kein Schlagzeuger ist. Es gibt eine Menge solcher Beispiele. Obwohl es unser erstes Album ist und wir in Zukunft bestimmt eine Menge Schwachstellen entdecken, sind wir doch sehr stolz auf die Art und Weise, in der wir es aufgenommen haben.
Inwieweit hat das Internet eurer Meinung nach die Art und Weise verändert, in der Musik entdeckt und vertrieben wird?
Es ist sehr schwer, hier eine klare Position zu beziehen, denn es gibt sowohl positive als auch negative Aspekte. Die Entdeckung neuer, unbekannter Musik war niemals so einfach wie heute. Die Musikindustrie gibt nur widerwillig ihr bisheriges Geschäftsmodell aus der Hand….wir befinden uns in einer Übergangsphase, und die Plattenfirmen müssen sich an diese neuen Gegebenheiten anpassen. Aber ich denke, wir wissen einfach nicht, wohin die Reise geht.
Ist die Art und Weise, in der Radiohead ihr letztes Album vertrieben haben, etwas, das ihr euch für eure Musik vorstellen könnt?
Ich denke, die „Bezahl was du willst“-Distribution ist ein wenig einfacher, wenn du Radiohead heisst und bereits 30 Millionen Alben verkauft hast. Ich denke, das wird für unbekannte Bands keinen positiven Effekt haben. Außerdem kenne ich jetzt keine andere Band, die ihrem Beispiel gefolgt ist. Ich denke nicht, das das die Lösung ist, das es eine neue Art der Beziehung zwischen Musiker und Fans darstellt. Vielleicht ist es aber auch nur ein Weg, um auf sich aufmerksam zu machen.
Denkt ihr, es könnte eure Popularität steigern, wenn ihr eure Musik umsonst verteilt?
Wir verschenken bereits den unveröffentlichten Song „I Don’t Know“ bei rcrdlbl.com und den Titel „Hard To Cry“ bei iTunes. Und natürlich machen wir das gerne, denn es ist ein toller Weg, unsere Musik zu entdecken. Und „I Don’t Know“ ist auch eine Art Bonus für die Leute, die uns bereits kennen. Vielleicht geben wir unsere Musik eines Tages umsonst weg, wenn Musikläden ihre Gitarren verschenken und Hausbesitzer ihre Appartments… was für eine großartige Welt wäre das.
Was können wir von euren Liveshows erwarten? Werdet ihr bald nach Deutschland kommen?
Energie, Songs, eine Menge Gitarren und Gesangsharmonien. Wir haben noch nie in Deutschland gespielt, es gibt noch keine Termine bisher, aber wir würden wahnsinnig gerne bei euch spielen.
Welchen Song hättet ihr gerne geschrieben?
Einige von uns würden sagen „Waterloo Sunset“ von den Kinks, andere vielleicht eher „Ace Of Spades“ von Motörhead.
Was sind eure Zukunftspläne eure Musik betreffend?
Wir werden weiterhin live spielen, wir wollen neue Songs schreiben, sie spielen und aufnehmen…. eigentlich sehr einfach, wir wollen weitermachen.
Vielen Dank für das Interview!
Kommentare
Eine Antwort zu „Interview: The Bewitched Hands On The Top Of Our Heads“
Schönes Interview – und tatsächlich ein toller Bandname 🙂