Durch meine Mixahulababy-Reihe bin ich irgendwann auf die schwedische Band Sound Of Arrows und ihren Song „Danger!“ gestoßen. Ein wunderbarer Indie-Popsong. Leicht verschroben, aber unheimlich eingängig. Vor Kurzem besorgte ich mir die dazugehörige EP, von der ich zwar nicht ganz so überzeugt bin, aber ich denke, es stecken noch eine ganze Menge guter Songs in diesem Duo. Ich klopfte kurz bei Stefan und Oskar an, um ihnen ein paar Fragen zu stellen.
nicorola: Hallo. Danke, das ihr euch die Zeit nehmt, mir einige Fragen zu beantworten. Könnt ihr euch bitte kurz vorstellen?
Stefan: Stefan Storm, 22 Jahre alt. Spindeldürr. Neuerdings ein wenig neurotisch.
Oskar: Oskar Gullstrand, 22 Jahre. Haarig. Die Gleichgültigkeit in Person.
nicorola: Soweit ich weiß, seid ihr in der kleinen Stadt Gävle in Schweden aufgewachsen. Wie kann ich mir das Leben dort vorstellen?
Stefan: Gävle war in Ordnung. Es ist das durchschnittliche Schweden, ein wenig langweilig, eine mittelgroße Kleinstadt. Immerhin noch genügend Subkultur zum Überleben.
nicorola: Wann und wie habt ihr euch getroffen?
Stefan: Wir hatten gemeinsame Freunde während der Zeit in Gävle. Wir wußten schon länger voneinander, aber es dauerte bis wir beide unsere Sachen packten und in die Großstadt zogen, bevor zusammen rumhingen. Ich erinnere mich noch an unser erstes Treffen. Du lebtest in Uppsala, Oskar, und ich kam dorthin, um einen Bruder zu besuchen. Mein damaliger Freund Jonas gab mir deine Nummer und ich rief dich an. Wir gingen gemeinsam in einen Club, für den wir beide viel zu jung waren und redeten die ganze Zeit über globale Politik. Wie kommt es eigentlich, das wir darüber nicht mehr sprechen?
Oskar: Na, weil wir einfach zu beschäftig damit sind, catchy Popsongs zu schreiben. Das ist der Grund.
nicorola: Zu welchem Zeitpunkt eurer Freundschaft entschloßt ihr euch, zusammen Musik zu machen?
Stefan: Ich hing eine Weile bei der Filmproduktion von Oskar und seinem Kollegen Andreas herum. Oskar hatte während der Dreharbeiten zu einem Musikvideo kein Dach über dem Kopf, also ist er zu mir in mein kleines Zimmer gezogen, draußen auf einer Insel in Stockholm. Ich hatte gerade damit angefangen, ein wenig mit Computermusik zu experimentieren. Eines morgens im Frühling spielten wir ein wenig mit meinem Syntheziser herum. Das Ergebnis dieser Session sollte wenig später zum Song „Winding Roads“ werden.
nicorola: Ihr seid beide noch ziemlich jung, aber habt ihr vor Sound of Arrows schon in anderen Bands/Projekten gespielt?
Stefan: Ich spielte in verschiedenen, äußerst seltsamen Konstellationen. Von Teenage-Angst-Emo bis hin zu Ska. Das machte zwar alles ziemlich Spaß, diese Gruppendynamik in einer Band, aber irgendwie war das auf Dauer nicht mien Ding.
Oskar: Ich habe für einige Jahre Blechblasinstrumente in einem Jazz-Ochester gespielt. Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem es dich langweilt, nur Standards zu spielen.
nicorola: Sound Of Arrows klingt zwar komisch, aber einprägsam. Woher habt ihr den Namen eigentlich?
Stefan: Damals plante ich zusammen mit einem anderen Freund ein Akustik-Duo, für das wir eines Nachmittags einen Namen suchten. Das Duo machte nie Musik, der Name blieb. Ich hatte die Idee, uns Arrows zu nennen. Aber soweit ich mich erinnere, wurde der Vorschlag fallengelassen. Der Name blieb mir irgendwie im Gedächtnis haften, und als ich und Oskar unseren ersten Arrow-mäßigen Song schrieben, haben wir uns für Arrows entschieden. Die „Sound Of“-Ergänzung kam erst später hinzu, als wir herausfanden, das es bereits eine Band namens Arrows gibt. Außerdem ist es wesentlich leichter, unseren Namen zu googeln. Du findest uns sofort, zusammen mit dieser komischen Herr Der Ringe-mäßigen Fan-Geschichte. ‚She heard the sound of arrows wizzing through the air as she made her way across the fairy-swamp‘ etc, etc.
nicorola: Als eure Debüt-EP „Danger“ damals im Mai erschien, wie habt ihr euch da gefühlt?
Stefan: Wir waren überrascht, das wir wirklich etwas zu Ende gebracht hatten. Wenn du mitten in einem Entstehungsprozess steckst, verlierst du manchmal den Überblick und realisierst gar nicht, wann etwas fertig ist. Ich mag die EP, speziell „Danger! (Ice Cream Shout Version)“ und „Winding Roads“, aber ich denke, wir hätten uns vielleicht besser darauf konzentrieren sollen, die Sounds vielfältiger zu gestalten.
nicorola: Gibt es eigentlich Pläne, ein Album aufzunehmen?
Stefan: Ja, die gibt es. Wir nutzen jedes Stückchen Freizeit, um an dem besten schwedischen Popalbum der letzten Jahre zu feilen.
nicorola: Wenn ich mir eure Songs anhören, dann klingt das zwar schon alles elektronisch, aber es hat doch einen gewissen analogen Charme. Was für Instrumente benutzt ihr?
Stefan: Wir benutzen ein Menge analoger Syntheziser, vor allem bei den neuen Songs. Von solchen Instrumenten geht eine gewisse Magie aus, dieses Knacksen und Ploppen von Zeit zu Zeit. Wir haben uns gerade ein Yamaha SK20 gekauft, der reine Wahnsinn. Alles, was es berührt, wird zu Gold.
nicorola: Woher nehmt ihr eure Inspiration?
Stefan: Überall her. Eine Bassline hier, ein Breakbeat da. Ein paar Vocals von links und ein paar Synthi-Flächen von rechts. Die Künstler mit dem meisten Einfluß auf unser Album sind The Go! Team, Handsomeboy Technique, Saint Etienne, Virginia Astley und eigentlich alle, die du dir vorstellen kannst.
nicorola: Stell dir vor, du sitzt im Flugzeug neben einer älteren Dame. Wie würdest du ihr eure Musik beschreiben?
Stefan: Ich habe das schon sehr oft getan. Auf unserem Rückflug von Australien ist genau das passiert. Ich sagte ihr, wir machen so eine Art aufgwärmten Sixties-Pop mit ein paar modernen Elementen. Sie war mit der Beschreibung zufrieden.
nicorola: Was denkt ihr als Musiker eigentlich über die aktuelle Lage der Musikindustrie?
Stefan: Wir haben momentan einfach genug von der Diskussion. Uns hat diese ganze Technologie überhaupt erst in die Lage versetzt, Musik zu machen. Ich danke dem Himmel für das Internet und Filesharing. Ich war allerdings immer für einen handfesten Tonträger. Ich mag es, ein Album in der Hand zu halten und das Cover zu studieren. Ich finde es sehr fustrierend, wenn Künstler Monate oder gar Jahre der Arbeit in ein Album stecken, dann aber nur fünf Minuten in das Artwork und das Booklet. Für mich ist das total wichtig, um das Album als Ganzes zu erfahren. Ich liebe Coverdesign. Die Startseite meines Brwosers ist zum Beispiel sleevage.com, eine Seite mit einer wundervollen Auswahl an Covern und deren Entstehungsgeschichte.
nicorola: Was sind eure Pläne für die nahe Zukunft?
Stefan: Ich weiß, das das irgendwie abgedroschen klingt, aber zuerst einmal möchten wir ein Album aufnehmen, auf das wir stolz sein können. Weltweiter Ruhm ist sekundär.
nicorola: Wart ihr jemals in Deutschland? Habt ihr hier eventuell sogar auf der Bühne gestanden?
Stefan: Ich war bisher noch nie in Deutschland. Aber ich will unbedingt. Ich habe eine Menge Freunde in Berlin, und es ist an der Zeit, ihnen mal einen Besuch abzustatten. Im nächsten Frühjahr oder Sommer werden wir die Grenze überschreiten, du kannst auf mich zählen.
Oskar: Ich bin vor Jahren mal als VJ für eine Oldschool-EBM Band durch Deutschland getourt. Wir sind in einigen kleineren Städten aufgetreten, Dessau zum Beispiel. Ich erinnere mich daran, das die Zuschauer fantastisch waren. Ich hatte das Gefühl, die Leute wollten die Musik hören und sehen, nicht nur Bier trinken. Ich bin außerdem schon ein paarmal mit dem Auto durch Deutschland gereist, ich mag vor allem die Natur im Süden. Ich freue mich darauf, wieder einmal vorbeizuschauen.
nicorola: Dann kann man euch also bald einmal auf deutschen Bühnen sehen?
Stefan: Ja. Wir planen eine Tour durch ganz Europa, freut euch darauf.
nicorola: Möchtet ihr meinen Lesern noch etwas sagen?
Stefan: Danke fürs Lesen. Beendet die Schule. Kauft unser Album, wenn es erscheint. Oder ladet es euch zumindest herunter.
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Homepage der Band
MySpace-Seite
The Sound of Arrows – „Danger“
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