Interview: Moscow Metro

Moscow Metro stammen aus Limerick in Irland. Die noch recht junge Band veröffentlichte am 11. April ihre erste EP via Bandcamp. Ich entdeckte die Band im März für mich und war sofort Feuer und Falmme. Denn wenn man laut eigener Einschätzung Musik macht, die nach The National, Joy Division, Echo And The Bunnymen oder The Cure klingt, dann fällt es nicht schwer, mich zu überzeugen. Ich schickte der Band nach kurzer Anfrage ein paar Fragen, um ein wenig mehr über die Iren zu erfahren. Geantwortet haben mir Sean Corcoran und Dylan Casey.

Hallo. Danke, dass ihr euch die Zeit nehmt, mir ein paar Fragen zu beantworten. Könnt ihr euch bitte kurz vorstellen?

Dylan: Hallo. Wir sind M O S C O W M E T R O.

Wenn ich richtig informiert bin, dann habt ihr Moscow Metro vor zweieinhalb Jahren gegründet. Erzählt uns doch bitte ein wenig über die Entstehungsgeschichte eurer Band.

Dylan: Es hat sich im Prinzip einfach so ergeben, ich denke keiner von uns hat wirklich geplant, eine neue Band zu gründen. Wir sind kurz davor alle nach Limerick City gezogen und haben unsere alten Bands hinter uns gelassen, wobei wir den Gedanken ans Musikmachen schon fast aufgegeben haben. Als wir aber anfingen zu jammen und unsere Ideen auszutauschen bemerkten wir, dass zwischen uns etwas wirklich Einzigartiges geschah.

Sean: Ich kann mich nur schwer daran erinnern, ich glaube Dylan hat sich zuerst mit Barry getroffen und mir erzählt, dass es da einen Schlagzeuger gibt. Also haben wir zusammen ein paar Biere getrunken, über Musik geredet und dann ein paar Ideen ausgebrütet. Ich wäre nicht dabei gewesen, wenn die Ideen nicht gut gewesen wären. Blade stieß später zu uns, als wir anfingen, Synthies einzuarbeiten. Wir waren zu der Zeit alle in der Uni oder arbeitslos wegen der Rezession. Das alles hätte auch niemals passieren können, aber aufgrund der Rezession blieben wir dabei. Es ist ziemlich schwer, in Irland gleichgesinnte Menschen zu finden, vor allem da die Alternative Szene relativ klein ist; wenn es denn überhaupt eine gibt.

Als ich euren Bandnamen zum ersten Mal las, dachte ich sofort an das Buch „Metro 2033“ von Dmitri Glukhovski. Hat dieses Buch irgendetwas mit der Namensfindung zu tun?

Sean: Nein, hat es nicht. Ich habe von dem Buch gehört, und es klingt interessant. Der Bandname stammt allerdings von unserem Proberaum, einer ca. 10m2 großen Metalbox, welche während unserer Proben vibrierte, und für uns fühlte es sich an, als würden wir fahren.

Eure EP “Spirit Of A City” ist vor ein paar Tagen veröffentlicht worden. Wie sind die Reaktionen bisher?

Würden wir das machen, dann könntest du mit Musik rechnen, welche Stadien zum Einsturz bringt; das Potenzial dazu haben wir.

Sean: Ich würde nicht von einem Über-Nacht-Erfolg sprechen, aber so langsam nimmt die Sache Fahrt auf. Ich denke, wir werden erst nach und nach wahrgenommen, und das wird auch unseren Stil prägen. Es ist ein befreiendes Gefühl, die erste EP veröffentlicht zu haben. Eine Sache die ich gelernt habe: mit den Erwartungshaltungen der Leute umzugehen. Jetzt wissen die Leute, wie wir klingen, und wir können weitermachen. Das ist einer der Gründe, warum ich mich so erleichtert fühle: ich habe gemerkt, das die Musik uns gehört und wir machen können, was immer wir wollen. Irgendjemand sagte zu uns, unsere Songs würden wie Demos klingen; das liegt sicher daran, dass wir sie zuerst in unserem Heimstudio aufgenommen haben. Auch die späteren Aufnahmen im Grouse Lodge haben wir in unserem Studio abgemischt, um genau den Sound zu bekommen, den wir haben wollten. Wir klingen also nicht nach einer Band mit 50 Leuten in unserem Rücken, nach zwei Produzenten und vier Toningenieuren und einem Weltklasse-Studio. Würden wir das machen, dann könntest du mit Musik rechnen, welche Stadien zum Einsturz bringt; das Potenzial dazu haben wir.

Bei Anbietern wie Spotify, Deezer oder Bandcamp kann man Millionen von Songs hören. Habt ihr eine Strategie, um da draußen gehört zu werden? Denkt ihr, es bringt euch etwas, wenn ihr eure Musik kostenlos anbietet?

Sean: Großartige Musik schreiben, das ist eine gute Strategie. Am Anfang ist kostenlos gut, und später kannst du dann durch deine Fanbasis die Produktionskosten zahlen und die Taschen der Plattenlabels füllen.

Soweit ich weiß, lebt ihr immer noch in Limerick. Gibt es dort eine Musik-Szene?

Dylan: Es gibt dort eine oder zwei andere Bands, aber es gibt nicht genügend Musikkultur in der Stadt, als das man von einer Szene sprechen könnte. Wir versuchen ganz bewusst zu vermeiden, als eine Band aus einer bestimmten Szene oder Region wahrgenommen zu werden. In Limerick treten wir nur ein oder zwei Mal im Jahr auf, den Rest der Zeit verbringen wir dort mit Proben und Songschreiben.

Sean: Es gibt eine Hand voll Bands, die viele unterschiedlich Sachen machen, aber die Stadt und ihre Einflüsse kreieren jetzt nichts Eigenständiges in Limerick; am ehesten vielleicht noch im Hip Hop-Bereich. Es gibt eine andere Post Punk-Band namens Slow Riot. Laut meiner Erfahrung mit anderen Musik-Szenen in Irland gibt es viele Trittbrettfahrer, welche Musik wie Mode betrachten. Diese Leute reden über musikalische Integrität und sind die Ersten in der Schlange um Gästelistenplätze zu ergattern, wenn die Killers in die Stadt kommen. Das sind die Art Leute, welche das Leben Jugendlicher und junger Männer in etwas verwandelt haben, was nur aus Super Soaker und Sex On Fire besteht. Sie versklaven die Kreativität und ich meide solche Szenen so weit als möglich. Ich denke, die ganze Idee der Musikszene ist zu einer Parodie verkommen, und mit der Schnelligkeit des Internets heutzutage ist es für eine lokale Band sehr schwer, sich soweit zu isolieren, um selber zum Einflussfaktor zu werden und ein eigenes Genre zu definieren. Ich bin sicher, dass Journalisten und Kritiker ganz einfach ein Genre und einen Einfluss aus der Schublade ziehen, um eine neue Band zu beschreiben. Ich lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen.

Denkt ihr, das eure Stadt eure Musik beeinflusst hat?

Sean: Keine Frage. Unser Umfeld durchdringt unsere Musik. Ich bin heute durch die Stadt gelaufen und habe mir Texte ausgedacht. Wenn das mehr Bands machen würden, dann hätten wir hier vielleicht so etwas wie eine Szene.

Wart ihr von der Überschwemmung im Februar betroffen?

Dylan: Zum Glück nicht. Wir mussten unseren alten Probraum verlassen, da dieser sich in dem Keller eines Clubs befand und die Decke einstürzte und alles einen halben Meter unter Wasser stand.

Sean: Eine Menge Häuser wurden zerstört. In meiner Nähe ist eine riesige Eiche auf ein Auto gestürzt und hat dieses völlig zerstört. Ich vermisse diesen Baum. Das war eine sehr gotisch aussehende Eiche, wie aus einem Film von Tim Burton.

Ende Mai werdet ihr in Deutschland unterwegs sein. Wart ihr schon einmal dort? Was erwartet ihr?

Dylan: Diese Tour wird unsere erste außerhalb Irlands sein. Ich kann es kaum erwarten, unsere Musik einem größeren Publikum vorzustellen. Und einer Kultur, die sich mit unserer Musik eventuell mehr identifizieren kann als unsere eigene.

Sean: Ich denke es wird großartig, und ich erwarte, dass diese Erfahrung einen Einfluss auf unseren Sound und unsere Texte haben wird. Eine Menge großartiger Künstler waren in Deutschland, die Beatles, David Bowie; einige der besten U2-Sachen entstanden dort. Ja, ich denke es wird großartig. Wir lassen uns gerne beeinflussen.

Was sind eure musikalischen Ziele in der nahen Zukunft?

Dylan: Wir sind gerade dabei, neues Material für unsere zweite und dritte EP zu finalisieren, welche wir gerne noch dieses Jahr veröffentlichen wollen.

Sean: Ich würde sagen: unseren eigen Stil kreieren, unseren eigenen Sound finden. Das ist eine der größten Herausforderungen als Musiker. Es scheint, als ob niemand gerne möchte, dass du auf deiner ersten EP groß herum experimentierst, aber das wäre schon mein erklärtes Ziel. Es kommt natürlich auch darauf an, wie die Leute auf die Musik reagieren; vielleicht fallen wir auch fürchterlich auf die Schnauze. Vielleicht enden wir auch damit, das wir 70% unserer Album-Einnahmen an Aphex Twin abführen müssen.

Nennt uns doch bitte eine Band, die eurer Meinung nach mehr Leute hören sollten.

Sean: Es sollten mehr Leute Asylum Party oder Action Bronson hören.

Zu guter Letzt: erzählt uns etwas über eure Band, das bisher Niemand weiß.

Unser Schlagzeuger, welcher in San Francisco aufgewachsen ist, wurde von Bill Kreutzmann von The Grateful Dead unterrichtet.

Vielen Dank für das Interview.

Termine in Deutschland:
24.05. Berlin – Lido – Karrera Klub
28.05. Nürnberg – Muz Club
30.05. Dortmund – WAY BACK WHEN Festival
31.05. Mannheim – Maifeld Derby Festival

Interview in english.


Kommentare

4 Antworten zu „Interview: Moscow Metro“

  1. Hab mich in einigen Passagen daran erinnert gefühlt, vom Gefühl her…

  2. Erinnern ein wenig an There Will Be Fireworks. Oder?

    1. Echt, findet du? Die finde ich irgendwie rockiger.

  3. Feines Interview mit einer hochinteressanten Band. Kleiner Nachtrag aus Stuttgart: Moscow Metro spielen hier einen zusätzlichen Gig, und zwar am 27.5. im Tiefbunker Feuerbach. Weitere Info findest du in Kürze auf http://www.gig-blog.net