Interview mit Viet Cong

Nach dem Ende der Band Woman formierte sich eine neue Truppe namens Viet Cong. Das erste Lebenszeichen war die Cassette EP. Im Laufe der folgenden Monate trug die Band sieben Stücke zusammen, die sich schließlich auf dem Debütalbum wiederfinden sollten, welches am letzten Freitag erschienen ist. Das Debüt  ist ein stimmiges Gebilde aus Post-Punk-Gitarren, krautigen Schlagzeugschleifen und düsteren Goth-Elementen. Ich bin nach wie vor fasziniert und begeistert.

Ich durfte Scott Munro, der für Gitarrre und Keyboard zuständig ist, ein paar Fragen stellen.


Hallo! Danke dass du dir die Zeit nimmst, mir einige Fragen zu beantworten. Kannst du dich bitte kurz vorstellen?

Hey, ich bin Scott Munro. Die meisten meiner Freunde nennen mit Monty; ein Spitzname, den ich bereits vor 10 Jahren bekam. Ich spiele Gitarre und Keyboard und singe ein wenig bei Viet Cong.

Wann hast du angefangen, Musik zu machen? Wer oder was waren deine ersten Einflüsse und Leidenschaften?

Ich bin schon mein ganzes Leben irgendwie mit Musik beschäftigt. Als Kind habe ich Klavier und Posaune gelernt, später mit 11 Jahren fing ich an, Gitarre und Bass zu spielen.
Ungefähr mit 14 Jahren begann ich, in einigen Punk-Bands zu spielen und später spielte ich dann auch Shows und ging ein wenig auf Tour.

Schon früh hörte ich viel Trash Metal wie Slayer oder die frühen Sepultura.

Im College war ich von der Improvisation fasziniert; ich studierte Kontrabass für Jazz und war sehr interessiert daran, aus konventionellen Instrumenten möglichst viel und möglichst ungewöhnlichen Krach heraus zu holen. Mit Mitte 20 fing ich wieder mit der Rockmusik an und spielte mit meinem Freund Chad VanGaalen.

Was waren deiner Meinung nach die intensivsten Momente oder Erlebnisse in deiner bisherigen musikalischen Laufbahn?

Das ist schwer zu sagen. Für mich ist immer das aktuellste Erlebnis das prägendste, wahrscheinlich weil ich immer vom neuesten Zeug so fasziniert bin. Aktuell ist das Primavera Sound mit Chad ganz oben auf der Liste, weil ich vorher noch nie in Europa aufgetreten bin. Mit Viet Cong habe ich in New York auf diesem Festival namens 4 Knots gespielt, das war auch ziemlich großartig.

Viet Cong ist ja aus den Überresten von Women entstanden. Kannst du uns kurz erzählen, wie es zur Gründung der Band kam?

Als Women sich getrennt haben, ist Matt wieder zu Chads (VanGaalen) Band zurück, um dort Gitarre zu spielen (vor Women spielte er Bass). Wir tourten ein wenig und während einer dieser Touren planten wir, an ein paar Songs zu arbeiten. Wir hatten beide einige Riffs, Songs und Aufnahmen in der Schublade und wollten einfach zusammen schauen, was man daraus machen könnte.

Wir hatten keinen konkreten Plan, es war eher so ein Vibe im Sinne von „lass uns einfach zusammen spielen und schauen, was passiert“. Ich habe ein Studio in meinem Haus, in welchem ich andere Bands produziere, also starteten wir damit, ein paar Demos aufzunehmen. Die meisten dieser Aufnahmen landeten schließlich auf der Cassettes EP.

Womit startet ihr normalerweise, wenn ihr einen Song schreibt?

Normalerweise hat einer von un sein Gitarren-Riff oder einen Schlagzeug-Beat, und von da aus starten wir dann. Wir jammen dann so vor uns hin und testen diesen Song dann bei mehreren Proben, bis wir eine Version in meinem Studio aufnehmen. Während des Aufnahmeprozesses ändert sich meist noch eine Menge. An dieser Stelle kommen meistens die Keyboards hinzu, oder eine Drum-Machine oder anderes Zeug. Wenn wir dann eine Version haben, spielen wir wieder damit herum und versuchen sie live zu spielen.

Ihr habt euer Debüt in Deutschland am letzten Freitag (16.01.2014) veröffentlicht. Wie fühlst du dich? Nervös, glücklich, aufgeregt?

Ich schätzte sowohl nervös, glücklich und aufgeregt. Aber hauptsächlich glücklich. Wir haben dieses Album vor über einem Jahr aufgenommen, und die Songs sind schon weit vorher entstanden. Ich bin sehr glücklich, dass sie jetzt endlich veröffentlicht wurden.

Was sind deine größten Herausforderungen als Musiker?

Ich habe ziemliche Probleme damit, meine Arbeit und meine Freizeit in Balance zu halten. Ich tendiere dazu, zu allem Ja zu sagen, und dann habe ich weniger Zeit als gedacht. Zu meinem großen Glück habe ich eine sehr verständnisvolle Freundin.

Ich denke der Stress während einer Tour setzt jedem Musiker zu. Und die Herausforderung, gesund zu bleiben! Außerdem denke ich, dass es für neue Bands verdammt hart ist, überhaupt gehört zu werden. Durch die ganz neuen Möglichkeiten des Internets ist es verdammt leicht, sich zu verzetteln.

Von links nach rechts: Michael Wallace, Matt Flegel, Scott "Monty" Munro und Danny Christiansen.
Von links nach rechts: Michael Wallace, Matt Flegel, Scott „Monty“ Munro und Danny Christiansen.

Wo wir gerade beim Thema sind: was hältst du von der aktuellen Lage im Musikgeschäft? Denkst du, dass Musiker wie David Byrne oder Talyor Swift recht haben, wenn sie ihre Musik aus dem Katalog von Spotify entfernen?

Ich denke, es ist ziemlich verzwickt da draussen. Die klassischen Wege, mit denen man als Band Geld verdienen konnte, sind trockengelegt, und die Industrie versucht immer noch, neue Wege zu finden. Es ist allerdings auch eine sehr aufregende Zeit, denn die Anfangshürden wurden ein wenig heruntergesetzt.

Ich denke Anbieter wie Spotify haben das Herz am rechten Fleck, aber die genauen Details sind leider noch nicht so gut durchdacht. Ich bin mir sicher, dass es den Musikern irgendwann wieder besser geht, aber wir versuchen immer noch herauszufinden, wie sie in der Zwischenzeit über die Runden kommen sollen, um neue Songs zu schreiben und aufzunehmen.

Worauf freust du dich im Jahr 2015 am meisten?

Ich freue mich wahnsinnig darauf, auf Tour zu gehen. Wir haben über die Weihnachts-Feiertage eine einmonatige Pause eingelegt, aber jetzt spielen wir wieder zusammen, und es fühlt sich gut an! Ich persönlich mag die Liveauftritte, also freue ich mich auf die gemeinsame Tour mit den Jungs.

Bitte empfiehl uns doch zwei Bands oder Künstler, die wir uns unbedingt anhören sollten.

Jeder von euch sollte sich einmal die Band Fountain aus Viktoria in Kanada anhören. Sie haben mich letztens richtig weggeblasen. Und außerdem empfehle ich meine Freunde Freak Heat Waves, die bringen bald eine neue Platte raus, und die ist richtig gut. Solltet ihr euch ebenfalls zulegen!

Vielen lieben Dank für das Interview!

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