Vor ca. eineinhalb Monaten entdeckte ich Make Model durch ihr Video zur Single „The Was“. Großartige Musik, seitens ihrer Plattenfirma treffend beschrieben als Mischung aus Arcade Fire, Flaming Lips und Broken Social Scene. Nach kurzer Recherche fand ich heraus, das sie gerade ihr Debütalbum produzieren. Auf eine kleine Anfrage meinerseits erklärte sich Sänger und Gitarrist Lewis Gale bereit, mir ein paar Fragen zu beantworten. Wundert euch nicht, ich schickte ihm die Fragen bereits Mitte November, aber aufgrund der Albumproduktion konnte Lewis mir nicht schneller antworten.
nicorola: Hallo. Danke, das du dir die Zeit nimmst, mir einige Fragen zu beantworten. Kannst du dich bitte kurz vorstellen?
Lewis: Hi, mein Name ist Lewis und ich bin ein Mitglied der Band Make Model.
nicorola: Eure erste Single bei einem Major, „The Was“, wird am 19. November veröffentlicht. Wie fühlst du dich?
Lewis: Wirklich ausgezeichnet! Wir sind so glücklich, das wir die Möglichkeit haben, ein Platte bei einem Major zu machen. Dafür haben wir alle mehrere Jahre gearbeitet! Ich denke, in unserer Band gibt es ein paar Ängste in Richtung „was denken die Leute von unserer Musik?“, aber bisher war der Support seitens EMI hervorragend und uns wurde wiederholt beteuert, das wir jegliche Unterstützung in unserem Vorhaben haben, so viele Menschen wie möglich mit unserer Musik zu erreichen …
nicorola: Eure erste Single war „The LSB“. Wie waren die Reaktionen eurer Fans?
Lewis: Die Reaktionen auf „The LSB“ waren exzellent. Die Single war die erste Möglichkeit für uns, unsere Musik zu verbreiten. Wir haben im Jahr davor eine Menge Songs geschrieben, und es ist großartig zu wissen, das die Leute diesen Song jetzt kaufen können. Bei Liveshows ist es außerdem großartig, wenn die Leute den Text kennen und mitsingen. Das zaubert mir jedesmal ein Lächeln auf mein Gesicht. Live einer meiner Lieblingssongs, eine Art Reminiszenz an unsere Vergangenheit, in der wir mehr Punk und rock-orientierte Musik spielten.
nicorola: Eure Plattenfirmen läßt als Vergleich Namen wie Flaming Lips, Broken Social Scene und Arcade Fire fallen. Bist du damit glücklich?
Lewis: Absolut! Die Hörer brauchen immer Referenzpunkte, um die Musik einordnen zu können, und die drei genannten Bands sind großartig, sowohl live als auch kompositorisch. Ich hoffe die Ähnlicheiten sind nicht zu auffällig, denn obwohl wir von allen drei Bands beeinflusst sind, haben wir versucht, einen eigenständigen Weg einzuschlagen, der einen hohen Grad an Individualität besitzt. Ich denke, jedes unserer Bandmitglieder hat eine große musikalische Persönlichkeit, du kannst es an der Art und Weise ihrer Mitarbeit an den Songs hören. Unser Ziel ist es, ehrliche, emotionale und intensive Musik zu machen, die zudem noch interessant produziert ist. Ich denke, wir sind mit den oben genannten Bands durchaus vergleichbar. Nicht die Songs, sondern die Zielsetzung, würde ich sagen.
nicorola: Was ist dein musikalischer Hintergrund?
Lewis: Seitdem ich fünf Jahre alt bin, habe ich mit Musik zu tun. Während meiner Schullaufbahn spielte ich in Blaskapellen, in Jazz Bands und einer Menge Gruppen, die klassiche schottische Musik spielten. Ich habe während dieser Zeit überhaupt nicht realisiert, was für ein gutes Verständnis für Musik und Sounds ich dadurch erlangte, und erst viel später lernte ich dieses Grundwissen zu schätzen. Als ich auf die 18 zuging, beherrschte ich eine Menge Instrumente und spielte in verschiedenen Bands. Mit 19 zog ich nach Glasgow und hing mit anderen Musikern ab, wovon ich sehr profitierte. Ich komme von einem sehr entlegenen Landstrich in Schottland und hatte nie wirklich Freunde, die von Musik ähnlich begeistert waren wie ich und die die ganze spannende Musik in der Welt ähnlich aufregend fanden. In die Stadt zu ziehen war defintiv der richtige Schritt und dort realisierte ich, das ich eventuell von der Musik leben könnte.
nicorola: Hast Du dort in anderen Bands vor Make Model gespielt?
Lewis: Ja, James (Bass) und ich waren die Rhythmus Sektion einer Punk Band namens Fickle Public. Ich vermisse es, mit ihm Schlagzeug zu spielen, weil er ein unglaublicher Bassist ist, der einen Song sehr gut vorantreibt. Vielleicht sind wir irgendwann in der Zukunft wieder eine gemeinsame Rhythmus Sektion, wir wurden nämlich erst zum Ende hin richtig gut, hehe.
Gordon und Ken spielten in einer Band namens Carson und Ray in verschiedenen Bands, die letzte hieß Dance Lazarus Dance. Alle unsere vorherigen Bands waren viel rock-orientierter als Make Model. Für Aimi ist Make Model die erste Band, aber sie hat sich erstaunlich schnell entwickelt.
nicorola: Ihr arbeitet momentan an eurem ersten Album. Wie geht es voran?
Lewis: Es geht richtig gut voran. Wir arbeiten in Etappen seit Juli daran und nähern uns so langsam dem Ende. Ich fühle mich wie auf der längsten Reise meines Lebens und es sind unglaublich viele spannende Dinge während der letzten 6 Monate passiert. Das größte Vergnügen ist diese seltsame Freiheitsgefühl, nachdem wir unsere Bürojobs gekündigt haben. Wir möchten hart arbeiten und Spaß haben, und wir sind unglaublich froh, das wir die Chance haben, Musik zu machen und live zu spielen.
Auf der anderen Seite ist es verdammt hart, die Songs loszulassen, da so viele persönliche Erfahrungen in ihnen stecken. Manchmal passieren Dinge in deinem Leben, die dich traurig machen, und es ist manchmal sehr kräftezehrend, dem Song und dem emotionalen Inhalt treu zu bleiben. Es ist für uns sehr wichtig, das unsere Songs uns reflektieren, wie wir sind, und ich denke, das ist der allerschwierigste Teil.
nicorola: Wie schreibt ihr eure Songs?
Lewis: Momentan starten fast alle Songideen mit einer Software, die ich Anfang letzten Jahres von einem Freund bekam. Sie nennt sich Reason und beinhaltet jedes Instrument, das du dir vorstellen kannst in einem Komplettpaket. Ein wirklich inspirierendes Programm. Ich fing damit an, kleine Schnipsel, Grooves und Sounds zu kombinieren und fand es großartig, also fing ich an, Songs damit zu schreiben. Ganz allgemein schreibe ich Songs, wenn ich einen gewissen Abstand zu Dingen in meinem Leben brauche, guten oder schlechten.
Sobald das Grundgerüst eines Songs steht, verfeinern wir dieses im Proberaum. Der spannendste Teil des Prozesses ist der, wenn die anderen ihre Persönlichkeit einbringen und sich der Song in eine Richtung entwickelt, die du dir selber niemals vorstellen hättest können. Das ist das Großartige an Make Model, jeder ist so musikalisch und wir ergänzen uns perfekt.
nicorola: Warum spricht EMI in den Pressetexten von „Therapie-Musik“?
Lewis: Ich vermute, ich habe einer Menge Leuten erzählt, das meine Musik eine Art Flucht vor der Realität für mich ist, eine Art Konfliktbewältigung. In meinem Augen ist die Musik dazu da, für ein paar Minuten abzutauchen und den ganzen Kram um dich herum zu vergessen, der das Leben härter erscheinen läßt als es ist.
nicorola: Möchtest Du gerne in Deutschland auftreten?
Lewis: Absolut! Ich habe bereits mit der Band, in der ich vor Make Model war in Deutschland getourt, und die Leute, die ich dort traf, waren absolut nett und zuvorkommend. Das ist eines der großartigen Dinge, wenn man in einer Band ist: die Chance, Leute zu treffen und etwas über ihr Leben zu lernen. Unterschiedliche Länder und Kulturen kennenlernen. Ihr habt außerdem gutes Bier, weswegen wir Deutschland vorraussichtlich immer mit Kopfschmerzen verlassen werden.
nicorola: Möchtest du meinen Lesern noch etwas sagen?
Lewis: Danke fürs lesen, schätze ich. Ich rede ziemlich viel, wenn ihr es also bis hierhin geschafft habt: vielen Dank! Mein momentanes Lieblingszitat ist „fuck art, lets dance“. Ich denke, das ist ein verdammt gutes Motto für die Weihnachtsferien. Passt auf euch auf. Wir sehen uns!
nicorola: Vielen Dank für das Interview
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Make Model Homepage
MySpace (4 Songs)
Video zu „The Was“ (YouTube, leider nicht einzubinden)
Kommentare
Stimmt 🙂 Danke für den Hinweis.
dann kann’s emi ja noch nicht so schlecht gehen, wenn sie sich zwei videos zum song leisten können:
http://videos.antville.org/stories/1723544/