Madsen sind zurück. Das neue Album beginnt mit einem Schlag vor den Kopf: der Titelsong „Labyrinth“ ist eine eindeutige Bohemian Rhapsody-Reminiszenz und in seiner Aufrichtigkeit eine Probe für bisherige Fans der Band. Der Vorgänger „Frieden im Krieg“ klang noch anders. Im Laufe des Albums stellt sich aber heraus, das sich Madsen treu geblieben sind, sie haben ihrem Sound nur ein paar neue Facetten hinzugefügt.
Sänger Sebastian geht es nach seinem schweren Unfall wieder besser, und ich durfte ihm ein paar Fragen zum neuen Album stellen.
nicorola: Hallo Sebastian. Danke das Du dir die Zeit nimmst, mir einige Fragen zu
beantworten. Zuerst einmal natürlich die Frage: wie geht es dir nach deinem Unfall?
Sebastian: Mittlerweile wieder ganz gut. Ich hoffe dass ich bald wieder Gitarre
spielen kann, aber ich muss wohl noch etwas geduldig sein.
nicorola: Also ist selbst mit einem Stuntman beim Videodreh immer Vorsicht geboten?
Sebastian: Jeder aus der Band hätte sich an dieses Seil gehängt, alles wirkte total
professionell. Trotzdem denke ich mir jetzt, warum hat keiner eine Matte drunter gelegt? Warum gab es kein zusätzliches Sicherungsseil? Ich denke ich werde in Zukunft mehr auf mich und andere achten.
nicorola: Jetzt aber zur Musik. Diesen Freitag erscheint euer neues Album „Labyrinth“. Ein wichtiges Album für dich?
Sebastian: Ja. Es stecken 2 Jahre liebevolle Arbeit in diesem Album. Es ist unser bestes bisher.
nicorola: „Frieden im Krieg“ war ja eher direkt und teilweise ziemlich in die Fresse. Da verwundert es natürlich, wenn ihr mit dem Opener und Titelsong „Labyrinth“ ein ganz klare Queen-Hommage an den Anfang stellt. Wie kam es dazu?
Sebastian: Ist das denn nicht in die Fresse? Ich finde schon. Wir wollen weiterhin unser Publikum und uns selbst überraschen. Musik kann so vielseitig sein, warum sollten wir immer die gleiche Platte aufnehmen? Dafür gibts doch schon AC/DC.
nicorola: Mit „Lass die Liebe regieren“ habt ihr dann sogar eine Art Schlager im Programm. Denkst du nicht, das es gerade die Leute, die euch wegen eures Debüts lieben, vor den Kopf stossen wird?
Sebastian: Keine Ahnung. Darüber mache ich mir erstmal überhaupt keine Gedanken. Ein guter Song ist ein guter Song. Was soll eigentlich immer diese Schlagerreverenz? (Die kommt von ihm selber: Motor – Madsen im Interview, Anm. nicorola) Stell dir den Song mal auf englisch vor. Dann wäre es was? Indie Rock? Pop?
nicorola: Ich finde eure Entwicklung sehr interessant, gerade auch in Songs wie „Lass die Liebe regieren“, der mich trotz seines schlageresken Refrains stellenweise an Modest Mouse erinnert. Woher kam diesmal die Inspiration für die neuen Songs?
Sebastian: Ich bin musikbesessen, sauge alles auf, analysiere jeden Song. Egal ob Soul, Punk, Rock oder Pop. Ich werde älter und entdecke mehr und mehr. Wir haben mit „Labyrinth“ noch viel mehr Einflüsse zugelassen. Wir haben uns nicht komplett verändert sondern uns erweitert. Ich hoffe dass die Menschen da draussen verstehen, worum es bei Madsen geht. Dafür muss man die neue Platte aber sehr genau hören..
nicorola: Möchtet ihr als Band immer unberechenbar bleiben?
Sebastian: Immer.
nicorola: Du hast also keine Ahnung, wohin die Reise bei eurem nächsten Album gehen wird?
Sebastian: Du kannst Folgendes ausschließen: Dancehall, Reggea, Easy Listening. Ansonsten ist alles möglich.
nicorola: Was magst du an „Labyrinth“ besonders?
Sebastian: Die Chöre und den Schlagzeugsound.
nicorola: Wieviel Einfluss hatte Olaf Opal auf die neuen Stücke?
Sebastian: Olaf war von Anfang an dabei. Wir haben zusammen überlegt, wo die Reise
hingehen kann. Bei der Produktion hat er alles gegeben. So ist er, der Olaf.
Unsere Konzerte sind das wichtigste für uns, und darauf hat das Internet kaum Einfluss. nicorola: Ein zentrales Thema Thema des neuen Albums ist die Liebe, die du sehr oft in sehr klaren Worten besingst. In der deutschen Indie-/ Rockmusik regiert ja eher die Umschreibung. Hast du keine Lust, deine Texte zu verklausulieren?
Sebastian: Ich habe kein Problem mit Liebe, warum sollte ich also nicht ganz natürlich
darüber singen?
nicorola: Als ebenfalls zugezogener Berliner kann ich den Text von „Berlin“ gut nachvollziehen. Bei Besuchen in meiner alten Heimat bin ich immer wieder über die stockfinsteren Nächte oder den übervolllen Sternenhimmel erstaunt. Was hat dich in die Stadt gezogen, was fasziniert dich, was stößt dich ab?
Sebastian: Am interessantesten ist ganz einfach die Menschenvielfalt. Nichts gegen
das Wendland, aber dort leben einfach nicht so viele Menschen und es würde mir dort auf Dauer etwas langweilig werden. Toll auch natürlich an Berlin: das fantastische Konzerteangebot! Doof an Berlin: dort wo viele Menschen sind, gibt es auch immer Idioten.
nicorola: Ich gehe mal davon aus, das du für deine Musik viel mit Computern arbeitest. Wie wichtig ist es heutzutage für einen Musiker, sich mit der modernen Technik und dem Internet zu beschäftigen? Wo siehst du die größten Vorteile, wo eventuelle Nachteile?
Sebastian: Wir benutzen den Rechner wie eine Bandmaschine. Schneiden ist feige.
nicorola: Von Seiten der Industrie werden die illegalen Downloads und Tauschbörsen ja seit langer Zeit verteufelt, und die unzähligen Klagen gegen Privatpersonen scheinen sich als lukratives Geschäfsfeld etabliert zu haben. Wie stehst du als Künstler dazu? Hat sich hier in den letzten Jahren etwas für euch geändert?
Sebastian: Klar, vor 10 Jahren hätten wir bestimmt viel mehr Platten verkauft. Zum Glück kann man sich das Konzert als Liveerlebnis nicht aus dem Internet laden! Unsere Konzerte sind das wichtigste für uns, und darauf hat das Internet kaum Einfluss.
nicorola: Anfang Mai startet Eure Tour. Freust du dich, die neuen Songs endlich aus dem Käfig zu lassen?
Sebastian: Klar, alles muss raus. Nun ja leider erst bei den Festivals und dann im
Winter, da die Mai-Tour ja verschoben wurde.
nicorola: Möchtest du meinen Lesern noch etwas sagen?
Sebastian: Checkt mal den Trailer von „hot tub time machine“!
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