Interview: Lali Puna

Lali Puna haben sich mit ihrem neuen Album lange Zeit gelassen. Fünf Jahre sind seit dem Erscheinen des großartigen „Faking The Books“ vergangen, aber jetzt hat die Wartezeit ein Ende. Nächsten Freitag steht „Our Inventions“ in den Regalen. Anlass genug, um einmal bei Valerie Trebeljahr anzuklopfen, die Lali Puna vor über 10 Jahren ins Leben rief. Ich fragte sie, warum es fünf Jahre für einen neuen Longplayer brauchte, wie die Arbeit mit Yukihiro Takahashi war und welche Rolle Computer in ihrem Alltag spielen.

nicorola: Hallo Valerie. Danke das Du dir die Zeit nimmst, mir einige Fragen zu beantworten. Aus deiner Sicht: wie waren die letzten fünf Jahre seit dem Erscheinen von „Faking The Books“?

Valerie: Schön! Ich habe zu großen Teilen etwas ganz anderes gemacht, nämlich ein Kind bekommen. Dann war es natürlich auch wieder toll, irgendwann Musik zu machen.

nicorola: Im Vergleich zu „Faking The Books“ klingt euer neues Album wieder etwas zurückgenommen. Auf dem Vorgänger gab es noch rockige Songs („B-Movie“, „Micronomic“), diesmal ist alles etwas introvertierter. Welche Entwicklung steckt dahinter?

Valerie: Es hat sich einfach so ergeben. Ich wollte eigentlich genau das Gegenteil, nämlich Four-to-the-Floor. Aber wir sind alle keine Disco-Tiere. Wir haben dann irgendwann die ganzen geraden Bassdrums gestrichen und ruhigere Stücke draus gemacht. Weil es halt auch besser gepasst hat.

nicorola: Was magst du an „Our Inventions“ besonders?

Valerie: „Our Inventions“ ist die Platte mit der ich nach Fertigstellung am zufriedensten bin. Nach jeder anderen Platte, gab es immer das Gefühl „Hätte man doch da noch Diesundjenes gemacht“. Diesmal ist für mich alles gut – ich war mir diesmal sehr sicher, was ich wollte und was nicht.

nicorola: Mit „Out There“ findet sich eine neue Bearbeitung einer Zusammenarbeit mit Yukihiro Takahashi auf dem Album. Der Song erschien bereits im letzen Jahr auf dem Album „Page by Page“ von Takahashi. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Valerie: Yukihiro Takahashi arbeitet auf seinen Alben immer mit anderen Künstlern zusammen. Auf „Page by Page“ waren das Aamina, Steve Jansen und u.a. ich. Sein Label hat mich einfach kontaktiert und ich habe mich sehr gefreut, weil ich natürlich das Yellow Magic Orchestra kannte. Wir haben dann beschloßen „Out There“ in einer anderen Fassung auf unsere Platte mit drauf zu nehmen, weil mir das Stück und auch der Text so wichtig waren.

nicorola: Habt ihr euch während der Aufnahmen überhaupt einmal real gesehen?

Valerie: Nein, während der Aufnahmen nicht. Aber Yukihiro Takahashi hat mich als Gastsängerin für sein Konzert in Tokyo eingeladen. Das war sehr nett und natürlich hat man danach eine andere Verbindung als zuvor.

nicorola: Apropos Aufnahmen: wer hat an den neuen Songs gearbeitet? Wie sind sie entstanden?

Valerie: Ich habe die meisten Stücke auf der neuen Platte skizziert, am Laptop, mit Drumcomputer oder Samples und Keyboard. Danach haben wir sie zusammen im Portmanteau-Studio ausgearbeitet und arrangiert. Der Arbeitsprozess bei diesem Album war etwas anders als bei den anderen Alben, Christian, unser Keyboarder, dem auch das Studio gehört, hat sehr viel mehr Einfluss gehabt. Er und Markus haben auch beide Stücke für die Platte geschrieben. Außerdem haben wir zum ersten Mal mit einem anderen Produzenten, Oliver Zülch, gearbeitet und abgemischt. Das hat die Platte auch soundmäßig sehr bestimmt.

nicorola: Valerie, ich habe gelesen, dass die Texte bei Lali Puna eine wichtige Rolle spielen. Ohne den Gesang würde der Platte also eine wichtige Dimension fehlen?

Valerie: Ja, ich denke schon. Texte sind wichtig.

nicorola: Worum drehen sich die Themen diesmal?

Valerie: Ich denke, es gibt zwei Richtungen. Das eine sind klar persönliche Texte wie beispielsweise in „Rest Your Head“ oder „That Day“. Und dann hat mich viel das Thema Fortschritt und Zukunftsgläubigkeit beschäftigt. „Unsere Erfindungen“ eben.

nicorola: Ich gehe mal davon aus, das du für deine Musik viel mit Computern arbeitest. Du bloggst für den Zündfunk und das Internet dürfte in deinem Leben eine gewisse Rolle spielen. Wie wichtig ist es heutzutage für einen Musiker, sich mit der modernen Technik und dem Internet zu beschäftigen? Wo siehst du die größten Vorteile, wo eventuelle Nachteile?

Valerie: Ich beschäftige mich seit langem mit dem Internet. Das hat sich während meines Studiums so ergeben. Ich kenne also noch IRC und so einen Kram. Es ist aber für einen Musiker nicht unbedingt notwendig total uptodate zu sein – es kommt halt drauf an, was man für Musik macht. Für mich ist das Internet ganz klar wichtig. Trotzdem sehe ich alle möglichen Sachen wie Facebook und Google erst einmal skeptisch. Bzw. möchte ich zumindest drüber nachdenken, was die kritischen Seiten davon sein können. Vielleicht kommt es auch davon, weil ich das schon lange mache. Früher hat man sehr genau drauf geachtet, dass man anonym ist im Netz. Dass also nicht jeder alles Mögliche von Dir weiß. (Ich betreue übrigens zusammen mit anderen die Website des Zündfunk, bloggen tue ich dort aber nicht).

nicorola: Von Seiten der Industrie werden die illegalen Downloads und Tauschbörsen ja seit langer Zeit verteufelt, und die unzähligen Klagen gegen Privatpersonen scheinen sich als lukratives Geschäfsfeld etabliert zu haben. Wie stehst du als Künstlerin dazu? Hat sich hier in den letzten Jahren etwas für euch geändert?

Valerie: Also, man muss ganz klar sagen, dass Bands in unserer Größe nicht mehr vom Musikmachen leben können. Weil die Verkaufszahlen wirklich krass nach unten gehen. Klar gibt es legale Downloads, aber die Mehrheit lädt halt doch einfach von Rapidshare runter. Das Seltsamste finde ich, dass einfach kein Unrechtbewusstsein mehr vorhanden ist. Es kommen immer wieder Leute und erzählen stolz, dass sie sich die CD gebrannt haben… Ich bin jetzt überhaupt kein Freund von gerichtlichen Auseinandersetzungen – aber ich wünschte mir doch, dass ein Bewusstsein da wäre oder ein Gerechtigkeitssinn.

nicorola: Mitte Mai startet Eure Tour. Wie wird die Umsetzung der Songs auf der Bühne aussehen? Sind neben Markus, Christoph und Christian noch andere Musiker mit dir auf der Bühne?

Valerie: Wir sind derzeit beim Proben. Bei dem Album, denke ich, werden die Stücke live wieder ein bisschen anders sein als auf Platte. Einfach weil die Stücke ruhiger sind und das live natürlich besser ist, wenn man sich bewegen kann. Wir bleiben aber zu viert.

nicorola: Wo werdet ihr spielen? Gibt es schon konkrete Daten?

Valerie: Ja, zum Beispiel auf unserer Homepage lalipuna.de

nicorola: Vielen Dank für das Interview!

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Lali Puna – „Remember“

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