Interview: Holly Miranda

Ende Februar ist mit „The Magician’s Private Library“ ein wundervolles Album erschienen, das von Schönheit und dem Scheitern der Liebe erzählt, umspielt von komplexen Klängen und vielschichtigen Arrangements aus dem Hause TV On The Radio. Die Songs dieses Albums stammen von der Wahl-New Yorkerin Holly Miranda, die mit TV On The Radio befreundet ist und nach 10 endlos langen Jahren nun endlich ihr Debüt veröffentlicht. Warum das solange dauerte, was sie an Leonard Cohen mag und ob sie sich ein Leben außerhalb New Yorks vorstellen kann, erfahrt ihr in diesem Interview.

nicorola: Hallo! Danke, das du dir die Zeit nimmst, mir einige Fragen zu beantworten. Kannst du dich bitte kurz vorstellen?

Holly: Hallo, mein Name ist Holly Miranda. Ich bin eine Musikerin aus Brooklyn, New York.

nicorola: Du hattest bereits vor knapp zehn Jahren einen Deal mit einer großen Plattenfirma, allerdings war das damailge Vorhaben zum Scheitern verurteilt. „The magician’s private library“ ist jetzt, rund 10 Jahre später, dein Debütalbum. Wie fühlt es sich an, nach so langer Zeit endlich das Ziel erreicht zu haben?

Holly: Es fühlt sich wirklich sehr, sehr gut an.

nicorola: Von der BMG zu XL Records…was passierte in der Zwischenzeit?

Holly: Ich muss was klarstellen: ich hatte nie einen Vertrag mit BMG. Ich habe nur angefangen, ein Album mit ein paar Leuten des Labels zu produzieren. Das endete damit, das ich einfach ging, denn wir kamen nicht überein. Danach nahm ich selbst ein Album auf, ohne recht zu wissen, wie das eigentlich geht. Es folgten Shows an der Ostküste, wo ich das Album direkt verkaufte. Dann traf ich Alex Lipsen, und wir beschlossen, mein Soloalbum aufzunehmen. Das Album wurde dann zum Jealous Girlfriends-Album, schlußendlich eine Band von 4 Musikern. Wir machten noch ein weiteres Album und tourten eine Menge. Schließlich machte ich dieses Album mit Sitek vor knapp 2 Jahren, ging wieder auf Tour mit den Jealous Girlfriends, und erst dann konnte ich es den Labels feilbieten. Da bin ich also.

nicorola: Klingt „The magician’s private library“ so, wie du es dir vorgestellt hast?

Holly: Ich hatte nie eine Idee davon, wie die Platte klingen sollte. Ich hatte nur meine Demos im Gepäck und tat dann, was sich für die Songs in dem Moment richtig anfühlte. Mit dem Ergebnis bin ich mehr als zufrieden.

nicorola: Du hast das Album mit David Andrew Sitek produziert, Kyp Malone hat am Mikro ausgeholfen und Jaleel Bunton hat bei einigen Songs an den Drums gesessen. Alle drei sind Mitglieder von TV On The Radio. Wie war die Arbeit mit den Jungs?

Holly: Das sind alles alte Freunde von mir, es war fast so, wie mit der Familie zu arbeiten. Fantastisch!

nicorola: Dein Album ist im Februar erschienen. Wie sind die Reaktionen der Fans und Kritiker bisher?

Holly: Ich lese keine Kritiken. Und ich versuche, die Meinung anderer Leute nicht zu sehr auf mich einwirken zu lassen, es verdirbt mir meinen Flow.

nicorola: Die Songs und Sounds auf deinem Album klingen recht komplex. Wenn du sie live spielst, änderst oder spielst du dann mit den Arrangements?

Holly: Das hängt von der Band ab, die mich begleitet. Wenn ich solo auftrete, gibt es sehr wenig, was ich tun kann. Das gleiche gilt für zwei oder drei Leute. Ich würde es großartig finden, mit sieben Leuten auf Tour zu gehen, mit Steichern und Bläsern….vielleicht klappt das eines Tages. Momentan sind wir zu viert unterwegs, und das macht eine Menge Spaß. Aber ich vermisse definitiv die Bläser.

nicorola: Du bist in Deutschland im Vorprogramm von The XX aufgetreten. Mit ihrem Debüt waren The XX im letzten Jahr sehr erfolgreich. War es schwer, für sie zu eröffnen?

Holly: Die Tour war schon ausverkauft, bevor wir überhaupt gebucht wurden. Ich wußte also, das die Leute nicht gekommen sind, um uns zu sehen, aber es war eine tolle Erfahrung und ich habe mit der Band ein paar großartige Freundschaften geschlossen. Wunderbare Leute.

nicorola: Gibt es Pläne, uns wieder zu besuchen?

Holly: Ja! Wir werden im Mai wieder zurück sein.

nicorola: Du bist im Alter von 16 nach New York gegangen. Kannst du dir vorstellen, jemals in einer anderen Stadt zu wohnen?

Holly: Während ich diese Antworten schreibe, sitze ich in Kalifornien und ich habe mich gerade entschlossen, im Spetember hierher zu ziehen, sobald mein Vertrag in New York ausläuft. Also ja.

nicorola: Was inspiriert dich?

Holly: Das Leben.

nicorola: Einige deiner Lieblingskünstler sind Jeff Buckley, Leonard Cohen, Edith Piaf und Nina Simone. Gibt es aktuelle Sachen, die du gut findest?

Holly: In den letzten Wochen war ich ziemlich von Little Dragon und Sade besessen. Außerdem bin ich gerade auf Fleetwood Mac hängen geblieben.

nicorola: Was ist so besonders an Leonard Cohen?

Holly: Er ist so authentisch und bescheiden. Ich habe ihn auf dem Coachella Festival im letzten Jahr gesehen, und ich habe während des gesamten Auftritts geweint. Das werde ich nie vergessen.

nicorola: Was denkst du als Künstlerin über die aktuelle Lage der Musikindustrie?

Holly: Ich bin ein großer Computer-Nerd, ich bin dafür, alle möglichen Wege zu nutzen, um sich zu verwirklichen. Creative Commons ist so einer. Ein guter.

nicorola: Was sind deine nächsten Ziele, deine Musik betreffend?

Holly: Auftritte, ein neues Album, mit meinen Freunden zusammenarbeiten, noch mehr Auftritte, so lange singen, bis ich nicht mehr kann.

nicorola: Möchtest du meinen Lesern noch etwas sagen?

Holly: Hey Leute, danke für’s Lesen! Wie geht’s euch? Wie war euer Tag bisher? Ich mag eure Schuhe. Ok, cool, wir sprechen uns später. Alles Liebe, Holly.

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Holly Miranda – „Waves“

Albumstream auf MySpace

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