Interview: Gravenhurst

Gravenhurst. Das ist in erster Linie Nick Talbot. Und das ist melancholischer Folk aus Bristol. Ich habe mich irgendwann vor zwei Jahren in diese leicht düstere, aber dennoch hoffnungsvolle Musik verliebt und freue mich schon auf das im September erscheinende neue Album „The Western Lands“. Zu meiner großen Freude erklärte sich Nick bereit, mir einige Fragen in einem kurzen Interview zu beantworten.

nicorola: Hallo. Danke, das du dir die Zeitfür ein paar Fragen nimmst. Kannst du dich bitte kurz vorstellen?

Nick: Hallo, ich bin Nick Talbot, der Frontmann von Gravenhurst aus Bristol in England.

nicorola: Wenn ich etwas über Gravenhurst lese, dann taucht immer zuerst dein Name auf. Wieviel Band ist Gravenhurst?

Nick: Vor ein paar Jahren habe ich angefangen, mit dem Schlagzeuger Dave Collingwood zu spielen, und sein Engagement beeinflußte die Art und Weise unserer Live-Shows. Er spielte auch die Drums auf „Fires In Distant Buildings“ und dem neuen Album, welches übrigens diesen September erscheint. Er hat außerdem noch bei der Aufnahme des Albums geholfen. Dave ist inzwischen so etwas wie ein integraler Bestandteil von Gravenhurst. Während ich die Songs schreibe, hat Dave eine Menge Freiheit für seine Schlagzeug-Arrangements, wobei er einen teilweise sehr eigentümlichen Stil hat.
Live spielen wir inzwischen zu viert, was dem Sound natürlich weitere Dimensionen hinzufügt. Robin Allender, unser neuer Bassist, ist selber Songwriter, und Alex Wilkins ist ein begnadeter Gitarrist. Das ist so eine Art neues Kapitel für Gravenhurst.

nicorola: Was würdest du sagen, ist dein Songwriting von der Geschichte Bristols beeinflußt?

Nick: Nicht speziell. Bristol ist für seinen Anteil an der Geschichte der Sklaverei und des Tabakhandels berüchtigt, aber um ehrlich zu sein: das trifft auch auf London und weitere Hafenstädte in Großbritannien zu. Auf unserem aktuellen Album haben mich eher aktuelle Ereignisse, meine Zeit in London und persönliche Begebenheiten beeinflußt. Da musst du wohl abwarten und die Texte lesen….

nicorola: Ich habe Gravenhurst eher durch Zufall als Fan des Labels Warp entdeckt. Als ich eure Musik zum ersten Mal hörte, war ich zuerst verwirrt, später begeistert. Wie kam der Deal mit Warp zustande?

Nick: Eigentlich recht einfach. Sie hörten und mochten meine Musik. Sie hörten es, weil ich selber ein kleines Label ins Leben gerufen hatte, Silent Age Records. Sachen von uns wurden bei BBC Radio 3 Mixing It und bei John Peel gespielt.

nicorola: Bist du mit der Zusammenarbeit mit Warp zufrieden?

Nick: Sehr sogar. Bisher hat alles wunderbar funtioniert. In den letzten 2 Jahren hat sich die Zusammenarbeit sogar wesentlich verbessert, da ich mit Michelle eine wunderbare Managerin habe, die sie sich um alle Label-Angelenheiten kümmert und mir somit mehr Zeit für wichtige Dinge verschafft, für die Musik zum Beispiel.

nicorola: Warp hat mit Bleep einen eigenen Online-Store, in dem man MP3s ohne DRM kaufen kann. Was denkst du über Online-Stores, MP3s und illegale Tauschbörsen? Sind diese modernen Zeiten eher ein Fluch oder ein Segen?

Nick: Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, und ich kenne auch nicht sehr viele Musiker, die sich eingehend damit befasst haben. Wir sind eigentlich alle sehr nachsichtig gegenüber Tauschbörsen, möchten aber natürlich trotzdem, das die Leute unsere Musik kaufen. Ich finde es ok, wenn man sich seltene Live-Bootlegs umsonst besorgt, aber Musik, die käuflich zu erwerben ist, sollte man auch bezahlen.
Filesharing kann Interessierte natürlich an neue Künstler heranführen und somit für zusätzliche Verkäufe sorgen. Aber darauf hat die Musikindustrie keinen Einfluß. Ich glaube, wir müssen uns mit einer kleineren Gewinnspanne im Musikbusiness anfreunden. Wir haben eine Zeit großer Umbrüche in der Industrie vor uns, und ich denke, das die Ticket-Preise in Zukunft noch mehr steigen werden, damit der Umsatzausfall bei den Plattenverkäufen kompensiert wird.

nicorola: Du betreibst selber ein Blog. Was denkst du über Weblogs?

Nick: Die meisten sind recht ziellos und langweilig, und soweit ich letztens gelesen habe, ist die Spitze erreicht und das Interesse lässt wieder nach, weil viele Leute ihr eigenes Blog gestartet haben und dann auf einmal merkten, das sie nichts zu sagen haben.
Ich in meinem Blog versuche nicht über mich oder meine Musik zu schreiben. Ich lese keine Musikzeitschriften und ich möchte auch nicht meine persönliche Meinung über Musik kundtun, das spare ich mir lieber für Interviews auf. Mein Blog ist eher satirisch oder auch einfach nur bekloppt.

nicorola: Letztes Jahr habe ich den Film „Ein Freund von mir“ gesehen, dessen Soundtrack hauptsächlich aus Gravenhurst-Stücken bestand. Hast du den Film gesehen?

Nick: Ja. Ich wurde gefragt, ob ich die Filmmusik komponieren könnte, aber ich hatte nicht sehr viel Zeit, also habe ich ein exklusives Stück aufgenommen und eine Menge Album-Material verwendet. Unglücklicherweise ist der Film ausserhalb von Deutschland nicht richtig in den Verleih gelangt. Ein sehr guter Film übrigens.

nicorola: Findest du, das deine Musik zur Stimmung des Films passt? Oder auch der Film zur Stimmung der Musik?

Nick: Ich denke die Montage von „Song From Under The Arches“ wurde von Song inspiriert, was sehr gut funktionierte. Im Allgemeinen war das Sound-Design des Film sehr bemerkenswert. Ich bin sehr stolz, meinen Teil dazu begetragen zu haben.

nicorola: Arbeitet ihr an einem neuen Album?

Nick: Ja, und es ist fertig. Es wird im September veröffentlicht und heiss „The Western Lands“. Bereits im Juli erschien die Single (Video unten, Anm. nicorola).

nicorola: Du tourst momentan durch England und Frankreich. Wie sind die Reaktionen?

Nick: Das Publikum, die Tonleute und die Promoter auf dem europäischen Festland sind in der Regel wundervoll, respektvoll und ganz allgemein liebenswert. Sie könnten den englischen Promotern und dem Publikum ein oder zwei Dinge in Sachen Manieren und Professionalität beibringen. Das britische Publikum ist zynischer, und die Promoter oft selbstgefällig. Ganz allgemein sind die Fans auf dem Festland netter, die Locations sind besser ausgestattet, die Techniker besser ausgebildet und die Promoter sind freundlicher.

nicorola: Wirst du in naher Zukunft in Deutschland auftreten?

Nick: Oh ja…

nicorola: Vielen Dank!

Nick: Dank dir. Wir sehen uns in Deutschland.

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Kommentare

2 Antworten zu „Interview: Gravenhurst“

  1. Wir haben auf regioactive auch ein Interview online. Tolles Album und hoffentlich wird das auch ne gute Tour. Interview-Link

  2. Oh, ich habe den Verdacht, das ist ein tolles neues Album. Sehr empfehlen kann ich übrigens Talbots Vorgängerprojekt „Bronnt Industries Kapital“, so anders zu Gravenhurst, dass es wahrscheinlich erstmal erstaunt (wenn man genauer hinhört aber vielleicht dann auch nicht mehr so).