Interview: DM Stith

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David Michael Stith veröffentlicht sein Debüt „Heavy Ghost“ in Deutschland am 3. April. Ich weiß bis heute nicht, wie ich seine Musik beschreiben soll. Singer/Songwriter, Pop oder schon Kunst? Der Musiker aus Bloomington liefert mit seinem Debüt eine Platte ab, die sich einem nicht sofort erschließt, sondern die ihre vollkomene Schönheit erst mit vielen weiteren Durchläufen offenbart. Mich interessierte, wer hinter diesen vielschichtigen Stücken steckt und so nahm ich Kontakt zu David auf, der sich freundlicherweise dazu bereit erklärte, mir ein paar Fragen zu beantworten.

nicorola: Hallo. Danke, das du dir die Zeit nimmst, mir einige Fragen zu beantworten. Kannst du dich bitte kurz vorstellen?

David: Hi. Mein Name ist David Stith. Ich bin 28 Jahre alt.

nicorola: Dein Debüt „Heavy Ghost“ ist gerade erschienen. Die Fotos auf deiner Seite zeigen dich, wie du das Doppelvinyl in die Kamera hälst. Wie stolz bist du?

David: Ich bin verdammt stolz! Ich wollte schon seit Ewigkeiten eine Platte veröffentlichen, und sie jetzt als Doppel-Vinyl herauszubringen ist absolut großartig. Wir sind wegen der Verpackung alle ausgeflippt.

nicorola: Wie lange hast du an deinem Debüt gearbeitet? Wo und mit wem hast du es produziert?

David: Ich habe alle Songs des Albums innerhalb der letzten 3 Jahre geschrieben, obwohl bis auf 3 Stücke alle Songs innerhalb eines Jahres vor der Fertigstellung des Albums entstanden sind. Ich habe sie bei mir aufgenommen, bei Freunden, in einer Kirche in Brookly, im Instrumenten-Raum des Colleges, in dem mein Vater unterrichtet und in San Diego mit Rafters Instrumenten.

nicorola: Deine Songs sind sehr vielschichtig und komplex, obwohl sie sehr eingängig sind. In Meiner Vorstellung sehe ich dich immer und immer wieder an deinen Songs arbeiten bis sie für dich perfekt klingen. Wie genau arbeitest du?

David: Ich verbringe eine Menge Zeit damit, verschiedene Ideen auszuprobieren, aber das meiste ist improvisiert. Ich setzte mich mit klarem Kopf hin und fange einfach an aufzunehmen.

nicorola: Bei Tiny Mixtapes steht: „Interessanterweise transportiert seine Lyrik Pathos ohne dabei zu konkret zu sein.“ Stimmst du dem zu?

David: Meine Texte bedeuten mit etwas, aber sie sind sehr persönlich. Ich habe versucht, sie so zu schreiben, das für den Hörer auch ohne Hintergrundinformationen genug Raum für eigene Interpretationen bleibt. Sie sind in gewisser Weise impressionistisch. Ja, ich stimme dem zu.

nicorola: Was ist an der Geschichte von Abraham und Isaak so faszinierend? (Der erste Song des Albums heißt „Isaac’s Song“, der letzte der EP „Abraham’s Song (Firebird)“)

David: Ich denke, das ist eine schlimme und angsteinflößende Geschichte. Es ist sozugen die Saat des momentanen Verhaltens im mittleren Osten. Einen Auftrag geheimhalten und in seinem Sinne handeln, sehr übel. Als ich mit den Aufnahmen zu „Heavy Ghost“ anfing, bemerkte ich, wie mich diese Geschichte sehr beschäftigte.

nicorola: Ein Viertel deiner Musikbibliothek auf deinem Computer besteht aus Björk-Songs. Was ist an Björk so interessant? Beeinflußt sie deine Arbeit?

David: Ich war schon immer sehr angetan von der Art und Weise, wie sie die unterschiedlichsten musikalischen Traditionen zusammenbringt und mit ihrer außergewöhnlichen Stimme kombiniert. Für mich als Künstler macht das Sinn. Ihr aufgeschlossener und ungenierter kreativer Ansatz, das fasziniert mich.

nicorola: Du besitzt einen iPod?

David: Yep. Einen kleinen, silbernen Nano.

nicorola: Hat der iPod deine Hörgewohnheiten beeinflußt?

David: Ich denke, ich bin heute unentschlossener. Immer öfter habe ich das Gefühl, das ich nichts gutes zum Hören habe.

nicorola: Wenn Apple einen deiner Songs für einen ihrer Werbespots haben wollen, wie würdest du reagieren?

David: Hurra! Ich bin ein großer Fan von Apple. Da ich ein Grafik-Designer bin besitze ich eine Menge dieser Firma, und ich denke im Bereich des Desktop Publishing haben sie eine Menge bewegt.

nicorola: Was hälst du als Künstler von der aktuellen Lage der Musikindustrie? Gibt es für Newcomer wie dich heutzutage bessere Chancen?

David: Ich denke das heutige Musikbusiness ist sehr seltsam. Am unteren Ende der Pyramide gehen die Leute unheimliche Risiken ein, an der Spitze wird fast nichts riskiert. Diese Pyramide ist momentan aber schon sehr flach, was für Newcomer wie mich natürlich von Vorteil ist.

nicorola: Bei Muxtape kann man sich dein Debüt in voller Länge anhören. Denkst du, das ist heutzutage eine Notwendigkeit?

David: Ich denke, das ist eine großartige Möglichkeit für Künstler, um möglichst vielen Leuten da draußen ihre Musik vorzustellen. Ich denke, Leute kaufen Musik, um sie zu besitzen, nicht um sie zu hören. Also warum sollten sie sie nicht umsonst hören? In meinem Fall ist die Musik nicht sehr eingängig und braucht ein paar Durchgänge. Ich habe nicht das Gefühl, das ich meine Musik durch das Streaming-Angebot „verschenke“.

nicorola: Liest du Musik-Blogs? Wenn ja, welche?

David: Ja. Ich lese The Fader und ab und an Pitchfork, Said The Grammophone und die Asthmatickitty.com Sidebar.

nicorola: Was magst du an Musik-Blogs?

David: Eingebettete Musikvideos und lange, verärgerte Kommentare.

nicorola: Auf deiner Webseite schreibst du: „Musik fühlt sich weniger nach Streben nach Anerkenung als vielmehr nach Leben an“. Was genau meinst du damit?

David: Die Autorin Debbie Blue hat dieses Bild von Strebsamkeit versus Lebenslust immer und immer wieder in ihrem Werk thematisiert. Ich denke es geht um das Gefühl, das dieses Thema, mit dem ich mich beschäftige, mir etwas Reales zurückgibt und nicht nur Energie und Hoffnung aus mir heraussaugt. Es gibt mir Hoffnung und ist eine Quelle des Mitgefühls.

nicorola: Du bist gerade in der Graduate School eingeschrieben und machst deinen Master of Fine Arts in Grafik-Design, außerdem unterichtest du Bildhauerei und arbeitest noch als Freiberufler im grafischen Bereich. Ist Musik eher eine Art Hobby für dich? Oder möchtest du eines Tages von deiner Musik leben können?

David: Ich bin in Sachen Musik sehr engagiert. Ich würde sehr gerne eine Menge Zeit damit verbringen, mich voll und ganz auf die Musik zu konzentrieren. Momentan mag ich es allerdings, zwischen den beiden Polen Musik und Grafik-Design zu balancieren.

nicorola: Bitte nenne eine Band oder einen Künstler, den deiner Meinung nach mehr Leute hören sollten.

David: Oh man, da gibt es so viele. Aber ich bleibe mal bei einem für den Moment. Ich höre in letzter Zeit unheimlich viel von Vollmar. Justin Vollmar hat eine handvoll Platten bei Blue Sanct veröffentlicht und einige freie Sachen wie seine Campfire Songs. Wirklich wunderbare, sehr poetische Sachen.

nicorola: Möchtest du meinen Lesern noch etwas sagen?

David: Geht los und besorgt euch etwas Softeis.

nicorola: Danke für das Interview!

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