Das neue Lambchop Album wird wie bereits erwähnt der neuen Ausgabe des Rolling Stone beiliegen und ist damit abgesehen vom kleinen Mehrpreis von 1,40 Euro quasi umsonst zu bekommen. Ein Schritt, der vor allem im Einzelhandel nicht auf Gegenliebe stößt. Die Media Saturn Holding erwägt, die Platte nicht in die Regale ihrer Media Markt- und Saturn-Filialen zu stellen. Einige Media Markt Filialen planen sogar, das gesamte Repertoire zu entfernen. Eine radikale Antwort auf einen radikalen Vertriebsweg? Ich durfte City Slang-Chef Christof Ellinghaus ein paar Fragen zu den Geschehnissen stellen.
nicorola: Wie habt Ihr von dem Vorhaben der Media Saturn Holding erfahren, das neue Lambchop Album nicht in die Reagle zu stellen?
Christof Ellinghaus: Per E-Mail von unserem Vertrieb. Die Solventa (guter Name auch) Holding, die Media und Saturn kontrolliert, die reden ja nicht wirklich mit uns. Deren Lieferant ist unser Vertrieb…
nicorola: Eure erste Reaktion darauf?
Christof Ellinghaus: „Oh, da hab ich meinem Künstler Kurt Wagner/Lambchop aber einen Bärendienst erbracht.“ Und dann gleich, „Menno, warum sehen die denn nicht die Chance, die in dieser Aktion eigentlich steckt?“
nicorola: Die Musikwoche zitiert Christof mit den Worten, die „Reaktion sei „völlig akzeptabel“, die Lambchop-Kampagne sei „wirtschaftlich nicht klug“. Warum dann dieser Schritt?
Christof Ellinghaus: Das hab ich jegtzt schon so oft erzählt. Bei Lambchop denke ich nicht mehr in Alben, ich denke in Dekaden. Wir arbeiten mit Kurt seit 14 Jahren. Zehn reguläre Alben. Er wird 50 dieses jahr. Er ist einer meiner besten Freunde über die Jahre geworden in diesem blöden Geschäft. Ich wollte nicht zuschauen wie seine Karriere langsam aber sicher ausläuft, nur weil die Medien nur noch Zeit haben für neue Bands und ihre Debüt-Alben, oder aber Million-Seller….
Zu „akzeptabel“. Ja, ich finde es akzeptabel, wenn jemand mir sagt: „Du, die Platte brauchen wir uns nicht ins Regal stellen, wenn sie jemand anders zehntausendfach verschenkt.“ Aber den ganzen Katalog boykottieren…?
nicorola: Was erhofft Ihr Euch von der ganzen Aktion?
Christof Ellinghaus: Einen zweiten Karriere-Frühling für Lambchop
nicorola: Wird der Boykott Eurer Meinung nach einen großene Einfluss auf die Verkaufszahlen des Albums haben?
Christof Ellinghaus: Ja klar. Wir werden kaum was verkaufen. Wir verschenken ja hauptsächlich.
nicorola: Was sagt eigentlich die Band selber zu dieser relativ neuen Art des
Vertriebs?
Christof Ellinghaus: Kurt Wagner fand die Idee gut. Na klar. Seine Musik wird 50.- oder 60.000 Leuten frei Haus geliefert. Mehr oder weniger.
nicorola: Plant Ihr weitere Aktionen, die in eine ähnliche Richtung gehen?
Christof Ellinghaus: Du könntest auch fragen: Plant Ihr Euch zu einem bestimmten Datum umzubringen oder seid Ihr frei in der Zeitplanung?
🙂
nicorola: Vielen Dank!
Kommentare
5 Antworten zu „Interview: City Slang und der Lambchop-Boykott“
@carsten – Ich glaube den Scherz mit den alten Scheiben kannst Du dir nur in einigen Media Märkten erlauben. Und nach eigener Prüfung am Freitag scheint das zumindest für die Filiale im Alexa (Berlin) zu stimmen.
also ich fande die aktion sehr gut. habe die platte nun auch ein paar mal gehört und erfreue mich sehr daran. ein paar der älteren sachen sollte ich wohl einmal nachkaufen. wie wärs, ich frage einfach mal bei saturn nach der neuen und natürlich nach all den alten fehlenden scheiben 🙂
@Tom – Sorry, ein Tippfehler. Habe ich korrigiert. Danke für den Hinweis!
Wer ist denn der „Christoph“ aus Frage 3? Oder sollte das nur ChristoF heißen? So verstehe ich den Zusammenhang irgendwie nicht.
Plant Ihr Euch zu einem bestimmten Datum umzubringen oder seid Ihr frei in der Zeitplanung?
Großartig. Hoffen wir, dass Kurt einen zweiten Frühling erlebt. Es ist ihm von ganzem Herzen zu wünschen, denn er schreibt großartige Songs und tourt sich einen Wolf.