Angelika Express. Ein Name, der vielen wohlige Schauer über den Rücken jagt. Man denkt sofort an „Teenage Fanclub Girl“ oder auch an „Geh doch nach Berlin“. Wunderbare Musik. Aber 2005 war nach über 250 Konzerten, 2 Studioalben, einem Livealbum, 2 EPs und diversen Singles überraschend Schluß.
Um so erfreulicher, das Robert Drakogiannakis nun unter dem Namen Angelika Express wieder Musik macht. Alleine diesmal, abseits der klassischen Pfade. Auf seinem Blog stellt er jede Woche einen neuen Song vor und bietet ihn zum kostenlosen Download an. Und er twittert auf eine Art, die ich für sehr interessant halte. Durch den Kommentar von K. Tator und schließlich von Robert selber kam ich auf die Idee, mit ihm ein kleines Interview zu führen. Nach kurzer Kontaktaufnahme sagte Robert zu meinem Glück zu.
nicorola: Ihr habt euch damals mit folgenden Worten aufgelöst: „Wir – die Gruppe Angelika Express – verabschieden uns bis auf weiteres aus dem Showgeschäft um anderen Betätigungen musikalischer und ähnlicher Art nachzugehen.“ Warum eigentlich?
Robert: Tjaja, da gibt’s diverse Gründe. Hauptsächlich weil das Bandkonglomerat inklusive Umfeld zur Stressquelle wurde. Zudem sind die Interessen von mir und meinen Ex-Companeros peu a peu auseinander gedriftet. Die Jungs wollten dann eben lieber was anderes machen. Ich selber hatte gerade Planetakis auf der Pfanne, da war ich dann nahtlos mit was neuem am Start. Tante Angelika hatte sich eine Pause verdient.
nicorola: Im Nachhinein der richtige Schritt?
Robert: Vielleicht ja. Eventuell hätten wir sonst irgendwann am Rad gedreht, wir haben ja haltlos viel gespielt und einen auf Rock n Roll gemacht. Es tut auf jeden Fall gerade gut quasi bei null anzufangen und das „Projekt Angelika“ unter anderen Vorzeichen wieder neu zu beginnen.
nicorola: Was hast Du seitdem gemacht?
Robert: 2 Alben und jede Menge Konzerte mit dem Elektropop Duo Planetakis das aus der Sängerin und Synthiespielerin Jenny und mir besteht. ( planetakis.com )
nicorola: Und Jens und Alex?
Robert: Haben eine Gruppe namens Overschmidt und spielen in diversen Bands mit, oft als Tourmusiker. Die sind nämlich schweinegut an ihren Instrumenten, richtig studierte Musiker mit Notenlesen und allem drum und dran.
nicorola: Hast Du noch Kontakt?
Robert: Naja, nicht wirklich viel. Alex hab ich aber neulich bei einem Konzert von Klee gesehen, wo er jetzt Percussion spielt. Passt vorzüglich.
nicorola: Wann reifte in Dir der Gedanke, unter dem Namen Angelika Express wieder Musik zu machen?
Robert: Ende 2007 überkam mich eine heftige, unerklärliche, innere Unruhe. Ich habe automatisch zur Gitarre gegriffen und sofort wieder Angelika Songs geschrieben. Es war quasi stärker als ich.
nicorola: Wie kamst du auf die Idee, wöchentlich einen Song kostenlos auf deiner Seite anzubieten?
Robert: Um mal von der oldschooligen Idee eines Albums wegzukommen. Mich interessieren neue Präsentationsformen für Indiemusik. Vielleicht sind wir ja gerade in so einer Art Gründerzeit und da will ich dann bittescheschön gerne mitmischen. Zudem mag ich einfach den Gedanken ganz diszipliniert jede Woche abzuliefern. Eine interessante Herausforderung.
nicorola: Sind die Songs bereits länger fertig oder schreibst Du sie innerhalb der Woche, die zwischen den Veröffentlichungen liegen?
Robert: Sowohl als auch. Es gibt Songs die brauchen ziemlich lange um zu reifen, z.B. „Was wollt ihr alle“. Andere Lieder sind einfach sofort da und wollen nur noch ordentlich aufgenommen werden. Im Prinzip werde ich aber jede Woche mindestens einen neuen Song schreiben. Ein paar hab ich jedoch trotzdem noch in der Hinterhand, man weiss ja nie ob einem nicht irgendwann ein fieser „writers block“ den Strich durch die Rechnung machen will.
nicorola: Wo nimmst Du die Songs auf?
Robert: Ich habe schon immer zuhause viel im eigenem Studio aufgenommen und gemischt. Mitunter gehe ich auch in einen Proberaum oder ein anderes Studio.
nicorola: Kannst Du dir vorstellen, noch mal einen Album auf dem klassischen Weg zu veröffentlichen?
Robert: Vielleicht als selektive Zusammenfassung der Internetsongs, mit neuen Versionen, Bonustracks, Spezialitäten und Schweinereien in einer echt slicken Verpackung. Aber eigentlich würde ich noch viel lieber was anderes ausprobieren. Ich spiele nämlich gerade mit dem Gedanken Unikate herzustellen, also von jedem Song jeweils nur eine einzige 7inch Vinylsingle zu pressen mit individuellem Artwork und dann bei Ebay zu versteigern. Sozusagen das elitäre Gegenteil der demokratischen MP3, das perfekte Sammlerstück.
nicorola: Was hältst Du von den Vertriebswegen, die Radiohead und die Nine Inch Nails beschritten haben?
Robert: Clevere Bürschchen.
nicorola: Siehst Du da eine mögliche Zukunft für Musiker?
Robert: Wenn man sowieso groß im Geschäft ist geht einiges. Ich bin aber nun mal kein weltberühmter Star wie Trent Reznor und muss diverseste Wege beschreiten um mich und meine Musik zu finanzieren. Konzerte, Merchandise, Verlagstantiemen, Itunes, mal sehen. Vielleicht auch Sachen an die ich jetzt noch gar nicht denke. Ich habe auf jeden Fall Lust zu experimentieren und mal zu schauen wohin die Reise geht.
nicorola: Du hast einen Blog und einen Twitter-Account. Inwieweit siehst Du hier einen Nutzen für einen Musiker wie dich?
Robert: Es hilft die Distanz zum Publikum zu verkürzen. Jeder mit Internet kann den Schaffensprozess verfolgen und sofort und jederzeit Feedback geben. Der Angelika Blog dokumentiert die wichtigsten Steps und ist so etwas wie ein nie endendes Album mit dazugehörigen Linernotes. Twitter hingegen zeigt eher die kleinen Schritte und Inspirationen. Schade nur daß man bei Twitter keine Sounddateien und Photos einstellen kann.
nicorola: Wie ist das Feedback seitens Deiner Fans?
Robert: Bin sehr erfreut! Insbesondere wenn mir Leute per Email schreiben wie sehr sie Angelika vermisst haben und das es ihnen echt was bedeutet das es jetzt weitergeht. Da bin ich schon etwas ergriffen. Manche alten Fans sind aber erst mal etwas skeptisch aufgrund der Tatsache das ich alleine aufnehme, lassen sich aber nach dem goutieren eben jener Aufnahmen dann meistens doch überzeugen. Es ist eben immer noch der olle, verschrummelte Angelika-Sound.
nicorola: Wird es Angelika Express noch einmal in der ursprünglichen Besetzung geben?
Robert: Nö. Die Zukunft wird anders. Treff mich gleich im Proberaum mit zwei Kerlen von denen ich weiss das sie übel rocken können. Mehr wird noch nicht verraten.
nicorola: Gibt es Tourpläne?
Robert: Ich denke im Herbst wird getourt.
nicorola: Möchtest Du meinen Lesern noch etwas sagen?
Robert: 1. Tomaten nie im Kühlschrank aufbewahren, das versaut das Aroma.
2. Nicht zu viel fernsehen.
3. Ab und zu Teenage Fanclub hören. Ist gut für die Seele.
nicorola: Vielen Dank für das Interview!
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Kommentare
2 Antworten zu „Interview: Angelika Express“
Sehr interessantes Interview, danke dafür.
>> Angelika Interview auf Nicorola.de >> http://tinyurl.com/6cq9v4