Auf einmal war da diese Werbung. Spätestens da wurde mir klar, das Veckatimest von Grizzly Bear eine Konsensplatte ist. Eine, zu der man gut Latte Macchiato oder auch Rotwein trinken kann und die man trotzdem nie so laut dreht, als dass sie die gepflegte Konversation stören würde.
Auf dem Nachfolger Shields unternahm die Band allerdings keinen Versuch, diesen Ansatz zu wiederholen. Im Gegensatz zu Veckatimest wirkte diese Platte weitaus zerfranster, schlingernder und bei den ersten Durchgängen auch sperriger.
Das fünfte Album mit dem Titel Painted Ruins lässt diese Sperrigkeit vermissen und gibt sich zugänglicher. Die Einflüsse der Sechziger und Siebziger werden hier noch stärker herausgearbeitet. Die Beach Boys, Folk, Psychedelia und Progressive Rock stehen immer noch Pate für den Sound von Grizzly Bear, welcher aber zum ersten Mal nicht mehr durch Indie Rock angereichert wird.
Retro-Sound bedeutet aber nicht zwangsläufig Retro-Song. Die Band schmiedet aus bekannten Pop-Strukturen, mehrstimmigen Harmonien und instrumentalen Zwischenspielen modern und einzigartig klingende Songs.
Diese Einzigartigkeit hat aber ihren Preis. Painted Ruins ist noch mehr Album als seine Vorgänger. Mourning Sound und Neighbors sind die einzigen Songs, die als Singles eigenständig funktionieren. Die restlichen Songs ordnen sich dem Fluss des Albums unter.
Als Hörer muss ich also Geduld mitbringen, um mich diesem Werk zu nähern. Wirkte der Vorgänger noch sperrig, so wirkt Painted Ruins fast beiläufig. Beim ersten Hören macht sich sogar so etwas wie Langeweile und Enttäuschung breit.
Erst nach und nach weicht die Enttäuschung einer punktuellen Begeisterung. Aber so richtig mitgerissen bin ich noch immer nicht, und ich befürchte, das wird sich auch nicht mehr ändern.
Ich gebe es gerne zu: ich möchte Painted Ruins großartig finden und am Ende des Jahres in meine Top Ten hieven. Aber trotz all der vorhandenen Begeisterung entweicht mir hier und da ein Seufzer. Leider nicht aus Entzückung, sondern aus Gleichgültigkeit.
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