Get Well Soon – The Lufthansa Heist (Review)

„Bei der ersten EP weiß ich nicht genau, ob es eine verfrühte Midlife-Crisis oder eine zweite Pubertät war, ein reiner Anfall von Nostalgie oder eine Sinnkrise, die zur Frage führte: Warum hab ich damit nur angefangen? Jedenfalls hat es mich zurückgeführt zu der Musik, wegen der ich damals eine Gitarre haben und eine Band gründen wollte. Ich glaube, das hieß mal College-Rock oder so. Und ich schwöre, ich habe wieder Pickel gekriegt, als ich die Songs aufgenommen habe.“

Das mit den Pickeln ist natürlich ärgerlich für das Wohlbefinden und die Ausstrahlung, aber ich als Hörer kann attestieren: sie haben sich in jedem Fall gelohnt. Das letzte Studioalbum „The Scarlet Beast O’ Seven Heads“ war ein bombastisches, orchestrales Stück Musik mit grandios arrangierten Stücken irgendwo zwischen Filmmusik, Dean Martin, italienischem Sommer und Endzeitstimmung. Nun also ein Schritt zurück zu den unbekümmerten Anfangstagen.

Tatsächlich denkt man beim ersten Hören an College Rock, an die Anfänge des Grunge und ganz allgemein an Gitarrenmusik amerikanischer Prägung. Der Opener „The 4-3 Days“ bietet nach kurzem Verzerrer-Intro ein nahezu klassisches Riff mit crunchigen Gitarren. Aber schon mit der ersten Gesangslinie wird klar: egal von welcher Musikrichtung, Mode oder Zeitperiode sich Konstatin Gropper künstlerisch beeinflussen lässt, es klingt in seiner Interpretation immer nach Get Well Soon. Auch im folgenden „A Night At the Rififi Bar“ webt er den Pixies-Einfluss geschickt in den Song.

Die EP „The Lufthansa Heist“ ist die erste von drei für den November geplanten Veröffentlichungen. Sie ist nicht nur die rockigste, sondern auch die beste der drei EPs . Allen voran mein absoluter Lieblingssong „The Pope Washed My Feet In Prison“, welcher mich an eine Mischung aus Krautrock, Pulp und Phillip Boa erinnert und bereits einer meiner Top-Songs des Jahres 2014 ist. Diese euphorische Melancholie ist ansteckend und sollte sich live zu einem Kracher entwickeln.

„SciFi Gulag“ kommt ein wenig verhaltener daher, wartet aber ebenfalls mit großer Geste und ausladender Melodieführung auf. Das abschließende „Staying Home“ drückt dann noch einmal aufs Gaspedal und bildet den abschließenden Hit, der dafür sorgt, dass die „The Lufthansa Heist EP“ im Gedächtnis bleibt und der Drang nach nochmal, nochmal, nochmal unglaublich groß ist.

8/10

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