Get Well Soon – Love (Review)

Nachdem Ende letzten Jahres drei EPs von Get Well Soon erschienen, folgt nach einem Wechsel der Plattenfirma nun endlich ein neues Studioalbum. Konstantin Gropper singt darauf von der Liebe: „Love“.

Die Liebe also. Ein großes Wort. Wie „Pop“. Einfach auszusprechen, komplex zu fühlen. Und so soll das neue Album klingen: ungewohnt hell und poppig. „Love“ sei ein Album voll mit Zuckerwatte, Lebkuchenherzen und stark geschminkten Figuren. Aber natürlich verweilt es nicht lange an dieser Oberfläche.

Hinter der Maske verbirgt sich eines der größten Themen der Kunstgeschichte und „wahrscheinlich das schwierigste überhaupt,“ meint Gropper, „wenn man es ernst damit meint.“ Er scheint es ernst zu meinen. Allerdings gibt er auch unumwunden zu, dass er von der Liebe keine Ahnung hat. Trotzdem beantwortet er auf seinem neuen Album eine Menge Fragen. “It’s Love”, “It’s A Tender Maze”, “It’s A Mess” uns “It’s A Fog” heißen die Antworten auf die unvermeidlichen Fragen.

Musikalisch klingt das alles ungewöhnlich locker und befreit. Aber passend zum großen Thema gibt es natürlich auch Schattenseiten, und ein Album von Get Well Soon ohne melancholische Töne wäre irgendwie nicht richtig. Es gibt opulenten Breitwand-Sound zu hören, klare Achtziger-Reminiszensen, spannenden Falsett-Gesang und große Gesten.

Ich merke meistens ziemlich schnell, ob sich ein Album zu einem meiner Favoriten entwickeln wird. Denn der Ablauf ist fast immer derselbe: nach dem ersten Durchlauf bin ich enttäuscht oder ernüchtert; aber da sind so zwei, drei Passagen oder Melodien, die mich aufhorchen lassen.

Und ein Lodern, das entfacht wurde. Dieses Lodern sorgt bei mir dafür, dass ich das Album unbedingt noch einmal hören muss, obwohl ich eigentlich gar nicht begeistert bin. Dann drücke ich wieder auf Play. Und es tauchen mehr Melodien, Passagen oder Refrains auf, die bei mir etwas auslösen.

Genau diesen Prozess durchlief auch „Love“. Wobei ich zugeben muss, dass das Lodern dieses Mal doch sehr schwach war, aber da es sich bei Get Well Soon auch um so ein Fan-Ding geht, reichte mir das. Mir geht zwar ein wenig das cineastische und folkloristische Erlebnis der vergangenen Alben ab, aber Get Well Soon öffnen sich der Liebe und dem Pop, und wie könnte ich da widerstehen?

„Love“ erscheint am 29.01.2016


Kommentare

4 Antworten zu „Get Well Soon – Love (Review)“

  1. „Ich merke meistens ziemlich schnell, ob sich ein Album zu einem meiner Favoriten entwickeln wird. Denn der Ablauf ist fast immer derselbe: nach dem ersten Durchlauf bin ich enttäuscht oder ernüchtert; aber da sind so zwei, drei Passagen oder Melodien, die mich aufhorchen lassen. Und ein Lodern, das entfacht wurde. Dieses Lodern sorgt bei mir dafür, dass ich das Album unbedingt noch einmal hören muss, obwohl ich eigentlich gar nicht begeistert bin.“

    Lustig, genau so geht es mir auch oft (gerade mit den Lana-Alben).
    Auf das GWS-Album bin ich mal gespannt, hab’s noch nicht gehört.

    1. Ja, Lana Del Rey ist da auch so eine Spezialistin 🙂 Bin gespannt, wie du es findest.

  2. Danke für den Hinweis! GWS = immer instant classic.
    Finde es aber komisch, dass weder das Datum der Veröffentlichung noch die erste Videoauskopplung eingebunden wurden? Ist nicht böse gemeint, ich habe so weiter gestöbert (was nicht allzu schwierig und lang andauernd war) und es auch gefunden; ist nur eine Anmerkung.

    1. Danke für deinen Hinweis, Tobias. Du hast völlig recht. Habe ich ergänzt.