Vor etwas über einem Jahr, im März 2014, trat die Londoner Band Gengahr ins Rampenlicht der Indie-Welt. Ihr Song „Fill My Gums With Blood“ ist ein geschmeidiger Psych-Pop-Song, in dem es irgendwie um Vampire und Liebe geht.
Im Lauf der kommenden Monate veröffentlichte die Band in schöner Regelmäßigkeit weitere Songs bei Soundcloud, und soweit ich das überblicken kann, landete jeder einzelne in einer meiner Mixahulababy-Playlisten. Natürlich war meine Vorfreude auf dieses Debüt entsprechend groß. Wie würde sich die Musik des Quartetts auf Albumlänge bewähren?
Nach den ersten Durchläufen war ich doch ein wenig ernüchtert. Im Jahr 2015 ist es natürlich schwierig, einigermaßen originell zu klingen. Hier muss der Mittelweg zwischen offensichtlicher Inspiration und eigener Idee gefunden werden.
Dies gelingt Gengahr auf ihrem Debüt größtenteils ziemlich gut, einige Songs brillieren mit tollen Ideen, geschickten Wendungen und zwingenden Melodien. „Dark Star“ und „Embers“ sind zwei Beispiele. „Dark Star“ ist fast instrumental, der Gesang ist unter den Schichten des Songs versteckt und kommt nur gelegentlich an die Oberfläche, um ein wenig Luft zu holen. Schade ist nur, dass dieser Song schon so schnell wieder vorbei ist, denn ich habe das Gefühl, hier wäre noch ein wenig mehr möglich gewesen.
„Embers“ beginnt mit der sanften Stimme Felix Bushes und einer flirrenden Gitarre, bevor Schlagzeug und Bass einsteigen und den Song wie einen alten D-Zug vorantreibenden. Allerdings beziehe ich mich hier nicht auf die Wuchtigkeit, sondern eher auf das unbeirrbare Weiterfahren. Da die Rhythmussektion diesen Song laufen lässt, hat die Gitarre genug Raum, um den Gesang auf faszinierende Art zu begleiten. Ein großer Moment auf „A Dream Outside“, und definitv ein Highlight der Platte.
Andere Songs klingen ein wenig zu beliebig und zu sehr nach bereits bekannten Stücken. Das eröffnende Riff von „Heroine“ ist so ein Beispiel. Ich weiß zwar nicht genau, an welchen Song es mich erinnert, aber dieses „Ach ja, klar“-Gefühl ist sofort in meinem Kopf. Hier und da verliert die Band außerdem ein wenig den Fokus und kann mich nicht so recht mitnehmen („Where I Lie“).
Aber trotz dieser kleinen Abstriche ist Gengahr mit „A Dream Outside“ ein beachtenswertes Debüt gelungen. Und wer weiß, vielleicht kommt nach einer kurzen Pause dieser eine Moment, an dem sich die Songs nicht mehr nur wie gute Bekannte, sondern viel mehr wie alte Freunde anfühlen. Das Potential ist da.
7/10
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