Die Stuttgarter Die Nerven sind zurück, um ihren Namen auf der Post-Punk-Landkarte mit dem „Fun“-Nachfolger „Out“ zu verzieren und unmissverständlich klarzustellen, dass jeder Vergleich mit der Hamburger Schule überflüssig bleibt, da sie spätestens jetzt für sich selbst stehen.
„Ein Schatten auf den Straßen / Ein dissonanter Ton“ leiert es einem im Opener „Die Unschuld in Person“ apathisch ins Ohr und damit wird von Anfang an ein gewohntes Bild der Depression transportiert, welches sich durch das ganze Album ziehen und immer wieder von wütenden Stakkato-Eskapaden beiseite geschoben wird. Bei Die Nerven bedeutet das, dass ein Song wie „Gerade Deswegen“ in all seinem erdrückenden Realismus auch das Potenzial zum neuen Indie-Disco-Hit birgt – diesen Sinn für Dynamik, den man vorher auch von Bands wie Keine Zähne im Maul, aber La Paloma pfeifen kannte, beweisen Die Nerven stetig und eindrucksvoll auf den zehn Songs ihres dritten Albums.
Textlich setzen die Schwaben wieder auf die Einfachheit der Worte und lassen damit den Interpretationsraum zu, der von den vielen ruhigen Instrumentalpassagen begleitet wird; Julian Knoth und Max Rieger haben in der Wiederholung ihrer teilweise schon philosophisch anmutenden Hook-Zeilen ihr Stilmittel gefunden und zwingen den Zuhörer damit nicht selten zum Nachdenken. Schon deshalb braucht ihre Musik genau den Raum, den das Trio ihr gibt. Hinter jedem lauten Satz steht ein noch lauteres Satzzeichen, gefolgt von der Ruhe nach dem Sturm.
„Out“ ist eine Talfahrt, die organischer nicht klingen könnte, verantwortlich hierfür zeichnet Produzent Ralv Milberg. Die Nerven haben ihren ohne Höhe- und Tiefpunkte auskommenden Gemütszustand zum dritten Mal mit schrammeliger Gitarre, dröhnendem Bass und peitschendem Schlagzeug erfolgreich vertont und zelebrieren dabei den Nihilismus in bereits vertrauter Manier. Im letzten Song der Platte, „Hast du was gesagt“ klingt dieser mit den Worten „Alles, was ich wollte: Keine Lösung, kein Problem / Ein Remis ohne Zweifel hab ich nicht kommen sehen“ aus.
Am Ende steht ein Album, das nach der gefährlichen zweiten Veröffentlichung zum zweiten Mal beweist, dass sich Gleichgültigkeit auszahlt und das Bild einer Band vervollständigt, die es verdammt ernst meint – vielleicht ohne zu wissen, dass es so ist.
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