Die 10 besten Platten des 3. Quartals 2016

Bereits die ersten beiden Quartale dieses Jahres hielten ein paar Highlights parat. Jetzt sind die nächsten drei Monate vergangen, und ein paar weitere tolle Platten sind dazu gekommen.

Die 10 besten Platten des 3. Quartals

Um dir einen kleinen Überblick zu geben, welche Neuerscheinungen der vergangenen drei Monate ich für absolut hörenswert halte, habe ich hier eine Auflistung der 10 besten Platten der Monate Juli, August und September zusammengestellt.

Vier der zehn besten Platten des dritten Quartals habe ich  noch nicht ausführlich vorgestellt. Das liegt vor allem an meiner mehrwöchigen Sommerpause. Ich habe in der Zeit natürlich auch Musik gehört, aber nicht viel dazu geschrieben.

Am Ende des vierten Quartals wird es keinen Rückblick geben, sonder es folgt der obligatorische Jahresabschluss.

Falls du einige der Platten noch nicht gehört haben solltest, habe ich am Ende eine Spotify-Playliste mit jeweils zwei Stücken des Albums für dich.


Wild Beasts – Boy King

So exponiert und direkt klang die Band bislang noch nie und Boy King markiert einen deutlichen Wandel im Vergleich zum letzten Album Present Tense. Dort herrschte eine nachdenkliche Stimmung vor und die Wild Beasts gaben sich ganz ihrer Faszination für Online-Kultur und elektronischer Musik hin.

Hier gibt es hingegen dicke Beats, schwere Basslines, schwüle Synthies. Das fünfte Album der Wild Beasts klingt nach Disco, nach Glam Rock und nach dicker Hose.

Komplette Kritik lesen.

The Amazing – Ambulance

Flirrende Gitarren, dezentes, fast jazziges Schlagzeugspiel und unauffällige Gesangslinien prägen den ersten Eindruck dieses Albums von The AmazingPerfect Day For A Shrimp und Through City Lights heißen zwei der besten Songs, die sich verstohlen in den Vordergrund spielen und durch ihre unaufgeregte Melancholie überzeugen.

Viele der Stücke entstanden live im Studio, überschreiten die übliche Radiolänge und entfalten einen Jam-Charakter. Darauf muss man sich natürlich einlassen wollen. Hauchzarte Schwermut und großartige, miteinander verwobene Gitarrenparts belohnen die geforderte Geduld.

Komplette Kritik lesen.

The Slow Show – Dream Darling

Weltschmerz und dezente Verzweiflung, das sind die Themen von The Slow Show. Die Stimme von Frontmann Rob Goodwin erinnert nach wie vor an Kurt Wagner von Lambchop und er erzählt seine Geschichte eher, als dass er singt. Aber zu diesen traurigen und zugleich herzerwärmenden Songs kann es keine bessere Interpretation geben als diesen markanten Bariton.

Ich bin nach dem Genuss dieser zehn melancholischen Songs euphorisiert. Ist Dream Darling meine erste richtige Herbstplatte in diesem Jahr? Nein, nicht meine erste, aber dafür meine liebste ♥.

Komplette Kritik lesen.

Preoccupations – Preoccupations

Auf ihrem zweiten Debüt haben die Preoccupations ihren aufregenden Stilmix noch weiter verfeinert und hauen uns einen verdammt großartigen Song nach dem anderen um die Ohren.

Fiebrig, monoton und beklommen.  Auch auf diesem Album gibt  es Post-Punk-Gitarren, krautige Schlagzeugschleifen und düstere Goth-Elemente zu hören. Aber die Songs klingen fokussierter und besitzen jetzt auch einen unwiderstehlichen Popappeal.

Komplette Kritik lesen.

Nick Cave & The Bad Seeds – Skeleton Tree

Nick Cave und seine Bad Seeds waren mitten in den Aufnahmen zum Album, als im Juli letzten Jahres sein 15-jähriger Sohn Arthur tödlich verunglückte. Er experimentierte mit Drogen und fiel in der Nähe des Elternhauses von einer Klippe. Die Trauer um sein Kind veränderte den Musiker.

Obwohl Skeleton Tree ein unfertiges Werk ist, ist es ein Meisterwerk. Schwer zu ertragen, vor allem als Vater. Hier schwingt verdammt viel Unausgesprochenes mit. Wenn ich mich so richtig auf diese acht Songs einlasse, dann habe ich einen Kloß im Hals. Und Tränen in den Augen.

Komplette Kritik lesen.

Jamie T – Trick

Die neueste Platte von Jamie T präsentiert sich als Sammelsurium von Einflüssen und Reminiszenzen an alte und neue Helden. Ich höre The Clash (Tescoland), The Ramones (Robin Hood), Nirvana (Self Esteem) oder auch die Arctic Monkeys (Joan Of Arc) heraus. Diese Einflüsse werden aber durch den Songwriter Jamie T gefiltert und mit einer eigenen Note versehen.

Textlich dreht sich bei Treays um die moderne Gesellschaft, um schwierige zwischenmenschliche Beziehungen, um die sterbende Clubkultur oder einfach um die Vergänglichkeit des Seins. Trotz aller Nachdenklichkeit und Kritik ist diese Platte aber vor allem eins: Höchst unterhaltsam.

Komplette Kritik lesen.

Warpaint – Heads Up

Heads Up klingt direkt und organisch, mit New Song als größtmöglicher Veränderung hin zu einer frech überschäumenden, Disco-inspirierten Pop-Nummer, die wie kaum ein anderer Warpaint-Song bisher als eingängiger Ohrwurm funktioniert.“

So stand es in der PR-Mail, und der Song irritierte mich dann auch sehr. Aber im Endeffekt entpuppte sich die Single nur als Disco-Blendgranate, denn der Rest des Albums ist eine dezente Weiterentwicklung des bekannten Stils. Und den mag ich sehr gerne. Ein großartiges Album.

Messer – Jalousie

Messer haben ihren schneidenden Post-Punk nach dem Weggang des Gründungsgitarristen verfeinert. Das klingt alles immer noch düster, aber gerade mit den beiden Songs Detektive und Der Mann der zweimal lebte haben sie in ihrem Proberaum einen unwiderstehlichen Popappeal entwickelt.

Zum Ende hin wird es mir ein wenig zu düster, aber dennoch ist der Band aus Münster hier ein avantgardistisches Album mit einer Hand voll Hits gelungen.

El Perro Del Mar – Kokoro

Bisher habe ich nicht gerade viel von El Perro Del Mar gehört. So war mein Interesse auch eher mild, als ich mit dem sechsten Album von Sarah Assbring bemustert wurde. Aber schon nach ein paar Songs verwandelte sich das milde in ein reges Interesse, denn die Kombination ihres elektrifizierten Indie-Pops mit fernöstlichen und afrikanischen Klängen ist gelungen und mitreißend.

Und nebenbei schüttelt sie mit Kouign-Amman auch noch einen richtig tollen Hit aus dem Ärmel. Eine unbeschwerte Platte, die mir diverse Sommerstunden versüßte.

Slow Down Molasses – 100% Sunshine

Slow Down Molasses heißt übersetzt in etwa: verlangsamender Sirup. Toller Name. Die fünfköpfige Band kommt aus Saskatoon in Kanada und spielt allerfeinsten Dream Pop bzw. Shoegaze. Oder anderes ausgedrückt: das Spektrum reicht von Velvet Underground bis Mogwai.

Die unruhigen Songs sind drängend und mitreißend. Vielleicht fehlt hier und da noch ein wenig Feinschliff, denn oft steht der Sound vor dem Song, aber das tut meiner Begeisterung keinen Abbruch.



Kommentare

2 Antworten zu „Die 10 besten Platten des 3. Quartals 2016“

  1. Hallo Nico, herzlichen Dank für Deine letzten Posts! Endlich etwas, was man der Körpervertzung durch öffentlich rechtliche Sender wie NDR2 und WDR1Live entgegensetzen kann. Und ich bin der Auffassung, dass Emma Ruth Rundle und Slow Show mit den von Dir besprochenen Alben nicht nur den perfekten Soundtrack zum Herbst geliefert haben, sondern die beiden besten CD’s des Jahres 2016 vorgelegt haben – ich bezweifele, dass da noch Besseres in den verbleibenden Monaten nachkommt. Soweit einzelne Kritiker hinsichtlich Slow Show rumgemäkelt haben, diese würden zu sehr nach Lambchop klingen (FAZ), haben die die Musik nicht verstanden: Slow Show sind eindeutig besser als Lambchop! Einziger Dissens zwischen uns: bei Emma Ruth Rundle würde ich als Tophit immer Medusa empfehlen und nicht Marked for Death – aber das sind wirklich Nuancen! Unendlich viel Dank für diese beiden Empfehlungen! Beste Grüße, Arvid

    1. Hallo Arvid, vielen Dank für deine lieben Worte. Zu diesen beiden Alben würde ich noch die Nick Cave-Platte hinzufügen, auch wenn sie schwer verdaulich ist.

      Und du hast recht, ‚Medusa‘ ist ebenfalls fantastisch. Mir gefällt der Titelsong aber eine Spur besser 🙂